Gnadenloser, grandioser Semmering

Kersten BognerRennen

Niklas Fritzl

Fotos: Friedrich Simon Kugi

Der dritte Stopp der auner Austrian Gravity Series forderte Ross, Reiter und auch Opfer.


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Nach dem iXS Downhill Cup und der österreichischen Downhill Meisterschaft genoss Anfang August auch die auner Austrian Gravity Series die Gastfreundschaft des Grenzberges zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Im Gegensatz zur Doppelveranstaltung im Juni und den beiden bisherigen Stopps der aAGS blieb es dieses Mal am Rennwochenende bis auf ein kurzes Nieseln trocken. Der heilklimatische Höhenluftkurort zeigte sich wettertechnisch von seiner besten Seite und so erfreuten sich die ob der intensiven Beanspruchung erhitzten Rennteilnehmer am vorherrschenden kühlen Lüftchen.

Der Sieger vom Semmering im Ziel.

Semmering Downhill

Der teilweise flache, mit Steinen und Geländestufen garnierte Wurzelteppich fällt nicht unbedingt in die Kategorie „Everybodys Darling“. Auch Topfahrer haben am Semmering regelmäßig Probleme damit den Flow zu finden. Nach einem Fehler wieder Geschwindigkeit aufzunehmen bedeutet hier meist richtig Zeit und Körner liegen zu lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich auf den fast zweieinhalb Kilometern und dabei zu absolvierenden 340 Tiefenmetern keine zwei Sekunden zum Durchschnaufen finden. Deshalb wurde das Ziel der U13-Kategorie auch um einige hundert Meter nach oben zum Roadgap verlegt. Da es an dieser Stelle beim iXS/ÖM-Rennen zu einigen Stürzen kam, wurde die ansonsten idente Streckenführung für die weiteren Klassen durch eine tempofressende Off-camber Kurvenkombination über die Wiese erweitert. Zum Verhängnis wurde einigen Fahrern die zweite Neuerung im Streckenverlauf, nämlich die sich heimtückisch eindrehenden Zielkurve welche so manchen Gravityfreund zum Vollkontakt mit dem saftigen Grün nötigte. Bodenkontakt der unschönen Sorte hatte im freien Training am Freitag auch der bisherige Dominator der aAGS Masters I-Klasse, Jörg Neuhart, der sich dabei leider an Ellbogen und Hüfte verletzte. Gute Besserung!

Der Sieger Ferenczi Marcell gefilmt vom Zweitplatzierten Attila Liszi beim Training zur aAGS #3 im Bikepark Semmering

Crunchtime

Für das Rennen war alles angerichtet. Herrliche Bedingungen auf einer der großen Downhillstrecken des Landes ließen großartige Rennen erwarten, und so sollte es auch kommen. Los ging es auf der für die Jüngsten zwar verkürzten, aber die schwierigen Wurzel- und Felspassagen beinhaltenden Strecke mit der Kategorie der U13. Der für die Sportunion Hinterbrühl startende Johannes Schwarz siegte mit 13 Hundertstel Vorsprung vor Dominik Weibel und wurde somit bisher nur in Königsberg vom seither nicht mehr antretenden Anton Zierl vom obersten Podestplatz verdrängt. Damit führt der Youngster auch die Gesamtwertung seiner Klasse überlegen an.

Antons Schwester Rosa Zierl lachte am Zauberberg wieder allein vom Siegespodest der U15-Mädchen und war mit ihrer Zeit von 4:09 auch gleich die schnellste Frau des Tages. Leider waren dieses Mal insgesamt nur drei Damen am Start. Die kombinierte Klasse der Juniorinnen und Frauen gewann zum dritten Mal im dritten Rennen Steffanie Grossmann aus St. Johann.

Rosa Zierl, die schnellste Dame am Semmering.

Ganze 26 Starter und 24 Finisher gab es hingegen in der gewohnt stark besetzten U15 der Burschen. Umso höher ist die Leistung von Nepomuk Orthacker einzuschätzen, der mit einer Siegeszeit von 3:31 den Semmering wie auch schon den Königsberg und den Bikepark Lienz als Sieger verließ. Damit liegt er in der Gesamtwertung bereits satte 75 Punkte vor Xaver Vogl, der dieses Mal als Dritter vom Stockerl lachte. Zwischen den beiden platzierte sich mit Vincent Vodan ein deutscher Fahrer.

