Pumptrack WM 2023 in der Area 47

Christoph Berger-SchauerGeil wars, Rennen

Foto: Sebastian Marko

Bärige Leistungen bei UCI Pumptrack WM 2023 in Tirol.


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Update, 20.11.2023

Eine Leistungsschau

So schnell kann man also einen Pumptrack fahren. Das war unser Gedanke nachdem wir die Pumptrack WM 2023 live in der Area 47 erlebt hatten. Die gezeigten Leistungen waren dermaßen auf einem hohen Level, dass für Fehler überhaupt kein Spielraum blieb – und erstaunlicherweise Fehler auch extrem selten gemacht wurden. Wie Präzisionsmaschinen drückten sich die Besten der Besten durch den Pumptrack, mit brutalem Speed und Abweichungen von ein paar lächerlichen Zehntel zwischen den Läufen.

Für viele – uns eingeschlossen – ist das Format der Pumptrack ungefähr so vertraut, wie die Startreihenfolge bei der Downhill WM. Es ist aber vermutlich einfacher zu erklären als das Downhill-Phänomen. Über die Welt und das Jahr verteilt finden Qualifier Events statt. Die Top 4 von jedem Qualifier erhalten einen Startplatz bei der WM, die Sieger bekommen sogar die Reise dorthin bezahlt. Aus österreichischer Sicht schafften eine Qualifikation Lena Bauer und Hannah Muther, beide aus dem BMX Race-Sektor.

Lena Bauer, voll fokussiert und motiviert, musste leider nach einem Sturz bald die Segel streichen.
Foto: Jörg Mitter

Die WM selbst startete bereits am Freitag. Da wurde das Seeding ausgetragen, also die Startreihenfolge für den Samstag festgelegt. Ein erster Indikator wie schnell man sich im Feld bewegt, welches mit 28 Damen und 35 Herren aus Nationen von China bis Chile sich als ordentlich hochkarätig erwies. Lena Bauer holte sich dort Startnummer 11, Hannah Muther die 14.

Das Pumptrack WM-Rennformat ermöglicht je nach Kurslayout zwei Optionen. Head-to-Head oder ein Turnierformat im Einzelmodus. Weil in der Halle in der Area 47 kein gespiegelter Kurs steht, war dort nur zweiteres möglich, was sich aber als ziemlich spannend und für die Fahrer brutal anstrengend herausstellte.

Präzision voll am Limit. Christa von Niederhäusern gewann jeden einzelnen Heat.
Foto: Sebastian Marko

Dabei treten in der ersten Runde alle Starter*innen vom Seeding Run an um unter die schnellsten 16 zu kommen. Und zwar so: Laut Seeding Startreihenfolge muss jede*r eine Runde absolvieren. Wenn alle einmal durch sind, gibt’s einen 30 Minuten Countdown. Innerhalb dieser Zeit kann jede*r beliebig oft probieren seine Zeit zu verbessern. Spoiler: Wer öfter probieren muss um in die besten 16 zu kommen, der verschießt hier wichtige Körner.

Denn kurz darauf wartet die nächste Runde, wo Fahrer & -innen auf die Top 8 dezimiert werden. Gleiches Format, nur der Countdown wird auf 9 Minuten reduziert. Für Hannah Muther und Lena Bauer war in dieser Runde Endstation. Hannah versuchte zwar immer wieder ihre Zeit zu verbessern, aber mit mehr Runden in den Beinen wird das nicht einfacher. Lena stürzte leider in ihrer zweiten Rennrunde an diesem Tag und beleidigte sich dabei das Sprunggelenk. Ihren Versuch in der Runde um die Top 8 musste sie trotz 10 Schichten Tape abbrechen.

Hannah Muther aus Vorarlberg gab ihr Bestes.
Foto: Sebastian Marko

Stehen die Top 8 fest, geht’s im selben Format in die Top 4, mit nur noch vier Minuten am Timer. Wer im kleinen und wer im großen Finale starten darf, das entscheidet dann die Semifinal-Runde, noch einmal im gleichen Format. Großes und kleines Finale sind mit einem einzigen Lauf dann ratz-fatz entschieden.

Obwohl uns ehrlicherweise die Favoriten namentlich wenig geläufig waren, kristallisierten sie sich von Beginn an heraus: jene Fahrer*innen, die jede Runde auf Anhieb absolvierten. Damen-Siegerin Christa von Niederhäusern (SUI) gewann beispielsweise jede Runde mit nur einem Versuch. Fahrer, die wir kannten, Tommy Zula oder Niels Bensink (beide schon am Pumptrack Podium beim Crankworx Innsbruck) hatten auf ihren Dirtbikes wenig Chance gegen die BMX-Asse. Einzig Ryn Gilchrist (AUS) hielt bis ins Viertelfinale die 26-Zoll-Fahnen hoch, bevor er dort hauchdünn eliminiert wurde.

Sah flott und stylisch aus, aber auf dem Dirtbike war selbst für Tommy Zula kein Weg ins Finale zu finden.
Foto: Sebastian Marko

Die Pumptrack WM 2023 in der Area 47 lief absolut geschmeidig ab. Dank des Indoor-Geländes war wettertechnisch nichts zu befürchten, auch wenn die Berge rundherum schon weiß waren. Einzig mit der Nebelmaschine mussten die Veranstalter vorsichtig sein. Mit Love Sylwan (SWE) ging ein einziger Fahrer hart zu Boden, doch auch er scheint wohlauf zu sein. Schlichtweg beeindruckend bei dem Level, das hier gezeigt wurde.

Das Finale der Pumptrack WM im Re-Live.

Am Ende eines langen Tages in der Area 47 Halle krönten sich Alec Bob (USA) und Christa von Niederhäusern (SUI) zu Weltmeister und Weltmeisterin. Christa von Niederhäusern übrigens zum dritten Mal in Folge. Mit 13,445 Sekunden gehörte ihre auch die flotteste Zeit. Bei den Herren legte diese ihre Landsmann Tanguy Grandjean mit 12,371 schon im Seeding Run hin.

Alec Bob und Christa von Niederhäusern durften am Ende Champagner vergießen.
Foto: Jörg Mitter

Vorbericht

Austria statt Argentina. Der Austragungsort der UCI Pump Track World Championships, wie sie offiziell heißt, wird von Südamerika direkt nach Tirol verlegt. Am 18. November findet in der Area 47 am Eingang zum Ötztal die Pumptrack WM 2023 statt. Über Wind, Wetter, Regen und Schnee braucht man sich bei diesem Austragungsort keine Gedanken machen, verfügt doch die Area 47 über einen stattlichen Indoor-Asphalt-Pumptrack.

Wer sich mit dem Thema Pumptrack Weltmeisterschaft schon einmal beschäftigt hat, der wird es wissen: Man kann dort nicht einfach auftauchen und mitfahren. Ein Top 4-Resultat bei einem Qualifier-Bewerb ist in Muss (genaueres dazu im Rulebook), um bei der WM antreten zu können. Praktischerweise wird zwei Wochen vor dem großen Showdown – am 4. November – noch ein Qualifier Event ebenfalls in der Area 47 ausgetragen.

Mit der Pumptrack WM 2023 im eigenen Land wäre österreichische Beteiligung im Kampf um’s Regenbogentrikot herrlich. Gut, dass die BIKEMENT Austrian Pumptrack Series ein paar flotte Talente herangezogen hat, die eine realistische Quali-Chance haben.

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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