Zwischen Dünen und Dunes

Michael PfuisiMaterial

Fotos: Kike Abelleira

Das Mondraker Dune ist zurück. Nach vier Jahren Pause für das ehemalige Endurobike der Spanier kehrt es in der Form eines Light E-MTB zurück. Wir konnten das Radl in Portugal schon testen.


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Das neue Dune im Überblick

2009 wurde das erste Dune von Mondraker vorgestellt. Aus Alu und mit 160 Millimeter Federweg war es damals schon ein wahrlich beliebtes Bike. Das Carbonmodell, welches ein paar Jahre später folgte entwickelte sich zu einem Kassenschlager und konnte auch in der EWS einige Erfolge feiern. 2020 verschwand das damalige Dune dann aber aus dem Katalog der Spanier und wurde vom Foxy und dem größeren Bruder, dem Superfoxy ersetzt. Jetzt ist es aber zurück und dieses Mal sogar mit Motor.

Das neue Mondraker Dune beschreibt sich selbst als Leicht E-MTB mit viel Federweg. Diese trifft auch komplett zu. Alle Modelle und Ausstattungsvarianten liegen nämlich unter 20kg die von 165mm Federweg am Heck und 170mm, beziehungsweise 180mm beim XR Modell, an der Front hochgehalten werden. Der Rahmen ist komplett aus Carbon und ganz nach altbekannter Mondraker Designsprache mit klaren Linien und ebenen Flächen gekennzeichnet. Lediglich der Übergang zwischen Oberrohr und Sitzstrebe ist nicht mehr ein „durchgehender“ Linienzug. Dies musste man aufgrund des Federungsdesigns ändern und reiht sich optisch damit sehr nah am NEAT ein, welches ebenso erst kürzlich von Mondraker vorgestellt wurde. Dank dem Mulletkonzept findet sich hinten ein kleineres 27.5 Zoll Laufrad und vorne eine mit 29‘‘. Die Möglichkeit aus dem Radl ein Full-29er zu machen gibt es leider nicht. Laut den Mondraker-Ingenieuren würde sich zwar ein größeres Rad hinten einbauen lassen, die Toleranzen sind aber viel zu gering und es wird stark davon abgeraten.

EIn Mondraker auf den ersten Blick. Design können die Spanier einfach.

Für den Motor und Akku ist Bosch mit dem neuen SX Motor zuständig. Dieser liefert neben 55Nm auch 600 Watt Spitzenzuschaltung. Der Akku im Dune fällt mit 400 Wattstunden für ein Leicht E-MTB standardmäßig aus und kann mit dem Bosch PowerMore Zusatz Akku auf 650 Wattstunden ausgebaut werden. Dieser zusätzliche Akku sitzt dann im Flaschenhalter und erhöht die Reichweite um bis zu 60%.

Im Detail

Die Geometrie des Mondraker Dune fällt trotz dem Forward Geometry Konzept aber recht gemäßigt aus. Dass Radl sich von der Geometrie jetzt ziemlich eingependelt haben, konnte man bei einigen Herstellern schon beobachten. Immer länger und flacher hilft halt auch nur bis zu einem gewissen Grad. Ein Reach von 480mm in Größe L ist im Vergleich zu vergleichbaren Rädern eher auf der kurzen Seite. Auch der 64° Lenkwinkel (63,5° beim XR) stellt kein Extremum da.

Angeboten wird das neue Dune in drei Ausstattungsvarianten und vier Größen (S,M,L,XL). Alle Modelle setzen aber auf denselben Rahmen und den SX Boschmotor. Zusätzlich kann man auch das Rahmenset extra erwerben. Dieses kommt in der Farbvariante des XR und mit Stahlfederdämpfer, Steuersatz und Vorbau. Den Unterschied findet man daher lediglich bei den Komponenten. Ein weiteres Feature ist das UDH Schaltauge, dass die Montage von SRAM Transmission Antrieben unterstützt.

DUNE XR

  • € 11.999,-
  • Farben: Black/ Mars/ Racing Silver
  • Öhlins Fahrwerk (RXF 38 & TTX22)
  • SRAM XO Transmission Antieb
  • e*thirteen Grappler Carbon Laufräder
  • SRAM Code Ultimate Bremsen

DUNE RR

  • € 9.499,-
  • Farben: Bronze/ Vortex Grey/ Frog Grey
  • Öhlins Fahrwerk (RXF 38 & TTX Air)
  • SRAM GX Transmission Antrieb
  • e*thirteen Grappler Race Laufräder
  • SRAM Code Bronze Stealth Bremsen

DUNE R

  • € 7.999,-
  • Farben: Black/ Flame Red/ Racing Silver
  • Fox 38 Performance & Fox Float X
  • SRAM GX Eagle (mechanisch)
  • e*thirteen Grappler Core Laufräder
  • SRAM DB8 Bremsen

Die drei unterschiedlichen Modelle folgen der bekannten Mondraker-Nomiklatur. R beschreibt das Einstiegsmodell, RR steht für Race Ready und soll das „vernünftige“ Modell sein. XR ist die höchste Ausbaustufe und besitzt neben ausschließlich hochwertigen Komponenten auch noch mehr Federweg an der Front.

