Am ersten Blick klingt es etwas paradox. Der Coronavirus, der uns alle massiv einschränkt, soll Mountainbikern zu mehr Freiheit verhelfen. Schaut man sich die Idee in Ruhe an, klingt sie schon gar nicht mehr so skurril.
Einmalige Chance
Die aktuelle Lage ist schlimm. Die Reisefreiheit ist stark beschnitten. Der Sommerurlaub wird für alle von uns vrsl. im Land des Schnitzels stattfinden. Gäste aus dem Ausland – ein riesengroßer Markt unserer Tourismusbranche – wird der Alpenrepublik fernbleiben müssen.
Doch sie bietet auch eine einmalige Chance. Wenn ausländische Touristen nicht oder kaum ins Land können, kann man Einheimischen das Verweilen im eigenen Land so schmackhaft wie möglich machen. Mit geschätzten 800.000 Anhängern ist die Gruppe der Mountainbiker da kein uninteressanter Kundenstamm. Und wie lockt man die am besten? Genau: mit einem attraktiven Wegenetz. Dass es das in Österreich flächendeckend schon gibt ist bekannt. Es besteht aus weit verzweigten Forststraßen und Wanderwegen, bleibt im Allgemeinen dem Mountainbiker aber verschlossen.
Probesaison
Rene Sendlhofer-Schag vom MTB-Reisen-Anbieter Bikefex, der auch Tourismusregionen berät, schlägt deshalb eine Probesaison vor: Freigabe aller Forststraßen und Wanderwege auf Zeit – nämlich diesen Sommer. „Am Ende der Saison ziehen wir einen Schlussstrich: Gab es vermehrt Konflikte? Hat es funktioniert? Wo waren die Probleme, wo lief es gut? Und dann sehen wir weiter“, so Renes Vorschlag. Das würde dem Tourismus in Österreich helfen und vielleicht zeigen, dass die flächendeckende Wegfreigabe für Mountainbiker nicht zu Sodom und Gomorra führt.
Andreas Zeller, durch dessen Leserbrief eine Diskussionsrunde auf Facebook letzten Montag angestossen wurde, möchte gerne etwas von der aktuell vielzitierten Regionalität und Solidarität auch in Richtung Mountainbiker sehen: „Wir haben gelernt aufeinander zuzugehen, Regionalität neu erfunden, passen aufeinander auf, unterstützten die heimische Landwirtschaft und als Dankeschön sperren einige von diesen Wege. Das passt nicht zusammen.“
Mondfenster
Die Möglichkeit dieser einzigartigen Chance für Österreichs Mountainbiker ploppte auch im Tretlager-Livetalk letzten Freitag auf. Angesprochen auf die Idee räumt KfV-Jurist Armin Kaltenegger einem kurzfristigen, vorübergehenden Vorstoss gute Chancen ein. Aus Sicht von Unfallverhütern und Virologen sollte man „möglichst alles erlauben was im Freien stattfindet.“ Das sind Interessen, die sich mit dem Interesse der Mountainbiker kreuzen. „Gesetze werden aktuell rasch geändert, wo sonst Gesetzgebung ein sehr langer Prozess ist. Das ist auch das Mondfenster, das sich hier gerade bietet“, so Armin Kaltengegger.
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