Fotos: Friedrich Simon Kugi
Die erste Snow Bike WM überhaupt ging vergangenes Wochenende in Châtel über die Bühne. Den Reise- & Rennbericht von Team Österreich findest du hier.
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Der Beginn des Abenteuers
Die Anreise nach Châtel ist von Haus aus schon keine kurze. Elf Stunden von Graz aus, angenommen natürlich man fährt durch. Die österreichische Delegation setzt sich ja aus vier Startern und einem Fotografen zusammen, dadurch teilten wir uns in zwei Fahrtgemeinschaften auf. Die eine Gruppe startete von Innsbruck und bestand aus Friedrich Simon Kugi und Nils Potyka. Die zweite bestand aus Max Trafella, Flo Tischhart und mir, Michael Pfuisi. Bei dieser war die Anfahrt zum Event aber nicht so straight forward wie bei der ersten. Da Donnerstag Abend in Bruck noch die Outdoorfilmnacht der Do-Biker stattfand und wir uns diese nicht entgehen lassen wollten, startete unsere Reise erst um elf am Abend. Auf Höhe München, im Industriegebiet, legten wir eine kurze „Nachtruhe“ von knapp vier Stunden ein. Dann ging’s in der Früh nochmal die restliche Strecke weiter, bis wir schließlich um halb drei am Parkplatz in Châtel ankamen. Die erste Person die wir am Parkplatz erblickten, war Danny Hart. Ein guter Start ins Rennwochenende.
Wirklich Ahnung wie der Ablauf des Weltmeisterschaft-Wochenende ausschaut hatte keiner von uns. Die Registrierung war einfacher als gedacht und das FahrerInnenfeld mit 55 angemeldeten AthletInnen sehr überschaubar. Die Strecke, auf der am Samstag der Super G stattfand, war von unten schon gut ersichtlich und sah ziemlich steil aus. Um einen ersten Eindruck zu bekommen und allen Klischees als Österreicher gerecht zu werden, schnappten wir uns gleich die Ski und fuhren mit der Gondel zum Start des Kurses. Der Schnee war weich wie Butter und laut Streckenchef wurde bis zu diesem Zeitpunkt schon eine halbe Tonne Salz gestreut, um die Piste über Nacht zumindest ein bisserl härter zu bekommen. Ein Abfahren wurde uns nicht erlaubt, jedoch war fast die gesamte Strecke von der Piste nebenan einsehbar. Unser ursprünglicher Eindruck, dass diese ziemlich zach sein wird, wurde mit jedem neu entdeckten Abschnitt nur bestätigt. Extrem hängende Kurven, gerade Falllinien, die nach 100km/h ausschauten, ein Sprung, den man ziemlich weit springen könnte und ein Ziel, dass nicht weniger steil war, prägten den Kurs.
Nach der Besichtigung gings direkt zum Teammanager-Meeting, dass wir alle besuchten um die bereitgestellte Verpflegung zu verkosten, unter anderem Pains au Chocolat und Bier. Der erste Schock kam als bekanntgegeben wurde, dass auch noch Schulterprotektoren verpflichtend waren. Diese wurden dann am Vorabend vom Team-eigenen Schneider, Max Trafella, aus einem Paar Schlapfen und einem Näh-Notfallkit gezaubert. Also alles bereit für ein hoffentlich erfolgreiches Rennwochenende.
Super G Samstag
Unser Samstag begann relativ früh, da der Lift bereits um acht losfuhr. Bevor wir uns ans Besichtigen des Rennkurses machten, spazierten wir noch die Piste darüber hinauf, um zumindest einmal vor dem Rennen mit Spikes zu fahren. Diese waren nämlich erlaubt, unter der Voraussetzung, dass sie nicht mehr als sechs Millimeter herausragten. Team Österreich nahm diese Regel außerordentlich ernst und zwickte noch vorm Start alle Spikes, die unserer Meinung nach Probleme machen könnten. Beim Inspizieren der Arbeitsgeräte der anderen StarterInnen mussten wir aber einsehen, dass wir wohl die Einzigen waren, die das Regelwerk ernst genommen hatten, denn 10mm und mehr waren keine Seltenheit.
Ein Training ist bei dieser Weltmeisterschaft nicht erlaubt, das heißt den Kurs durchzufahren verboten. Ein Gefühl für die Geschwindigkeit und was die Spike-Reifen am Schnee halten, hatten wir also nicht. Die Temperaturen waren aber leider ebenso nicht auf unserer Seite, da der Regen am Vorabend der Schneedecke ganz und gar nicht gut tat. Da half nicht mal die riesige Menge Salz, die vor der Nacht gestreut wurde. Für die Damen, die das Rennen eröffneten, waren die Bedingungen noch relativ hart, auch die ersten Männer konnten noch mit guten Bedingungen ihre Läufe absolvieren. Mit zunehmender Startnummer wurden die Ruts aber immer tiefer und die Pistenrutscher kamen auch nicht mehr ganz ihrer Arbeit nach, die Spurrinnen auszubessern.
