Frische Trail-Waffen von Mondraker

Max TrafellaMaterial

Fotos: Mondraker

Wer Mondraker sagt muss auch Foxy sagen. Zu Beginn auf 26 Zöllern, wurde die damals durchaus revolutionäre „Forward Geometry“ erstmals an den Mann gebracht. Langer Reach, kurzer Vorbau, seinerzeit durchaus belächelt, heute absoluter Standard. Das Foxy wurde einige Male überarbeitet, zuerst mit 27,5er Laufrädern bestückt und als 2019 die Schuhgröße des Foxys auf 29 Zoll wuchs, bekam es auch etwas mehr Federweg. Damit wurde das einstige Trailbike zu einem spritzigen Enduro, welches vor allem bei den heimischen Endurorennen auffallend oft an der Startlinie zu sehen war. 2021 holte ein gewisser Daniel Schemmel auf dem Foxy sogar den Staatsmeistertitel am Wexl. Gerüchten zufolge soll er auch bei der Afterparty ganz vorne mitgemischt haben, allerdings ohne Foxy.

Wer bei Mondraker jedoch auf der Suche nach einem Bike mit einem Eitzerl weniger Federweg war, ging bis jetzt leer aus. Zwischen Foxy und dem Crosscountry-Fully F-Podium tat sich eine Lücke im Lineup auf. Bis jetzt zumindest, denn für 2022 bringt Mondraker neben einem komplett überarbeiteten Foxy auch das Raze, ein nigelnagelneues Trailbike welches wir bereits testen konnten, auf den Markt!


Mondraker Foxy 2022

Zugegeben, auf den ersten Blick schaut das neue Foxy gleich aus wie das alte. Bei genauerem Betrachten fallen einem jedoch einige neue Details auf, angefangen von einer neuen einteiligen Umlenkwippe bis zum neu gestalteten Lower Link, der gleich drei Neuerungen bietet. Er ist breiter abgestützt, um die Lebensdauer der Lager zu verlängern. Außerdem werden die Leitungen von Schaltung und Bremse direkt unter dem Link geführt und baumeln nicht mehr unter dem Tretlager herum. Die wichtigste Neuheit ist jedoch der Flipchip. Ja natürlich, ein Flipchip ist jetzt keine bahnbrechende Innovation, jedoch sitzt er beim neuen Foxy nicht klassisch in der Dämpferaufnahme, sondern eben in besagtem Lower Link. Flipt man den Chip im Flipchip (haha sorry, hat sein müssen) senkt man dadurch nicht nur Tretlager und Lenkwinkel ab, auch die Kettenstrebe wird um 10mm länger, was für mehr Grip an der Front trotz flacherer Geometrie sorgen soll.

Wenn wir schon bei der Geo sind: das Foxy bekam das klassische „flacherer Lenkwinkel/steilerer Sitzwinkel“-Paket, der Reach wurde jedoch nicht verändert. Mit 470mm in Größe M ist dieser immer noch mehr als lang genug, die Kurven auf unseren Trails werden ja auch nicht jedes Jahr weiter. Für die kurzbeinigen unter uns hat Mondraker die Sitzrohre etwas kürzer gestaltet, sehr sympathisch, damit man auch noch mit 70 das Bein über den Sattel geschwungen bekommt.

Wie gehabt kommt das Foxy in drei Austattungsvarianten: XR, RR und R. Die zwei teureren Modelle rollen auf einem Öhlins-Fahrwerk daher, beim Foxy R setzt man auf bewährte Fox Performance Teile. Beim XR gibt’s zusätzlich 10mm mehr Federweg an der Front, XR steht ja für „Xtreme Racing“ und bei „Xtreme Racing“ braucht man natürlich auch „Xtreme Federweg“. Gewichtstechnisch haut Mondraker ordentlich auf den Tisch und gibt das Topmodell mit 12,9 Kilogramm an. Zwölfkommaneunkilogramm bei einem Enduro, bist deppat! Wir konnten das Bike bei unserem Besuch in Spanien zwar nicht selbst wiegen, rein vom Aufheben kann man aber sagen, dass das neue Foxy definitiv ziemlich leicht ist. In Zeiten wo Enduros sich um die 16 Kilo einpendeln eine lässige Abwechslung! Alle drei Varianten kommen mit dem hauseigenen „Mind“-System. Dabei handelt es sich um ein integriertes Telemetriedatensystem, welches einem Infos über die eigenen Fahrwerkseinstellungen gibt und mithilfe eines integrierten GPS-Senders die Ausfahrten mittracken kann. Am Ende der Ausfahrt bekommt man dann Sprungweiten, Airtime und alles was das Herz begehrt aufs Handy. Vielleicht kann man in Zukunft damit auch die eigene Waschmaschine vom Trail aus steuern – weitere Softwareupdates sind jedenfalls geplant.


