Nachhaltige Trail-Angebote, ein einfacher Zugang zum Mountainbiken und mehr Diversität im Sport sind Punkte, die sich jeder für seine Community wünscht. Seit 1988 setzt sich die Organisation IMBA (International Mountain Bicycling Association) für das Ziel ein, das Lebe Belange der Bike-Community in den USA und seit 2012, mit der Gründung von IMBA Europe, auch in Europa ein.
Der diesjährige IMBA Europe Summit fand am 17. Juni statt und stand unter der Prämisse, das Leben von Menschen durch das Mountainbiken verbessern zu wollen, was erwartungsgemäß viele Initiativen und Verbände aus ganz Europa zusammenbrachte, um über die aktuellen Probleme und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. Auf der Tagesordnung standen:
- Diversität und Inklusion
- nachhaltiges Wachstum
- Investitionen in MTB-freundliche Orte
Noch bevor der erste Punkt aufgegriffen wurde, hatten Peter Fischer, Repräsentant der europäischen Kommission und Thomas Larsen Schmidt, Präsident von IMBA Europe noch einmal verdeutlicht, wie wichtig es zukünftig sein wird, die Werte des Sports zu schützen, das soziale und ökonomische Potential zu erkennen und auszuschöpfen sowie die gesundheitsfördernden Aspekte des Mountainbikens in den Vordergrund zu stellen. Die Corona-Situation dürfe auch als Chance verstanden werden. Viele Biker und Bikerinnen kämen jetzt zum ersten Mal mit dem Sport in Kontakt, was uns die Chance gebe, mit gutem Beispiel voranzugehen, um einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu lehren und gleichzeitig die Vorteile für die körperliche und geistige Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen.
Diversität und Inklusion im Mountainbiken
Seit dem Aufkommen der ersten Mountainbikes in den 70ern sei Mountainbiken ein elitärer Sport gewesen, entgegnete Brook Hopper, die ein Teil der Liv Cycling Initiative ist. Noch immer falle es anderen Gruppen schwer, sich fürs Mountainbiken zu begeistern, weil nur mancherorts ein lokales Trail-Angebot besteht, was auf Außenstehende attraktiv wirke. Wir würden das Potential bei neu errichteten Pumptracks und einfachen Trails im stadtnahen Raum sehen, fügte Moderator Kevin Mayne hinzu. Hier sei die Vermischung verschiedener Schichten omnipräsent und es kämen ständig neue Gesichter hinzu.
Der Appell konnte deutlicher nicht sein: mehr lokale Bike-Angebote schaffen, aktiv auf Mitmenschen zugehen und sie zum Mitmachen motivieren. Nur so könne man Vorurteile aus der Welt räumen und den Sport greifbarer für all jene machen, die zuvor noch keine Berührungspunkte mit ihm hatten.
Einen weiteren spannenden Aspekt lieferte Stefan Longgren, der die Attraktivität des Mountainbikens mitunter darin begründet sieht, wie wir die Signale beim Biken neurologisch verarbeiten. „Mountainbiken fordert uns im Kopf so sehr, dass andere Emotionen bedient und Hormone ausgestoßen werden, als bspw. beim Fußball – diese Art von Reiz macht den Sport einzigartig und für viele attraktiv. Mountainbiken setzt einfach eine andere Konzentrationsleistung voraus, auch weil die Konsequenzen durch Unachtsamkeiten andere sind.“
Wie kann unser Sport nachhaltig wachsen?
Der nächste Tagesordnungspunkt widmete sich der Frage, wie nachhaltiges Wachstum in der MTB-Community aussehen soll. Dass es nicht ohne E-Biker und E-Bikerinnen gehen würde, war allen klar. Stattdessen stand vielmehr die Frage im Raum, welche Lösungsansätze sinnvoll wären, um das gesammelte Wissen und um Verhaltensgrundsätze von langjährigen Bikern und Bikerinnen dorthin weiterzugeben, wo noch Unwissenheit herrscht.
Vereine, Gruppen und Initiativen seien sicherlich ein wichtiger Schritt, erzählte Clement Doby, der den Bereich Mountainbike bei Decathlon leitet. Jede Gruppe berge allerdings auch wieder die Gefahr, andere auszuschließen, weshalb es bei einer Debatte um nachhaltiges Wachstum wichtig sei, aktiv auf andere zuzugehen und das Gespräch zu suchen. Dort, wo viele Menschen mit dem Sport in Kontakt treten, müsse stärker kommuniziert werden, lautete am Ende die Stoßrichtung. Noch zu häufig werde das Phänomen beobachtet, dass die Bike Community lieber unter sich bliebe. Das müsse sich ändern, plädierte Clement.
Wie sollte investiert werden?
Der letzte Punkt des diesjährigen IMBA Summits behandelte Investitionen in MTB-freundliche Orte. Im Mittelpunkt stand auch hier wieder der Ruf nach Nachhaltigkeit. Natürlich könne man wichtige Punkte, die bei der Umsetzung von Trail-Projekten entscheidend wären über How-Tos und Beispielvideos anstoßen, erklärte Lars Wraee Jensen, der seit Jahren die Ausweitung der Trail-Netzwerks in Norwegen unterstützt. Allerdings würde man dabei die Situation verkennen, dass jedes Projekt ein stückweit einzigartig ist, weshalb man immer wieder auf Situationen stoßen würde, auf die es keine Pauschalantwort gebe. Aus diesem Grund sei es wichtig, attraktive Angebote zu schaffen, um dringend benötigtes Fachwissen an Vereine an Gemeinden weiterzugeben.
Nur weil Geld vorhanden ist, bedeutet das noch nicht, dass Investitionen Früchte tragen werden. Nachhaltigkeit würde nur dann entstehen, wenn eine ausgewogene Beziehung zwischen der Bike-Community und allen Beteiligten herrscht. Die Integration der Community bei der Planung und Wartung schafft ein Verantwortungsbewusstsein auf beiden Seiten – aus diesem Grund sind Angebote rund um das Thema Trailbuilding so interessant. Sie lösen die Probleme der Gemeinde auf der einen Seite, weil gewisse Arbeiten von den nutzenden Gruppen selbst ausgeführt werden und geben auf der anderen Seite der Bike-Community die Möglichkeit sich im Rahmen der Möglichkeit selbst zu verwirklichen und den Trails eine eigene Handschrift zu verpassen.
Bis alle Probleme beseitigt sein werden, ist es noch ein weiter Weg. Allerdings Stand der sprichwörtliche Kopf im Sand noch nie für Weitsicht, weshalb es inspirierend war, die vielen unterschiedlichen Herangehensweisen der jeweiligen Initiativen zu hören. Je mehr Menschen sich die Probleme vor Augen führen und über Lösungen diskutieren desto eher ist der Funke bereit überzuspringen. Und obwohl ich keinen der Redner und Rednerinnen zuvor kannte, habe ich einige der Gesprächsthemen dennoch so interessant gefunden, dass ich mir im Nachhinein die Programme der jeweiligen Initiativen durchgelesen habe. Schau doch selbst mal vorbei https://www.imba-europe.org/
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