Die Sieger des erstmals überhaupt ausgetragenen UCI Super Gs und somit auch Träger des Regenbogentrikots, waren Morgane Such und Pierre Thevenard, beide aus Frankreich. Das Podium komplett machten Veronika Widmann und Lisa Baumann auf Platz zwei und drei. Bei den Herren fuhren Henry Kerr zu Silber und Vincent Tupin, besser bekannt als schneeerprobter Vinny T, zu Bronze.
Unsere Rennläufe verliefen im Grunde genommen unspektakulär. Wenig riskieren und eher Geschwindigkeit rausnehmen, verhinderten bessere Ergebnisse im Super G. Die schnellsten 32 qualifizierten sich für den Dual Slalom am Sonntag. Für Flo Tischhart (P34) und mich (P40), reichte es leider nicht. Nils Potyka als 25er und Max Trafella als 32er schafften es aber in den Kampf um das zweite Regenbogentrikot am Sonntag. Im Anschluss ging‘s für das Team Österreich wieder ins UCI Zelt, um sich an der Verpflegung ein bisserl Geld beim Einkaufen zu sparen.
Dual Slalom Sonntag
Der Sonntag war für Florian und mich ein entspannter Tag. Für Max und Nils sah das Ganze aber anders aus. Das Rennkonzept sah nämlich vor, dass die Platzierung des Super Gs auch die Paareinteilung der Eins-gegen-eins-Runden bestimmte.
Das erste Paar des Tages bestand aus Max Trafella und dem amtierenden Snow Bike Weltmeister vom Vortag, Pierre Thevenard. Der Lauf fing sehr gut für Max an. Bis zur Hälfte des Kurses war kein sichtbarer Zeitunterschied der beiden erkennbar und ich sah schon den Max im maillot arc-en-ciel vor meinen Augen. Doch eine kleiner Rutscher kurz vor dem Ziel ließ den Traum zerplatzen.
Auch Nils hatte mit Baptiste Jalladeau (8. im Super G) keinen leichten Gegner, aber einen starken Lauf. Für den Sieg hat’s leider auch bei ihm nicht gereicht. Somit waren alle Hoffnungen für Team Rot-Weiß-Rot auf eine Medaille adé.
Den restlichen Tag verbrachten wir dann abwechselnd beim UCI Buffet und im Zielbereich und schauten dem Spektakel zu, das diesem Namen wirklich gerecht wurde. Alle Zweifel, ob dieses Rennformat denn überhaupt Sinn hat, wurden dabei ausgeräumt. Denn wenn Danny Hart im direkten Duell gegen Cedric Gracia eine Skipiste im Slalom hinunterfräst, ist das großes Kino.
Die SiegerInnen des zweiten Tages hießen Lisa Baumann und gleich wie beim Super G, Pierre Thevenard. Die Silbermedaillen gingen an Vinny T und Morgane Such. Das Stockerl komplett machten Henry Kerr und Jolanda Kiener.
Nach der Siegerehrung gings wieder volley zum UCI Buffet, denn der Gusto auf Croissants und Kaffee nahm wieder Überhand. Doch dieser Besuch bei den Commissaires ging nicht mehr so glimpflich aus. Anscheinend hatte unser, zugegeben extrem starker, Konsum die Aufmerksamkeit der Officials auf uns gezogen und wir wurden lautstark aus dem Zelt verwiesen.
Im Nachhinein verständlich, haben wir doch ziemlich sicher unser gesamtes Startgeld wieder reinkonsumiert. So reisten wir gut gestärkt, aber medaillenlos vom Eventgelände ab. Einige Souvenirs vom Wochenende haben es aber trotzdem noch in den Bus geschafft und werden einen Ehrenplatz bei uns finden.
Was eigentlich als Scherz zwei Wochen zuvor begonnen hat, endete in einem wirklich lustigen Wochenende in Frankreich, das wohl keiner von uns jemals vergessen wird. So lächerlich wir das Konzept Snow Bike WM im Vorfeld fanden, wurden wir vom Rennen und dem Engagement der Organisatoren überrascht. Wir glauben wirklich, dass dieses Konzept mit ein paar Verfeinerungen gut funktionieren kann und hoffen auch im kommenden Jahr wieder dabei sein zu können.
Die ausführliche Geschichte von unserem Ausflug zur Snow Bike WM gibt’s Anfang April pipifein auf Papier gedruckt in LINES Issue #29.
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