Wie bereits erwähnt, hatte ich schon die Möglichkeit das Rad zu testen. Mondraker lud Mitte März nach Portugal ein, um auf den Trails rund um Sintra das neue Dune XR für zwei Tage lang Probe zu fahren. Die Landschaft dort wurde dem Namen des Radls nur gerecht. Überall Dünen und Strände und im Hintergrund ein Berg, auf dem mitunter die feinsten Wegerl sind, auf denen ich jemals Radgefahren bin. Jeder Trail hatte etwas anderes zu bieten. Von loamigen Waldböden, über Rockrolls und Sprünge bis hin zu schnellen roughen, downhillartigen Strecken war alles dabei. Nicht umsonst nennen die Locals den Berg 4 Seasons. Ich konnte daher einen recht guten ersten Eindruck vom Rad bekommen. Die Rahmengröße L passt mir bei 188 cm Körpergröße perfekt, ich würde mich im Zweifel oder wenn man genau zwischen zwei Größen steht, aber für die kleinere entscheiden.

Die Wegerl in Sintra eignen sich perfekt um ein solches Bike zu testen.

Erstes Kennenlernen

Die Zeit in Portugal war natürlich viel zu kurz um das Dune auf Herz und Niere zu testen. Deswegen stand für mich im Vordergrund, einfach einen groben Überblick zu bekommen, ohne großartig viel Zeit zu verschwenden, das perfekte Setup zu finden. Was das Cockpit angeht, bin ich ohnehin nicht groß wählerisch, deswegen bestand meine einzige Änderung darin, den Winkel der Bremsen anzupassen und basta. Das Fahrwerk des getesteten XR Modells war von Öhlins. Beim Stahlfederdämpfer am Heck drehte ich die Kompression auf offen und die Zugstufe auf die vom Hersteller empfohlenen Klicks. Die Feder an sich war die standardmäßig im L verbaute 502er, welche ich aber für Tag 2 auf eine 525er tauschte.
Bei der Gabel tat ich mir dann aber schon etwas schwerer. Die zwei verschiedenen Luftkammern lassen schier endlose Möglichkeiten zu. Anfangs orientierte ich mich an den Herstellerangaben für Drücke, merkte aber schon am Parkplatz, dass dies viel zu wenig ist. Schlussendlich fand ich mich in Haupt- und Ramp-up Luftkammer mit rund 20% mehr als am Anfang wieder, was sich durchgehend gut anfühlte. Sämtliche Anbauteile wie Lenker und Griffe blieben aber unverändert.

Das Öhlins-Fahrwerk klebt gefühlt am Boden, und das ohne leblos zu wirken.

Bergauf-Performance

Was sofort auffällt, das Radl ist für ein E-Bike extrem leicht. Auf der Ebene ohne Motor zu pedalieren fühlt sich gleich an, als wär‘s ein Normales. Der neue Bosch SX Motor war aber trotzdem durchgehend im Einsatz. Dieser ist primär Kadenzgesteuert. Das heißt, je schneller ich trete, desto mehr Unterstützung habe ich. Dies fiel mir am Anfang besonders stark auf, da ich normalerwiese eine eher langsamere Trittfrequenz habe. Der Sweetspot liegt bei rund 80 Rpm und den Unterschied zwischen rund 70, wie ich normalerweise am Mountainbike trete und 75 ist enorm. Dadurch wird man durchgehend zum Schalten verleitet und ich fuhr tatsächlich immer einen bis zwei Ritzel höher, als ich normalerweise fahren würde. Bei kleineren Rampen merkt man diese Eigenschaft des Motors ganz besonders. Wenn man aus dem Sattel geht und somit eine plötzliche schnelle Änderung der Kadenz hat, schiebt das Rad etwas unnatürlich an, das macht steile technische Uphills nicht gerade leichter und benötigt einiges an Gewöhnungszeit. Auf normalem Asphalt oder Forststraßen macht das SX-System aber einen überaus angenehmen und natürlichen Eindruck. Der Akku mit 400Wh machte eine ebenso gute Figur.

