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Norco Fluid FS A1 Testbericht

Sportfotografie: Tihomir Vorkapic // Stillleben: Urban Niedermayr

Das Bike für ALLE! Wenn es nach Norco geht. Ob es das ist wirklich ist, musste es erst beweisen. Aber gleich zu Beginn: Potenzial für ziemlich beste Freunde hat es allemal!


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Wer bin ich?

Norco will mit dem Fluid FS A1 ein Bike für alle geschaffen haben. Wenn sie damit alle Parkkids und Freeracer meinen, haben die Ingenieure von Norco (deren Chef gerne aus Spaß und um die Bikes persönlich zu testen Worldcup-Downhill-Rennen fährt) das Thema verfehlt. Wenn sie aber all jene ansprechen wollen, denen es mehr um den Spaß am Trail geht, haben sie es allemal geschafft.


Norco Fluid FS A1
Test

Im Stand

Die Ausstattung des Zweirads ist äußerst solide. Der metallic-grüne Lack wirkt sehr edel, und die Kashima-coated Fox 34 Factory fügt sich in das hochwertige Bild bestens ein und lässt in Sachen Performance und Bling-Bling-Faktor keine Wünsche offen. Obwohl man die Gabel heutzutage eher auf XC- und DC-Bikes sieht, hatte ich nie das Verlangen nach einer dickeren Gabel. Und am Float X Performance Elite Dämpfer gibt es auch nichts zu bemängeln. Zum Fahrwerk allgemein gibt es zu sagen, dass man das Feedback des Trails merkt – man spürt was unter einem passiert.

Für den Vortrieb ist eine XT-Schaltung verantwortlich, die einem den Aufstieg leicht macht und man getrost auch unter Vollast schalten kann. Die verbaute Praxis-Works Kurbel mit 175 mm Länge und das dazugehörige Kettenblatt fielen immer wieder negativ auf, nämlich an quasi jeder dicken Wurzel, die sich im Uphill in den Weg legte. Solange Kurbeln haben meiner Meinung nach an einem Rad dieser Kategorie nichts mehr verloren. Es ist nachgewiesen, dass längere Kurbeln keinen wirklichen Mehrwert haben und lediglich ein Relikt der 90er Jahre sind. Hier würde ich mir eine kürzere XT bzw. eine zum Fox-Fahrwerk passende Race Face wünschen. Das Kettenblatt hingegen fällt dadurch auf, dass es im ruppigen Gelände die Kette gerne fallen lässt. Sowas ist normalerweise ein Indiz dafür, dass der Zahnkranz abgefahren ist. Das kann ich in diesem Fall jedoch nicht behaupten.

Antriebstang hinten top, vorne flop. Hier wären kürze Kurbeln und ein anderes Kettenblatt von Vorteil.

Sehr positiv zeigten sich hingegen die TRP-Bremsen. Von der DH-Version hörte ich bis jetzt nur Gutes und war umso gespannter die kleine Schwester, die Trail EVO, zu testen. Durchwegs konstante Bremskraft ohne wandernden Bremspunkt, wie man es etwa von den Großen „S“ kennt. Angenehme Haptik und bei weitem ausreichende Bremskraft.

Die Laufräder sind eine Kombi aus hauseigenen Naben und Stan’s Flow Felgen, die vermutlich einen Kometeneinschlag überstehen würden. Die aufgezogenen Vittoria Reifen rollen gut, sind durchwegs berechenbar und punkten, dank der 4K-Mischung, mit massig Grip.

Die Anbauteile wie der Fizik-Sattel oder die DMR Deathgrips sind feinste Ware. Der SDG Dropper mit seinen 170 mm kratzt zwar an der Untergrenze der Versenkbarkeit, hat mich jedoch nicht sonderlich gestört.


