Der heimische Fahrradmarkt 2023

Michael PfuisiLesestoff, Szene

Foto: Patrick Wasshuber

Jedes Jahr veröffentlicht der VSSÖ* die Fahrradverkaufszahlen. Diese Statistik gibt’s bereits seit 2015 und verschafft einen Überblick über das Wohlergehen der österreichischen Radlindustrie.


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In groben Zahlen

In der Mountainbike-Welt hört man seit geraumer Zeit von allen Seiten, dass es der Branche gerade eher schlecht als gut geht. Wenn man sich die Statistik aber vor Augen führt, ist das kein belegbarer Fakt. Zumindest nicht in Österreich. Denn auch wenn die absolute Anzahl an verkauften Rädern leicht rückläufig ist (-16,8% im Vergleich zum Vorjahr), befinden wir uns immer noch auf einem hohen Niveau. 2022 war halt ein absolutes Rekordjahr. Ganze 421.204 Fahrräder wurden 2023 verkauf. Das entspricht ungefähr dem Vor-Pandemie-Zustand. Schlüsse auf die Nachfrage von KonsumentInnen nach Zweirädern lassen sich aus der Statistik aber keine ziehen. Der Fachhandel bestätigt aber, dass diese nach wie vor hoch sei. Generell profitieren potentielle Käufer aktuell von der guten Verfügbarkeit von Rädern. Große Auswahlmöglichkeit bei Händlern und viele Rabattaktionen sind dafür verantwortlich.


Erstmals mehr E- als normale Bikes

Ein weiterer Key-Point der Erhebung ist der Marktanteil von E-Bikes. In den letzten Jahren stieg der nämlich rapide an. Und 2023 war es dann soweit. Zum ersten Mal wurden mehr elektrische Radl als nicht-elektrische verkauft. Mit 52,4% sind diese nun nicht mehr nur die umsatzstärkste, sondern auch absatzstärkste Bikekategorie. Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Als Haupttreiber werden aber attraktive Dienstfahrradmodelle und monetäre Anreize aus öffentlicher Hand beim Kauf von E-Bikes genannt. Den prozentuell größten Anstieg machten dabei E-Transportfahrräder (+20%) aus.
Dieses Jahr wurden auch die einzelnen Radl-Kategorien einzeln miteinander verglichen. Bei MTB-Fullys ist die Diskrepanz zwischen E- und nicht E am größten. So stehen knapp 55.820 E-Fullys gerade einmal 12.288 „normalen“ vollgefederten Mountainbikes gegenüber. Bei Hardtails haben zwar wieder nicht elektrische Modelle die Nase vorne, aber nicht in dieser Größenordnung.


Wie geht’s der Industrie?

Der Umsatz der Branche bleibt auf einem sehr hohen Niveau. Zwar stieg dieser 2023 das erste Mal seit Beginn dieser Statistik nicht an, trotzdem ist es der zweithöchste je erreichte Wert mit 1,18 Milliarden Euro. Die großen Verkaufstreiber sind wieder einmal E-Bikes, auf welche 75% des Gesamtumsatzes zurückgehen. Der Durchschnittspreis eines nicht-elektrischen Rades lag bei 1.924 Euro, beim E-Äquivalent bei 4.095 Euro. Im Schnitt werden also 2.820 Euro für ein Fahrrad ausgegeben. 2019 waren es noch 1. 585 Euro und es wird erwartet, dass 2024 der Umsatz wieder steigt und somit ein weiteres Rekordjahr folgt.


Fazit

Generell lässt sich aus der Erhebung sagen, dass Radlfahrn beliebt wie eh und je ist und so schlecht wie man immer hört, geht’s der Industrie dahinter nicht (die Situation im Handel ist punktuell vielleicht eine andere). Zumindest im Gesamten betrachtet und in Österreich. Der Absatz an Radln bleibt ebenso wie der Umsatz hoch und volle Lager bei Herstellern und Händlern versprechen ein großes Angebot für KonsumentInnen.

*Der VSSÖ ist der Verband der Sportartikelerzeuger und Sportartikelhändler Österreichs.

Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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