Hard Facts

  • Reach: 450mm (S), 470mm (M), 490mm (L), 510mm (XL)
  • Kettenstreben: 435mm (Standard), 445mm (Low)
  • Lenkwinkel: 65 Grad (Standard), 64,5 (Low)
  • Sitzwinkel: 76 Grad (Standard), 75,5 (Low)
  • Federweg: 160mm vorne, 150mm hinten
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Gewicht: 12,9kg (XR), 13,4kg (RR), 14,1kg (R)

Mondraker Raze 2022

Mit dem Raze (Raze nicht Race, auch wenn es ziemlich „raceig“ ausschaut) bringt Mondraker nach langer Pause wieder ein richtiges Trailbike auf den Markt. Wir konnten es nicht nur betrachten und betatschen, sondern auch einen Tag lang damit über die Trails in La Fenasosa fetzen!

In einer Zeit, wo E-Bikes mit 180mm Federweg reihenweise die Forststraßen herunterbrettern, denkt man sich als alteingesessener Mountainbiker oft: „Wie viel Federweg brauch ich eigentlich wirklich?“ Viele von uns sitzen vielleicht ein oder zweimal im Jahr in einer Gondel, spulen dafür aber zehntausende Höhenmeter pro Jahr auf Wanderwegen und Singletrails ab, welche vorher brav erkurbelt werden wollen. Braucht man dafür ein fettes Enduro? Wohl eher nein. Will man auf diesen Trails aber ein Bike, welches sich sicher und spaßig bergab jagen lässt und einem bei fragwürdigen Linien trotzdem manchmal den Hintern rettet? Klingt nicht schlecht, oder?

Moderne Trailbikes können genau das. Leicht und effizient genug, um unzählige Höhenmeter zu kurbeln, allerdings mit einer Geometrie versehen, welche der eines richtigen Enduros nicht viel nachsteht, nur eben mit weniger Federweg. Das neue Raze ist genau so ein Radl und platziert sich mit 150mm Federweg an der Front und 130mm am Heck genau zwischen Enduro und Downcountry.


Das Raze im Detail

Von außen betrachtet schaut das Raze aus, wie man sich ein Mondraker vorstellt. Schlanke Rohre, kantige Linien, und der seit Jahren bewährte Zero-Suspension-Hinterbau mit dem beidseitig angesteuerten Dämpfer. Der Rahmen kommt wie das Foxy mit einigen Details, die Mondraker davor noch nicht im Programm hatte. Der breitere Lowerlink mit neuer Zugführung kommt auch beim Raze zum Einsatz, hier wird aber aus Gewichtsgründen auf einen Flipchip verzichtet.

Auf der Unterseite des Oberrohrs befinden sich Gewindeeinsätze um einen Werkzeughalter zu montieren und die Aufnahme des Flaschenhalters ist ein paar Millimeter im Rahmen versenkt. Wenn man dort das System von Fidlock verwendet, schließt die Bodenplatte bündig mit dem Rahmen ab und sorgt für eine saubere Optik. Für Fans des klassischen Flaschenhalters gibt es einen Einsatz aus Kunststoff, der die Aussparung bündig verschließt. Am Steuerrohr verlaufen die Züge direkt unter dem Vorbau in den Rahmen. Schaut geil aus, wer jedoch die innenliegenden Leitungen tauschen möchte, sollte ein paar Minuten mehr einplanen.

Das Raze kommt ausschließlich mit Carbonrahmen und wie die meisten Modelle von Mondraker in drei Ausstattungsvarianten. Bei allen Modellen werkelt ein Fox DPS Dämpfer im Hinterbau, kombiniert mit einer 36er an der Front. Bei Antrieb und Bremsen wird bei allen Modellen auf Sram gesetzt und der Kontakt mit dem Untergrund wird von einer Maxxis DHF/Agressor Kombi auf Laufrädern von DT-Swiss verwaltet. Wie beim Foxy sind alle Modelle des Raze ab Werk mit dem „Mind“-Telemetriedatensystem ausgestattet. Ein cooles Gimmick für Datenfreaks, das Radl funktioniert aber natürlich auch ohne Handy in der Tasche. Wir konnten das mittlere Modell, das Raze RR, einen Tag lang über die Trails im Bikepark La Fenasosa treiben!


