MTB Weltcup Leogang 2023 – Tag 3

Christoph Berger-SchauerGeil wars, Rennen

Titelfoto: Klemens König

Doppelsieg beim Heimweltcup. Schöner geht’s nimmer.


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Einfach perfekt

Ein Tag voller Downhill Action ist an sich schon ein guter Tag. Aber was heute passiert ist, das war auf einer ganz neuen Ebene. Zwei heimische Vertreter in den zwei Bewerben – und beide gewinnen. Danke Vali Höll und Andreas Kolb! Was ihr heute der österreichischen Bikeszene beschert habt, ist wirklich wie das sprichwörtliche Weihnachten und Ostern zusammen. Nur schöner.

Vali Höll machte gestern in der Qualifikation schon klar, dass der Sieg in Leogang nur über sie führen kann. Dem legte sie heute Vormittag den Sieg im Semifinale nach. Während einige Fahrerinnen noch mit kleineren Fehlern hi und da unterwegs waren, zog sie unbeirrt ihre Linie durch. Mehr als fünf Sekunden trennten sie vom Feld der Verfolgerinnen, das von Nina Hoffman angeführt wurde.

Im Semifinale der Herren merkte man, dass da schon um die Wurscht gefahren wurde. Bei ziemlich perfekten Bedingungen unterbot bereits Ronan Dunne als Achter von 63 Fahrern die Quali-Bestzeit um fünf Sekunden. An diesem Herrn aus Irland bissen sich viele die Zähne aus. Erst der Älteste im Feld, Greg Minnaar, knackte die Zeit. Andreas Kolb tat das ebenfalls, sah extrem entspannt aus, und fuhr zu Rang 9. Finn Iles, das ganze Wochenende schon arg am Drücker, legte mit 3.03 min eine Zeit vor, die Loic Bruni um fast eine Sekunde in die Schranken wies.

Sah nicht nur schnell aus, sondern war es auch: Finn Iles.
Foto: Klemens König

Dank dem neuen Modus von Semifinale und Finale wurden wir am Nachmittag noch einmal mit den Läufen der besten Fahrer*innen beglückt. 10 Athletinnen jagten Vali Höll bzw. mussten auf einen Fehler von ihr hoffen. Doch es waren die anderen, die patzten. Rachel Atherton hatte an der Einfahrt zum Motorway leicht zu tun. Camille Balanche erwischte keinen guten Start und Nina Hoffmann landete in Vali’s Hölle im Netz. Vali behielt die Nerven und fuhr sowas von souverän zu ihrem ersten Heimweltcup-Sieg in der Elite!

Vali Höll zog sowas von souverän ihre Linie in den Asitz.
Foto: Klemens König

Es war kaum genug Zeit für die zahlreichen Zuschauer am Berg sich ein frisches isotonisches Getränk zur Ölung der Anfeuerungsrufe zu holen, da eröffnete Joe Breeden den Finalreigen der Top 30 Männer. Je weiter die Fahrer den Berg runter kamen, desto lässiger wurde die Stimmung. Im Wald von Vali’s Hölle gipfelte es in „Andi Andi Andi Andi Kooolb, Andi Koooooolb, Andi Kohohoooolb!“-Rufe und Fanmassen am neuen Discovery-Tape, wie man sie sonst von Skirennen kennt. Ronan Dunne war es, der erneut eine Richtmarke in den Leoganger Boden schlug. 3.01,548 Minuten waren für viele Kapazunder wie Bernard Kerr, Laurie Greenland oder Lenzerheide-Sieger Jordan Williams zu schnell. Und dann kam Kolb. Geschmeidig unspektakulär wie Fritz the Cat zu seinen besten Zeiten zog er an den Kolb-Rufen vorbei und brummte Ronan Dunne 2,213 Sekunden auf, wo sich zuvor die Fahrer im Hundertstelbereich mit dem Iren matchten. Eine Ansage.

Sub 3 Minuten. Das schaffte heute nur Andreas Kolb.
Foto: Klemens König

Die acht Fahrer nach Andreas Kolb waren nervlich wohl weder für ihn noch für jeden von uns leicht. Daprela verkürzte auf 1,7 Sekunden Rückstand zu Kolb. Vergier biss sich die Zähne aus. Coulanges ebenso. Luca Shaw fuhr genau 0,012 Sekunden näher an Kolb ins Ziel als Daprela. Bei Jackson Goldstone wurde es richtig knapp. Er führte bis zu den letzten zwei Kurven, kam zu weit hinaus, reihte sich 0,911 Sekunden hinter Kolb ein. Brosnan war nicht auf der Pace. Loci Bruni hingegen schon. Er führte, doch die Schlusssektion musste der Ennstaler grandios hinbekommen haben, denn im Ziel löste Bruni 0,680 Sekunden nach Kolb die Zeitnehmung aus. Finn Iles, der Dangerman vom Wochenende, konnte jetzt noch einen Heimsieg verteiteln. Tat er netterweise nicht, machte es aber spannend. Einmal vorne, einmal hinten. Im Ziel waren’s dann 1,451 Sekunden, die ihn von der Bestzeit trennten, einem Kolb die Tränendrüsen starteten und die österreichische Fanmasse ganz ungewohnt aus den Bahnen brechen und Richtung Ziel stürmen ließ.

Es ist Andreas Kolbs erster Weltcup-Sieg, etwas worauf er lang hingearbeitet hatte. Umso schöner, dass er ohne Wettereinfluss (die Bedingungen waren perfekt und für alle gleich) und ohne Stürze der anderen Fahrer passierte. Andreas Kolb war heute der einzige Mann, der den Asitz in unter drei Minuten bewältigte. Grandiose Leistung!


Morgen?

Wir hoffen Laura Stigger und Mona Mitterwallner haben heute zugeschaut. Scherz beiseite – diese zwei sind für die morgigen Cross Country-Rennen ähnlich große Favoriten wie Vali Höll und Andreas Kolb heute. Sonntag, der letzte Tag vom MTB Weltcup in Leogang steht komplett im Zeichen von XCO. Bereits um 8.30 Uhr gehen die U23 Damen auf die Strecke – mit einem österreichsichen Quartett. Valentina Gruber, Katharina Sadnik, Clara Sommer und Tamara Wiedmann, die die Top 20 anpeilen wird. Um 10.30 Uhr fällt der Startschuss für die U23 Herren mit gleich sieben Österreichern: Mario Bair (dem man Top 10 zutrauen kann), Daniel Churfürst, Kilian Feurstein, Theo Hauser, Julius Scherrer, Lars Stigger (der Bruder von Laura Stigger) und LINES Kolumnist Franz-Josef Lässer. Im Damenrennen ab 13 Uhr erhalten Mona Mitterwallner und Laura Stigger Schützenhilfe von Corina Druml und Nina Mosser. Zum Abschluss des MTB Weltcup in Leogang werden Max Foidl, Gregor Raggl und Karl Markt im XCO-Rennen der Herren ab 15.30 Uhr die Kastanien für Österreich aus dem Feuer zu holen. Wenn’s für Max gut läuft, dann könnten auch da die Top 20 drinnen sein. Die U23-Rennen gibt’s live & kostenlos am YouTube-Kanal der UCI Mountain Bike World Series. Elite Damen (ab 12.30 Uhr) und Elite Herren (ab 15 Uhr) überträgt Red Bull TV live & ebenfalls gratis.


Wir berichten wieder live per Stories auf unserem Instagram-Account @lines_mag

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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