Bergauf

Dem Sitzwinkel und dem Reach verdankend nimmt man auf der grünen Mamba eine komfortable Position ein und kommt entspannt ans Ziel. Mit seinen 15+ kg neigt es eher zum Klettern wie ein AM/Enduro-Bike anstelle eines spritzigen XCler. Bei höheren Stufen und Wurzeln fällt auf, dass der Hinterbau einem ein leichtes Gefühl des Einhängens vermittelt. Am Climbswitch zu drehen oder das Verlangen nach mehr Traktion waren für mich jedoch nie ein Thema.

Zu erwähnen gibt es noch, dass der besagte Climbswitch vom Fox Float X nicht so „firm“ war, wie ich ihn vom Stumpy Evo kenne. Nach Rücksprache mit Norco konnte ich nicht ganz klären, ob es am eigenen Tuning bzw. am Dämpfer selbst liegt. Ein Fakt, der für den Kauf bei einem Händler spricht und nicht online. So kann man bei einem möglichen Problem das direkt klären, ohne sich mit einem Chatbot herumzuquälen. Aber wie erwähnt, habe ich den Climbswitch ohnehin kaum angerührt.


Bergab

Dank der feinen, dem abfahrtsorientierten Fahrstil angepassten Geometrie, macht es sehr viel Spaß. Das Bike fährt sich gutmütig und von Anfang an durchaus unkompliziert. Wie bei jeder Partnerschaft braucht es viel Vertrauen um die Grenzen ausloten zu können. Dem Rad traut man am Anfang aufgrund des geringen Federwegs weniger zu, als es in Wirklichkeit kann. Der Kopf sagt nein, das Bike wiederum schreit ja! Spur halten und durchziehen – kein Problem, über Fowlines pushen – super lustig, per Manual über die Doubles – einfach machbar. Vielleicht bzw. sicher nicht so schnell wie mit einem Bigbike auf ruppigen Ballerstrecken, dafür holt man die Zeit wieder rein, sobald der Trail einer klassischen Flowautobahn nahekommt. Die 130mm schlucken einfach weitaus weniger vom Exit-Speed weg als Bikes mit mehr Federweg. Alles in allem eine Ausgewogenheit die Lust auf mehr macht.


Preis & Leistung

Beim Produktlaunch in den USA galt das Bike mit $ 4.000 als Top-Angebot, bei uns nach Zoll und Fracht schlug es mit € 5.000 zu Buche. Mittlerweile haben sich die Preise zwischen € 3.500 und € 4.000 eingependelt, was wiederum ein recht gutes Angebot darstellt und es selbst im Vergleich zu Versenderpreisen attraktiv ausschauen lässt.


Wo gelobt wird

  • Geo, die steil geht
  • Platz für eine große Wasserflasche, Befestigung für Tools und Co.
  • Ein Boutique-Bike, das man nicht so schnell zu Gesicht bekommt

Wo gepudert wird

  • Zu lange Kurbel und mangelnde Tragfähigkeit des Ritzels
  • Promenadenmischung in Sachen Komponentenmix
  • Dropper mit 170mm an der untersten Grenze

Wer will mich?

Wahrscheinlich 3/5 aller Österreicher, weil sie nicht neben einem fetten Bikepark leben und ein Radl suchen um Spaß auf Trails zu haben.


Norco Fluid FS A1 – MJ 2023

Preisvon € 3.500,- bis € 5.000,-
Federweg140mm vorne & 130mm hinten
Laufräder29 Zoll
RahmenmaterialAlu
Gewicht15,2 kg (in Large)
Garantielebenslange Garantie (Rahmen)
Gleiche Liga:Specialized Stumpjumper, Pivot Trail 429, Mondraker Raze, Commencal T.E.M.P.O.

Norco Optic
Über den Author

Urban Niedermayr

Ob Architekt, Bikeguide, Designer, Grafiker, Künstler, Mechaniker, Redakteur, Shaper oder Trailscout, Urban ist unser Multitool und für Alles zu haben.

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