Hard Facts

  • Reach: 455mm (S), 475mm (M), 495mm (L), 515mm (XL)
  • Kettenstreben: 435mm
  • Lenkwinkel: 65,5 Grad
  • Sitzwinkel: 76,5 Grad
  • Federweg: 150mm vorne, 130mm hinten
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Gewicht: 12,2kg (RR SL), 12,5kg (RR), 13,2kg (R)

Das Raze unterm Hintern

Draufsetzen und gleich einmal ordentlich reintreten – das Raze fühlt sich schon am Parkplatz richtig spritzig an und motiviert sogar faule Säcke wie mich zum Wegsprinten. Der Hinterbau wippt beim Treten kein bisserl, auch im Wiegetritt hält das Heck ordentlich dagegen und der Dämpfer kann kommod offen bleiben. Bergauf sitzt man entspannt, aber nicht zu kompakt. Der großzügige Reach (475mm in Größe M) platziert einen schön mittig im Radl. Mit 12,5 kg ist die Kiste auch ordentlich leicht. Bergauf hält einen also wirklich nichts zurück, außer vielleicht die eigene Fitness.

Biegt man in den ersten Trail ein, passt eigentlich gleich alles zusammen. Man steht zentral im Radl, der Lenkwinkel ist flach genug um ordentlich Druck auf die Front zu geben, allerdings nicht so flach, dass bei entspannter Fahrweise das Vorderrad zu rutschen beginnt. Auf den schon eher ruppigen Singletrails im Bikepark kommt der Hinterbau so richtig in Fahrt. Sensibel am Anfang, gute Traktion, aber auch Reserven die, man bei 130mm nicht unbedingt erwarten würde. Die 150mm Federweg an der Front sind gut gewählt, der Hinterbau harmoniert pipifein mit der Gabel. Überhaupt, das Radl ist es extrem gut ausbalanciert. Man würd glauben die Kettenstreben wären länger als die angegebenen 435mm. Sind sie aber nicht, und das merkt man sofort wenn man durch engere Abschnitte fetzt: flink wie eine Katze auf der Mäusejagd geht das Raze um die Kurve.

Nach ein paar Laps auf den Singletrails haben wir uns aber nicht mehr halten können, und sind (super passend für einen Trailbike-Test) auf die zahlreichen feeeeetten Jumplines im Bikepark gewechselt, die niemand geringerer als Nico Vink entworfen hat.

Hier kurz ein großes Lob an das Team in La Fenasosa: ich bin mein ganzes Leben noch nie so gute Jumplines gefahren. Da kann alles, was ich bis jetzt in den Alpen gefunden hab, nicht einmal ansatzweise mithalten. Riesige Tables, immer der richtige Speed, und Landungen, auf denen ich die 130mm am Heck nur ganz selten wirklich brauchte.

Klassisches Trailbike Terrain

Geht man mit dem Raze in die Luft, hat man dort nur wenig Radl an dem man sich festhalten kann (eh klar, wiegt ja auch nix, das Trumm). Bei verpatzten Landungen hat der Hinterbau aber genug Progression um nicht durch den Federweg zu rauschen und beim nächsten Takeoff schießt man sich mithilfe des poppigen Hinterbaus gleich noch höher. Nichts desto trotz sitz man immer noch auf einem luftig-leichten Trailbike, was sich in den steilen Anliegern zwischen den Sprüngen bemerkbar macht. Hier flext der Hinterbau spürbar. Aber ganz ehrlich, bei einem Radl dieser Kategorie ist sowas verschmerzbar – keiner wird damit täglich mit Volldruck durch fette Bikeparkkurven fetzen.


Fazit Mondraker Raze

Mit dem Raze hat Mondraker ein Radl auf die Beine gestellt, dass sich vor allem für eines besonders eignet: Mountainbiken. Lange Touren, geile Singletrails, auch der ein oder andere Abstecher in so manchen Bikepark – das Raze fühlt sich überall Zuhause. Leicht, schnell und dafür aber auch verdammt solide bergab und dabei auch noch richtig spaßig. Wer nicht gerade jedes zweite Wochenende am Semmering oder in Schladming verbringt, dafür aber gerne stundenlang durch die Berge kurbelt, um zum Einstieg eines geilen Singletrails zu kommen, wird mit dem Raze einen zuverlässigen Begleiter finden (leicht und richtig fesch ists obendrauf).

Über den Author

Max Trafella

Gehört zu den schnellsten Enduristen Österreichs. Genießt die Zeit im obersteirischen Bergland aber mindestens genau so, wie das Racen mit Chip am Radl. Der Mann hinter dem feinsten legalen Trail Österreichs.

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