Auch in der U17 gingen 26 Fahrer an den Start und 23 davon schafften es in die Wertung. Julian Koch bewies wieder sein Talent und flog mit 3:18.05 ins Ziel. Damit gewann er überlegen seine Klasse und war auch der schnellste Österreicher des Tages, was den dritten Platz in der Kategorie der Männer bedeutet hätte. Mit einem Respektabstand von 8.90 Sekunden wurde Marco Feichtinger Zweiter, womit er sich in der Gesamtwertung, trotz Abwesenheit im Auftaktrennen am Königsberg, an die dritte Stelle setzte. Der dortige Sieger Oliver Vogl war seither nicht mehr am Start, womit Koch mit 285 von 300 möglichen Punkten am Konto auch beste Chancen auf die Gesamtwertung der aAGS bei den Unter-Siebzehnjährigen hat.

Der schnellste Österreicher am Renntag U17-Hero Julian Koch. Foto ©Kugi

Ähnlich ist die Lage bei den Junioren wo David Geiler von den Young Guns Leogang mit 260 von möglichen 300 Punkten an der Spitze liegt. Am Semmering reichte es zu einem dritten Platz hinter dem dort erstmals in der heurigen aAGS-Saison am Start stehenden Nikolas Kolle, welcher sein Auftaktrennen mit einer Zeit von 3:26.50 gleich gewinnen konnte, sowie dem Ungarn Dániel Füzesi, der mit etwas über vier Sekunden Rückstand ins Ziel kam.

Dass der Bikepark Semmering für gravityaffine Ungarn oftmals die erste Anlaufstelle in Sachen Bikepark ist, zeigt auch das Siegerbild der Königsklasse von welchem gleich zwei Racer aus dem Nachbarland lachen. Ganz besonders gefreut haben dürfte sich wohl der Schnellste des Seedingruns und des Rennens, Marcell Ferenczi, welcher mit 3:16.21 auch die Tagesbestzeit erzielte. Nachdem er bereits am Königsberg triumphierte und obwohl er in Lienz nicht an den Start ging, reicht das für den zweiten Platz in der Gesamtwertung, nur 20 Punkte hinter dem Schladminger Valentin Rohrmoser, welcher am Semmering den dritten Platz belegte. Zweiter beim dritten Stopp der aAGS wurde mit Attila Liszi ein weiterer Fahrer des ungarischen Rad Company Racing Team. Keine Freude mit der Zielkurve dürfte der Fünftplatzierte Christof Stulik gehabt haben, welcher ohne seinen dortigen Sturz wohl aufs Podest gefahren wäre.

Crash in der Zielkurve: Christof Stulik.

In der Masters I-Klasse nutzte der bisher zweimal nur von Jörg Neuhart geschlagene Johannes Achleitner dessen Abwesenheit zu seinem ersten Saisonsieg. Dahinter erreichte der Führende in der Trailpartie-Mastersklasse, Martin Müller, seinen ersten Podestplatz in einem Downhillbewerb gefolgt vom nun Gesamtzweiten Mathias Rauchegger. Rainer Narr zeigte in der Masters II Kategorie dass sein letztjähriger Sieg in der Mastersklasse des iXS-Rennens am Semmering kein Zufall war und kürte sich zum dritten Sieger im dritten Rennen bei den über Fünfzigjährigen. Dahinter wie schon in Lienz meine Wenigkeit gefolgt vom aus Tschechien stammenden Europameister des Vorjahres der 55+-Kategorie, Milan Suchomel.

Die Drei vom Semmering von links: Attila Liszi, Ferenczi Marcell, Rohrmoser Valentin.

Fazit

Der Semmering hat wieder geliefert. Die Strecke hart aber fair, die Infrastruktur nach wie vor eine Benchmark. So unkompliziert und schnell kommt man kaum wo auf den Berg. Es mag Bikeparks mit mehr Lines geben, aber der Semmering bietet fast alles was das Gravityherz begehrt. Nur Anfänger und Anhänger der Liebe auf den ersten Blick finden vielleicht besser anderswo ihr Glück. Die Downhillstrecke des Zauberbergs bleibt aber ein Bikerleben eine gute Gefährtin an der man wachsen kann. In Kürze wachsen wir weiter nach Slowenien, genauer gesagt in den Bikepark Kope wo am 20. August die auner Austrian Gravity Series zum vierten Rennen lädt.

Über den Author

Kersten Bogner

Burgenländer mit dem es seit den 1980ern bergab geht, bevorzugt auf dicken Reifen. Nach 25 Jahren Boards, Weltenbummel und Rock'n'Roll nun voll im Downhillfieber. Anders gesagt: Old but gold!

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