Saisonabschluss in Leogang

Kersten BognerRennen

Fotos: Friedrich Simon Kugi

Das fünfte und letzte Rennen der 2022er auner Austrian Gravity Series ging im legendären Worldcup-Ort mit Glamour über die Bühne.


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LOOK Trail Fusion

Wie es sich für großes Kino gehört, behielt sich die österreichische Downhill-Rennserie den Höhepunkt für den Schluss auf, denn ehrwürdiger hätte der Rahmen für die Serienentscheidung wahrlich nicht sein können. Und als ob das noch nicht genügt hätte, sorgte einer der derzeit schnellsten Downhiller der Welt, nämlich Weltcup-Vierter Andreas Kolb, für das Flair-I-Tüpfelchen an diesem grandiosen Renntag. Der Schladminger machte natürlich keine Gefangenen und fegte als Vorläufer und mit Bestzeit ins schöne Leoganger Tal.

Christoph Handl Sieg aAGS Leogang
King of the Bongo Bongo 2022, Christoph Handl.

Nachdem Sonderurlaub beantragt und genehmigt wurde ging es für uns schon am Freitagmorgen Richtung Salzburger Land. Wenn aAGS in Leogang mit Kaiserwetter Ziel ist fährt man sogar an Schladming gern vorbei (zwei Tage später haben wir uns aber doch noch auf der Planai endgültig planiert). Bald darauf rollten wir jedenfalls aus der Mittelstation der Asitzbahn am Worldcup-Starthaus vorbei Richtung aAGS Startzelt. Als Leogang-Novize war bereits die Anfahrt über die mir bisher nur aus Red Bull-TV bekannten Baumstumpen ein absolutes Highlight. Die Erkundung des Bongo Bongo war dann auch sehr lässig.


Die Strecke

Der Bongo Bongo Trail war also die finale Bühne und der Bikepark Leogang erstmals seit Bestehen des österreichischen Downhill Cups als Austragungsort mit von der Partie. Knapp 130 Teilnehmer versuchten sich an der für das Rennen leicht adaptierten Strecke, welche einen selektiven Mix aus Wurzelteppichen, Steinfeldern, Gatsch, Ruts, Holzbrücken und Highspeedpassagen bot. Auf den teils engen und steilen Holzbrücken das Renntempo richtig zu dosieren war wohl für viele Teilnehmer eine neue Erfahrung. Zweimal gab es die Möglichkeit den bekannten, schwarz eingestuften Bikeparktrail vorsätzlich zu verlassen. Einmal hieß es dabei eine Schlammfurche zu treffen um eine Kurve weiter um die engste Gatschwurzelkehre der Saison zu sliden, denn fahrbar war der Abschneider eher nicht. Also bis auf gröbere Sprünge alles geboten was das Downhiller-Herz begehrt.  

Der Bongo Bongo bot zahlreiche Möglichkeiten zur Bodenprobe.

Nachwuchs-Downhillboom

Die Ausgangslage um den Gesamtsieg war in vielen Klassen noch mehr als spannend. Bei den Jüngsten der U13 bestätigte Johannes Schwarz von der Sportunion Hinterbrühl seine Favoritenrolle und siegte vor Max Höller und Valentin Berger. Johannes darf sich auch über den Gesamtsieg der aAGS U13 vor Max und Dominik Weibel freuen.

Fünf Teilnehmerinnen gingen in der U15-Kategorie der Mädels an den Start. Damit ist diese Altersklasse bei den weiblichen Teilnehmerinnen was Anzahl und Zeiten betrifft die absolute Königsklasse. Während Emma Bindhammer in der U17 sowie Steffanie Grossmann bei den Juniorinnen/Frauen (wir gratulieren beiden auch zum Gesamtsieg in den jeweiligen Klassen) als Solistinnen an den Start gehen mussten, gab es in der U15 ein hochklassiges Duell zwischen der Seriensiegerin Rosa Zierl und der heuer erstmals in der aAGS angetretenen Vorarlbergerin Lina Frener. Letztgenannte lag am Ende nur knapp eine Sekunde hinter den 2:42 min der Tirolerin Zierl, welche mit ihrer Zeit auch in die Top 10 des mit 28 Teilnehmern extrem stark besetzten Teilnehmerfeldes der gleichaltrigen Burschen gefahren wäre.

Benjamin Kowald
Der Fünfte der U15, Benjamin Kowald, fliegt über eine der zahlreichen Wurzelpassagen.

Veni, vedi, vici hieß es da gleich mal für Mo Berka und seine 2:33 min auf dem Ziel-Display. Damit wäre er zum Beispiel Zweiter bei den Junioren- oder Achter in der Eliteklasse geworden. Die Mo’s von der Sportunion Hinterbrühl haben’s offensichtlich drauf, wir hoffen auf weitere Starts im kommenden Jahr. Paul Schmiedinger und Aris Fritsch, der damit auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung vorstieß, vervollständigten das Podium. Nepomuk Orthacker stand schon vor Leogang als Gesamtsieger fest und Felix Fasl darf sich über Platz 3 Gesamt freuen.


