Bike Check: Peter Mihalkovits‘ Bold Unplugged

Peter MihalkovitsMaterial

Fotos: Moritz Brüggemann

Peter Mihalkovits ist die vierte Saison für Bold Cycles unterwegs und hat damit vermutlich einen der besten Deals unter Österreichs Enduro-Fahrern. Er stellt uns sein aktuelles Arbeitsgerät für EDRs und Spaßgerät für Wexl Trails Laps vor: das Bold Unplugged.

Basis Bold Unplugged Pro, Medium
Gabel Fox 38 Factory, 170mm, 3 Tokken, 95 psi, +8 LSC, +7 HSC, +5 LSR, +3 HSR
Dämpfer Fox Float X Nude, 165 psi, 7 Klicks Rebound, 7 Klicks Compression
Laufräder Syncros Revelstoke 2.0, 29 Zoll
Reifen vorne Maxxis Assegai DH Casing, kein Insert, 1,6 bar, tubeless
Reifen hinten Maxxis Minion DHR2 DH Casing, kein Insert, 1,7 bar, tubeless
Bremsen Shimano SLX, 200mm Rotoren
Kassette SRAM GX
Kette SRAM GX
Kurbel SRAM GX
Schaltung SRAM GX AXS
Lenker Syncros Hixon 1.5, 760mm
Vorbau Syncros XM 1.5, 50mm
Griffe Syncros AM
Sattel Syncros Tofino
Sattelstütze Syncros Duncan, 200mm
Pedale Crankbrothers Mallet DH
Gewicht 16,9 kg (inkl. Save the Day Kit)
Modifikationen
Gabel & Cockpit getauscht


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Eine ganze Weile bin ich nun schon auf dem neuen Unplugged unterwegs – fast ein volles Jahr um genau zu sein. Hier mein Eindruck und ein umfangreicher Bike Check!

Das Bike an sich

Das neue Bold Unplugged kommt mit einem gänzlich überarbeiteten Hinterbausystem. VPP nennt sich das Ganze. Der Dämpfer liegt dabei sehr tief, nur knapp oberhalb des Tretlagers, in Bold-Manier natürlich wieder integriert in den Rahmen. Durch den tief liegenden Dämpfer wirkt der Rahmen nochmal cleaner als beim Vorgängermodell und auch hinsichtlich Sattelstützenlänge hat man nun mehr Spielraum. 200mm Hub passen ohne Probleme rein. Für mich ein absoluter Game Changer.

Der Sattel lässt sich dank 200er Stütze komplett aus dem Weg bringen.

Auch der Zugang zum Dämpfer wurde etwas erleichtert. Anstatt der 6mm Inbus-Schraube vom alten Unplugged gibt’s jetzt einen Druckknopf über den man den Deckel abnimmt, super easy zum Dämpfer gelangt und wo darüber hinaus auch noch Platz für ein paar Utensilien ist. Das dafür vorgesehene „Save the Day Kit“ mit Ersatzschlauch, Reifenheber, Multi-Tool und Pumpe wird übrigens auch gleich mitgeliefert.

Zum Thema Dämpfer: Da arbeitet ein Fox Float X Nude mit 160mm Federweg, der mittels TracLoc (vom Lenker aus) in drei verschiedene Stufen gebracht werden kann. Der Sag kann extern durch einen Magneten und Sag-Anzeige abgelesen bzw. eingestellt werden.

Neuer Hinterbau beim neuen Unplugged.

Das Bike kann sowohl als Mullet als auch Full-29 gefahren werden. Mittels Flip-Chip lässt sich der Hinterbau dafür anpassen. Doch nicht nur das. Auch hat man durch den Flip-Chip die Möglichkeit das Bike entweder in der High (hohes Tretlager, steilerer Lenkwinkel) oder Low (tieferes Tretlager, flacherer Lenkwinkel) Position zu fahren. Das S und M kommt serienmäßig als Mullet, L und XL werden Full-29 ausgeliefert. Wer mehr Infos zur Geo haben möchte, schaut am besten einfach auf der Website vorbei.

Bei verstecktem Dämpfer lässt sich so der Sag ablesen.

Peters Unplugged

Ich bin 1,78m (76kg) und fahre das Unplugged in Size M, Full-29 und in der tieferen Position. Bei meiner Größe bin ich eigentlich irgendwo zwischen M und L. Für die Strecken im Worldcup ist ein kleineres Bike aber meistens kein Nachteil. Durch enge Kurven lässt es sich so deutlich agiler fahren und wir haben auf den Enduro Tracks nur selten wirklich schnelle Highspeed-Geraden an denen ein längeres Bike seine Stärken ausspielen könnte. Auch konnte ich durch das Full-29 Setup in Kombination mit dem kleineren Frame wirklich einen guten Kompromiss finden, der für mich super funktioniert.


