Setup-Hefterl adé?

Michael PfuisiMaterial

Fotos: Benjamin Hofmann

Eine Mountainbike-Federung einzustellen ist gar nicht so einfach. Die österreichische App SAGLY will dir das Setup erleichtern.


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Das Einstellen der Federung am Mountainbike kann manchmal ganz schön kompliziert sein. Neben Luftdruck beziehungsweise Federhärte, gibt es bei den meistens Federelementen noch die Möglichkeit, das ein oder andere Rädchen zig Klicks im und gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Ganz zu schweigen von Volume Spacern und mehreren Luftkammern. Dass man da irgendwann den Überblick verliert ist vorprogrammiert. Und auch das allseits beliebte Setup-Hefterl wird beim hundertsten Mal durchstreichen der Kompression unübersichtlich.

Dem Abhilfe schaffen will SAGLY. Eine App, die aus Leogang stammt und sich international immer größerer Beliebtheit erfreut. Hinter ihr stecken Anton Hörl und Mario Kemetinger, selbst passionierte Mountainbiker seit ihrer Jugend und eigentlich im IT-Sektor tätig. Während des ersten Lockdowns reifte in Anton die Idee einer App, die das Setup des Fahrwerks ungemein erleichtern soll. Mario war sofort an Bord und so erblickte die App im August 2021 das Licht des App-Stores. Seitdem konnte man mehrere tausend NutzerInnen rund um die Welt für sich gewinnen.


Erster Schritt: Setup anlegen.

Starten lässt sich das Ganze relativ einfach und schnell. Nach dem Erstellen eines Profils geht es ans Einrichten des Setups, indem man Rahmen, Gabel und Dämpfer (falls vorhanden) angibt, dazu noch den Federweg und – voilà – schon gibt einem die App die Möglichkeit alle Einstellungen, die man sich nur so vorstellen kann, einzugeben. Das reicht von Luftdruck über High-Speed-Rebound bis hin zum hydraulischen Bottom-out.

Festlegen wo man damit fährt.

Hier hilft die App erstmals mit, denn bspw. für die Gabel kann man sich das empfohlene Hersteller-Setup anzeigen lassen oder „KI Setup“ wählen, das Sagly aus tausenden User-Einträgen generiert. Beides basierend auf Gewicht, Größe, Fahrkönnen und Untergrund. Selbst der passende Reifendruck kann mit dem integrierten Rechner anhand dieser Parameter ermittelt werden.

Noch nicht happy? Einmal ins Handy schauen.

So richtig Verbesserungsvorschläge gibt die App an dieser Stelle aber kaum. Zwar erkennt sie, wenn die Balance zwischen Front und Heck sehr unausgeglichen wirkt. Darauf verlassen kann man sich aber nicht. Sie dient eher als kompliziertere Handynotiz und weniger als Setup-Guide. Doch meiner Meinung nach liegen die Stärken auch woanders. Denn wenn man bei seinen Einstellungen ein wenig nach unten scrollt und auf: „Was mache ich, wenn…?“ klickt, kommt man quasi in ein komplettes Wiki der Fahrwerkseinstellung. Eine Liste voller Symptome samt Behebungsvorschläge: Was machen, wenn die Gabel in Kurven zu weit in den Federweg taucht oder in Wurzelfeldern immer härter wird? Besonders für Neulinge in diesem Bereich kann dies sehr hilfreich sein, wenn die einzelnen Rädchen und ihre Wirkungen oft schwierig auseinander zu halten sind.

Passende Problembeschreibung wählen und SAGLY hilft.

Setup kann man übrigens in der Gratis-Version nur eines anlegen. Wer mehr Setups pro Bike (z.B. für Nässe) oder generell mehr Räder in SAGLY speichern will, der muss zur Pro Version greifen. Die kostet € 2,49 pro Monat oder € 19,99 im Jahr. Dafür bekommt man Zugriff auf noch mehr Know How, unlimitierte Hilfestellungen und eine Historie seiner eigenen Änderungen.

Fahrwerk entsprechend justieren.

Blog & Setups entdecken

Ebenso hilfreich ist der Blog, der sich auf der Website finden lässt. Hier geht man etwas tiefer in die Materie und Themen wie Reifendruck, Cockpit-Setup und dergleichen werden behandelt. Zudem werden die verschiedene Einstellungsmöglichkeiten und die Auswirkungen, die diese auf das Gesamtfahrwerk haben, erklärt und in Zusammenhang gebracht.

Interessant ist auch der Menüpunkt in der App „Setups entdecken“. Dort kann man zum Beispiel nach Leuten mit dem gleichen Fahrrad, der gleichen Gabel/Dämpfer/Reifen suchen und Einstellungen vergleichen. Praktischerweise stehen Gewicht, Größe und Fahrerprofil dabei, damit man abschätzen kann, ob Luftdruck & Co für einen selbst Sinn machen können. Wenn’s passt, dann lässt man ein High Five da (um sich das Setup zu merken), kommentiert wenn man Fragen hat oder klickt gleich auf „ausprobieren“.

Und mit noch mehr Spaß über die Wegerl heizen.

Aber für wen ist diese App denn nun? Für den Anfänger, der ein stimmiges Grundsetup finden möchte oder den Hobby-Racer, bei dem jeder Klick zählt? In meinen Augen eher für Ersteren. So wird einem ein guter Leitfaden vorgegeben, wie man denn am besten sein Federelement einstellt. Doch fürs letzte Eitzerl brauchts dann doch noch mehr als eine App. Andererseits schadet es nicht, diese für den Fall der Fälle am Handy zu behalten. Manchmal ist es ja doch noch für den erfahrensten Radfahrer nicht ganz klar, wann man genau woran dreht.

Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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