One Weekend in Slovakia

Christoph Berger-SchauerReise, Rennen

Kofola One Weekend in Slovakia Slowakei

Trail Scouting, Geheimtipp-Bikepark, Gaudi-Enduro – ein Wochenende bei den östlichen Nachbarn mit wenig Plan und hohem Spaßfaktor.


Oft liegt das Gute so nah, dass man es gar nicht sieht. Kilometermäßig ist der näheste Bikepark von Wien aus … genau … Bratislava. Der ist hinter einer Grenze, deshalb hat man den komischerweise nicht am Schirm. Nachdem unser Ausflug dorthin ein ziemlicher Überraschungserfolg war, schauten wir am Wochenende drauf gleich noch einmal in die Slowakei, um zu sehen was das Land biketechnisch sonst zu bieten hat – und packten ein paar Leute ein.

Ein Pumptrack am Weg – im gefühlt letzten Winkel – verkürzt und versüßt die unglaublichen 2,5 Stunden Anreise zu unserem auf Trailforks gewählten Ziel. In der Gegend von Nitra parken wir den Konvoi aus mehr oder weniger umgebauten Kleinbussen, öffnen ein Kracherl und freuen uns auf den nächsten Tag.


Trail Scouting

Late Breakfast und ein noch laterer Start. Ein bisserl Treten, ein bisserl Abenteuer. Die ersten rausgesuchten Wegerl sind so lala. Mal ordentlich verwachsen, mal quasi nicht existent. Gehört auch dazu zum Erkunden. Dafür ist der letzte Trail des Tages ein richtiges Schmankerl. Ziemlich flach schlängelt er sich über knapp 500 Tiefenmeter dahin. Immer wieder mal ein Sprung gebaut, flotte Kurven durch den lichten Wald. Das Finale besteht fast nur mehr aus feinsten Kurven und Hupfern. Wir sind begeistert. So sehr, dass einem kleinen Teil unserer Reisegruppe die gekurbelten 1.000 Höhenmeter wurscht sind und gleich noch einmal Richtung Uphill einbiegt. Retour beim Bus-Treffen bleibt Frederik, ein einheimischer Biker, stehen, erzählt von den Trails in der Gegend und einem Enduro-Rennen am Sonntag. Getragen von der Trail-Euphorie sagen wir: fix, da sind wir dabei! Das Kofola zischt, der Camembert am Grill auch. Der Tag könnt nicht besser laufen.


Bikepark-Geheimtipp

Eigentlich ein Widerspruch in sich. Bikeparks sind ja selten Geheimtipps. Das „Ski Centrum Drozdovo“ hat’s bis vor Kurzem aber nicht mal auf Trailforks gegeben. Samstag Vormittag, als wir am schönster aller Tage dort aufschlagen, ist’s fast so, als hätten wir das Areal für uns reserviert. Könnte auch an der abenteuerlichen Zufahrt liegen. Tellerlift mit dem Bike? Noch nie probiert. Der Liftler hat seinen Spaß mit unseren Einstiegs-Versuchen. Einige perfektionieren den „Raketenstart“, wie er liebevoll genannt wird. Exakt 100 Höhenmeter hat der Hügel und es ist einfach unglaublich, dass hier acht (8!) richtig feine Strecken existieren. Eine lustiger und abwechslungsreicher als die andere. Tagesticket: heiße 10 Euro.


Gaudi-Enduro

Samstag Abend sind wir noch zu vorhin erwähnten Enduro-Rennen angereist. Zweiter Stopp der Hornonitrianska Enduro Séria, eines regionalen Cups. Training? Brauchen wir nicht, haben wir beschlossen und uns volley dem € 1,80 teuren Hopfengetränk aus dem Zapfhahn gewidmet. Den Gang zur Anmeldung am Sonntag in der Früh kann man noch nicht als zielstrebig bezeichnen. Die legere Organisation kommt unserem Zustand entgegen und Kofola richtet den Rest. Wir warten drauf vom Moderator unsere Namen zu hören – was anderes verstehen wir sowieso nicht. Dann pedalieren wir los. Drei Stages gibt’s, soviel wissen wir. Der Start von Stage 1 geht mit vollem Watteinsatz einen leichten Schotterstraßen-Anstieg rauf. Mehr sieht man nicht. Vielleicht hätte man die Strecken zumindest einmal abrollen sollen. Der Gedanke manifestiert sich während dem unglaublich schnellen ersten Abschnitt der Stage, links und rechts begrenzt durch dichte Botanik. Dann rauscht schon das erste durchgerissene Absperrband unter den Reifen vorbei. Quer durch’s Gemüse wieder in die Strecke. Die Stage mündet in die regulären Strecken des Trailcenters Bat’ove traily – und die sind richtig fein. Die Labestation vor Stage 2 ist sinnbildlich für unseren Rennergeiz: es gibt einen Zapfhahn mit IPA. Wir sind begeistert. Ein paar überraschende Abzweiger, Step ups und Bäume verbünden sich mit unserer fehlenden Streckenkenntnis, bringen aber keinen von uns in unlösbare Schwierigkeiten. Bei Stage 3 sind wir schon als „the Austrians“ bekannt. Spätestens in den Kurven und Sprüngen vom Vox Trail ist der Zustand von der Früh passé. Es ist zum Juchizen. Siegerehrung zuschauen, dann ab zum nächsten See, abkühlen/waschen und die Heimfahrt antreten. One Weekend in Slovakia. Fein war’s!

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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