Wie fährt sich das Bike?

Schon bei der ersten Ausfahrt wird klar wie das Unplugged gefahren werden möchte: schnell und agil! Das Unplugged spielt seine Stärken erst so richtig aus, wenn es auf Speed gebracht und wirklich agil gefahren wird. Ein aktiver Fahrstil wird von diesem Bike belohnt. Der Hinterbau ist auf der progressiveren Seite und hat vor allem im letzten Drittel enorm viele Reserven. Kurzum: Es fittet meinen Fahrstil extrem gut und ich hab mich von Beginn an pudelwohl auf dem Unplugged gefühlt.

Auch sofort spürbar ist, wie sich das stark abfallende Oberrohr auf die Performance auswirkt. In Kombination mit der längeren Sattelstütze (200mm Hub) „verschwindet“ das Bike so gefühlt unter einem. Insbesondere in Kurven kann man das Unplugged dadurch extrem gut legen und steuern. Weder Oberrohr noch Sattel sind irgendwo im Weg. So wird das Bike super agil und verspielt.

Ohne Frage, das Unplugged ist ein Bike, das primär bergab bewegt werden will. Mein Setup (DH Casing vorne und hinten, prall gefülltes „Save the Day Kit“ und tiefe Geometrie) machen das Rad jetzt auch nicht unbedingt zu einem Kletter-Spezialisten. Dennoch tritt sich das Unplugged überraschend angenehm auf langen Uphills. Mittels TracLoc kann man den Dämpfer quasi komplett blockieren und die bergauf-Performance wesentlich verbessern. Apropos TracLoc: Der kommt bei mir nicht nur auf Uphills zum Einsatz. Die mittlere Stufe macht den Hinterbau nämlich nochmal progressiver und eignet sich somit auch für Flow- und Jumptrails. Insbesondere bei Sprüngen habe ich es gern, wenn das Bike einfach ein bisschen poppiger ist. Mein Setup für Rennen ist nämlich tendenziell eher weich und auf Jumps geht so meist ziemlich viel Energie im Dämpfer verloren. Da ich aber auch immer wieder mal auf Jumplines abbiege, finde ich es ziemlich nice mein Setup mit nur einem Klick gut dafür anpassen zu können.

Die mittlere Stufe macht den Hinterbau nämlich nochmal progressiver und eignet sich somit auch für Flow- und Jumptrails

TracLoc kommt bei Peter nicht nur in den Uphills zum Einsatz

Was hab ich verändert?

Überraschenderweise nicht allzu viel. Die Gabel wurde getauscht. Da arbeitet bei mir jetzt eine Fox Factory anstatt der serienmäßig verbauten Performance Gabel. Ich bin die Performance nie gefahren, deshalb kann ich schwer beurteilen ob es einen großen Unterschied macht. Mit Hinblick auf’s Racen will ich einfach das Plus an Einstellmöglichkeiten der Factory Gabel nicht missen.

Eines der wenigen Teile, die Peter getauscht hat: Factory statt Float.

Weiterer Change: Anstelle der ab Werk verbauten Vorbau-Lenker-Einheit fahre ich einen ganz herkömmlichen Alu-Vorbau (50mm) mit Alu-Lenker (760mm). Warum? Weil ich einfach das Gefühl habe, dass der Alu-Lenker nicht ganz so steif ist und etwas besser dämpft. Insbesondere auf langen Strecken kann dies ein entscheidender Faktor sein um Armpumps zu vermeiden. Sonst fahre ich das Cockpit eher hoch mit drei großen Spacern unterhalb des Vorbaus.

Hohes Cockpit. Alu-Vorbau und -Lenker.

Suspension Setup ist bei mir vorne meist auf der härteren Seite und hinten tendenziell eher weich. Rebound vergleichsweise langsam. Das bin ich noch aus Downhill-Zeiten so gewohnt und funktioniert für mich eigentlich ganz gut. Highspeed Compression meist ganz offen oder maximal einen Klick zu – im Enduro brauchst du einfach so viel Grip wie du nur bekommen kannst. Lowspeed irgendwo in der Mitte – bin aber ehrlicherweise auch nicht der Typ, der sich da übertrieben reinfuchst. Set it and forget it!

Der Antrieb ist komplett GX, aber kabellos.
Über den Author

Peter Mihalkovits

Mulitalent am Bike. Einer der schnellsten Enduristen des Landes. Besaß lange keine anständige Radlhose, "Enduro Jeans"-Pionier.

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