Bergauf kann das Dune vor allem mit dem leichten Gewicht überzeugen. Die Unterstützung des Motors braucht mehr Gewöhnung.

Bei rund 1000 Höhenmetertouren muss man sich überhaupt keine Gedanken über Modi oder Akkumanagement machen. Alles darüber schaut dann schon etwas anders aus. An einem Nachmittag spalteten wir uns auf und fuhren mit einem Local eine etwas größere Runde. 1400 Höhenmeter und knapp 40 km hielt der Akku durch. Die zwei höheren Modi eMTB und Turbo blieben dabei ungenutzt und alles was ging, wurde im ECO Modus absolviert. Wenn man also plant mit dem Rad längere Touren zu fahren, empfiehlt es sich den PowerMore Zusatz Akku zu überlegen.

Am Trail

Neigt sich das Wegerl dann aber bergab merkt man erst alle Vorteile vom Leicht E-Bike. Nach ein paar Metern Trail hat man sich an das (geringe) Zusatzgewicht gewöhnt und bei Wurzeln und Steinen abzuziehen fühlt sich an wie normal. Dabei half bestimmt auch das kleinere Hinterrad, aber nicht nur. Die Phrase, dass man vergisst, dass man überhaupt ein E-Bike unter sich hat hört man ja relativ oft, nur beim Dune trifft das meiner Meinung nach auch tatsächlich zu. Im steileren Gelände kommt das sonst häufig auftretende Schieben von hinten gar nicht vor, auch in sehr nassen und rutschigen Bedingungen. Auf schnellen Passagen liegt das Bike wahnsinnig gut am Boden, auch ohne großartig viel Zeit mit Fahrwerk-Setup verbracht zu haben. Die Öhlins RXF 38 Gabel und der TTX22 Stahlfederdämpfer vermitteln unfassbar viel Grip am Trail mit genug Gegenhalt bei größeren Schlägen und Kompressionen.

In solchen Kurven hat man dauernd das Gefühl am Boden zu picken.

Für mich negativ aufgefallen ist am Trail aber leider immer wieder der SX Motor. Denn durch die benötigte hohe Trittfrequenz, funktioniert es praktisch nicht, aus einer Kurve raus zu pedalieren, ohne sich gefühlt die Kniescheibe rauszutreten. Kleinere Trittimpulse ignoriert der Motor gefühlt einfach. Wenn man sauber fährt, ist das für viele wahrscheinlich kein wirkliches Problem, mir ist es aber häufig aufgefallen.

Ein großer Pluspunkt ist jedoch, dass sich das Rad trotz Rahmen und Anbauteilen komplett aus Carbon wie Laufräder und Lenker, sehr nachgiebig anfühlt, aber keinesfalls schwammig. Man bekommt durchgehend Feedback vom Untergrund, ohne dass es ermüdend wirkt, wie es Komplett-Carbongeschosse oft an sich haben. Das sorgt auch dafür, dass man in offnen Kurven und off-camber Sektionen gefühlt unlimitierten Grip hat. Das Radl belohnt einen quasi dafür, immer mehr zu pushen und in die Kurve rein zu drücken.
Das getestete XR Modell hat im Unterschied zu dem Dune R und RR eine 10mm längere Gabel und somit 180mm Federweg an der Front. Mich hätte es aber sehr interessiert, wie sich das Rad mit der Standard-170mm-Gabel gefahren hätte. Denn der Nachteil von längeren Gabeln bei gleichbleibender Geometrie am Rahmen ist oft, dass sich das Vorderrad etwas weit weg anfühlt und in offenen losen Kurven mal gerne den Grip verliert. Dies ist mir auf einigen sandigen Abschnitten des Öfteren auch so passiert. Und wenn auch sehr kontrolliert, denke ich, dass die kürzere Gabel dabei Abhilfe schaffen könnte.

Landschaftlich hat Sintra wirklich alles zu bieten. Das Radl passt da gut dazu.

Fazit

Das Mondraker Dune Leicht E-MTB ist ein äußerst gelungenes Bike, dass nicht nur wegen seinem geringen Gewicht glänzen kann. Bergauf ist es anfangs zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, man wird es aber nach ein paar Stunden im Sattel schnell gewohnt. Bergab dafür steht es einem normalen Radl in keinster Weise nach. Auf allen Trails, die ich mit dem Bike bisher fahren konnte, hat es mich ausnahmslos überzeugt. Diesen Sommer werden wir noch mehr Zeit auf dem Dune verbringen dürfen und können es im direkten Vergleich auf uns bekannten Trails fahren.

Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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