Geheime Königsklasse

Habe ich Mo Berka vorher an die zweite Stelle der Junioren gedacht, muss ich insofern relativieren, dass ich dabei die Burschen der U17 nicht eingerechnet habe. In einer Tages-Gesamttageswertung (ohne Kolb) hätten die beiden Erstplatzierten Julian Koch (2.26) und Oliver Vogl (2:27) die Plätze 2 und 3 overall belegt. Der Localhero Julian setzte sich mit den Plätzen 2 in Königsberg, 3 in Kope, sowie den drei Siegen in Lienz, Semmering und eben auf seinem Hausberg nicht nur überlegen an die Spitze der Gesamtwertung, er wird – soviel darf ich verraten – auch als Young Gun im ersten LINES des kommenden Jahres unsere Fragen beantworten. Dritter wurde Moritz Feichtinger. In der Gesamtwertung belegten Marco Fender und Paul Sonnleitner die Plätze hinter Koch. Beachtenswert ist mit 34 Startern auch die Teilnehmerzahl der damit auch quantitativ stärksten Klasse der aAGS.

Dass der Gesamtsieger der Juniorenklasse, David Geiler, auf seinem Hausberg über 20 Sekunden auf den Sieger und Gesamtzweiten Kilian Tegethoff (2:30 min) verloren hat, liegt wohl an einem Hoppala welches er in Anbetracht der Umstände verschmerzen kann. Das Leoganger Podium vervollständigten Leo Freund und Christoph Scheffczyk, Gesamtdritter der aAGS-Juniorenwertung wurde Fabian Schürz.

Local Hero Julian Koch holte sich Tages- und Gesamtsieg in der U17.

Königsklasse

King of the Bongo Bongo und Ehrenretter der Herren wurde Christoph Handl, der mit 2:21.45 min die Tagesbestzeit (exkusive Kolb) erzielte. Zweiter in Leogang und Sieger der aAGS wurde Valentin Rohrmoser. Der Italiener Joachim Noflatscher komplettierte das Leoganger Podium, in der Gesamtwertung finden sich dort Luca Rücklinger an zweiter Stelle und der Ungar Marcell Ferenczi mit seinen zwei Siegen am dritten Gesamtrang.  

Morgendlicher Nebel am Bongo Bongo.

Bei den Masters I meldete sich Jörg Neuhart nach Verletzung eindrucksvoll am ihm bestimmten Platz ganz oben am Podest zurück, gefolgt von Mathias Rauchegger und Paul Mayer. Nach zwei verpassten Rennen reichte es bei Neuhart damit noch für den zweiten Platz gesamt hinter Johannes Achleitner und vor Mathias Rauchegger.  

Bei den Ältesten (der Masters II) stand in Leogang diese Saison erstmals Johann Neumüller ganz oben am Stockerl und mein Racingkollege Thomas Pfaller belegte den dritten Platz. Ich durfte mich nach einem Missgeschick „over the bars“ noch über den zweiten Platz freuen, was auch den Gesamtsieg der Masters II-Klasse vor Thomas Pfaller und dem Tschechen Milan Suchomel bedeutet. 

Von links: Joachim Notflatscher, Sieger Christoph Handl, Valentin Rohrmoser.

Nachdem die Podestbelegschaften der Masters erfreulicherweise mit Stiegl-Bierkisten ausgestattet wurden (danke an den Bikeklub Leogang für die nachahmenswerte Geste) kam auch Andreas Kolb noch auf ein Plauscherl vorbei und ließ uns Alte und den Jüngsten ein bisschen am Erlebten und Geplanten teilhaben. Ahja, die Zeit von Andreas Kolb darf ich ebensowenig verraten wie seine Pläne für die 2023er Saison. Aber soviel ist sicher, seine Saison war heuer kürzer als unsere, denn beim „Double Trouble“ Lakeside Race am Attersee geht’s am 15. Oktober nochmal um alles, nur nicht um Punkte.

Danke an den Bikeklub Leogang für ein top organisiertes Rennen und an alle Beteiligten der aAGS 2022. Ich verabschiede mich in die Winterpause und bin gespannt wie ein Zwuschel was der Rennkalender 2023 für uns bereit hält.

Hinten v.l.: Jörg Neuhart, Thomas Pfaller, Mathias Rauchegger, Kersten Bogner.
Vorne: U13 Dominator Johannes Schwarz mit Andreas Kolb.
Über den Author

Kersten Bogner

Burgenländer mit dem es seit den 1980ern bergab geht, bevorzugt auf dicken Reifen. Nach 25 Jahren Boards, Weltenbummel und Rock'n'Roll nun voll im Downhillfieber. Anders gesagt: Old but gold!

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