Der Pumptrack Schuh

Michael PfuisiMaterial

Fotos: Markus Wessig

Der Arcade ist der casualste Schuh der Tiroler Crew First Degree. Wir haben ihn auf dem Trail und am Pumptrack gestestet.


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Ich auf Flats?

Ein guter Radlschuh ist schon die halbe Miete. Dieser Aussage werden die meisten MountainbikerInnen wohl zustimmen. Der Sprung von Turnschuhen auf das erste Paar spezifische Treter, die tatsächlich fürs Biken gemacht worden sind, ist ein großer. Dass man nicht bei jeder Wurzel vom Pedal abrutscht fördert den Spaßfaktor erheblich. Aus diesen Gründen sind die meisten auch recht wählerisch was die Schuhwahl betrifft. Besonders diejenigen, die auf Flat-Pedale vertrauen.

Zu dieser Gruppe zähle ich mich nicth. Die Flats am Enduro habe ich schon vor langem gegen Klickpedale getauscht. Lediglich am Dirtjumper und dem ein oder anderen Shapeday wechsle ich aus offensichtlichen Gründen wieder zurück auf die weniger bindende Schuh-Pedal-Connection.

Einer der schönsten Bike-Schuhe am Markt: der First Degree Arcade.

Ich bin also kein typischer Flatpedal-Fahrer. Doch um den First Degree Arcade zu probieren, freute ich mich darauf wieder einmal etwas so Grundlegendes wie die Pedalart in meinem mittlerweile doch vertrautem Setup zu wechseln.


Der Schuh selbst

Wie bereits oben genannt handelt es sich beim Schuh um den First Degree Arcade. Den Print-affinen sollte die Marke schon bekannt sein, denn in LINES Issue #23 durften wir der Crew, die hinter First Degree steckt, einen Besuch abstatten. Die ist besser bekannt unter dem Namen Deeluxe im Snowboard-Bereich, haben also massig Erfahrung mit Schuhen. Zuhause sind sie in Kirchbichl in Tirol. Somit sind die First Degree-Modelle wohl die einzigen in Österreich erdachten Mountainbike-Schuhe.

Neben dem hier getesteten Arcade haben die Tiroler auch noch andere Latschen im Sortiment. Angefangen vom F1, der als Downhillspezialist verkauft wird, über den Highwheel für die BMXer bis hin zum Flite für Enduro. Über diesen haben wir hier schon geschrieben.

Der Arcade richtet sich nach Herstellerempfehlung primär an BMX, Dirt und All Mountain und nicht an das Gravity-Segment direkt. Dies macht der Schuh auch optisch gleich bemerkbar. Schaut aus wie ein Sneaker, trägt sich wie einer, kann aber viel mehr.


Der erste Eindruck

Frisch aus der Verpackung macht der First Degree Arcade einen überaus hochwertigen Eindruck. Auch die Passform macht (zum Glück) keine Überraschungen und der Schuh sitzt fest, aber bequem. Das Gefühl, dass man gerade einen Radlschuh anhat, bekommt man nicht. Die Sohle ist, wie der Rest auch, relativ weich gehalten. Besonders im Vergleich zu Shimano und ION Flatschuhen, die ich direkt gegenüberstellen kann, fällt dies sofort auf.

Das erste Mal zum Einsatz sind sie bei der Trailpartie #0 auf den Burgenland-Trails gekommen. Die Bedingungen würde man am ehesten wohl als „Sauwetter“ beschreiben. Die Schuh- und Pedalwahl stellte sich dadurch als richtig heraus, um wieder auf Flats heimelig zu werden.

Nach ein paar Meter Trail hat man auch wieder heraußen, dass mit den Beinen ziehen nicht mehr funktioniert und dass es immer noch wie früher weh tut, wenn sich die Pins ins Schienbein rammen. Auch die, schon automatisierte, Drehbewegung um den Fuß vom Pedal zu kommen, stellt sich als unnötig heraus. Wasserabweisend oder gar -dicht ist der Arcade leider nicht. So hat man bereits nach der ersten Lacke ein Schwimmbad für den Fuß.


Am Trail

Die Schuhe bin ich knapp drei Wochen am Enduro gefahren und so ziemlich jeden Trail in Graz. Und obwohl ich mich relativ schnell an das Fahren mit Flats gewohnt habe, fand ich mit den Arcade nie richtig guten Grip am Pedal. Als solche habe ich großteils die Tatze Connect verwendet, als Referenz aber auch noch mein altes Paar RaceFace. Dabei merkte ich keinen Unterschied, auf beiden Plattformen rutschte man, vor allem auf wurzligen Passagen, wild durch die Gegend. Das dies am Pedal oder mir lag, konnte ich durch herumprobieren mit anderen Schuhen schnell ausschließen. Waren die Trails aber eher flach und flowig, gab es dies Probleme nicht. Auch beim Springen machten sie eine gute Figur.

Am Enduro kann der Arcade leider nicht seine Stärken ausspielen. Dafür am Pumptrack.

Um dem Schuh aber nicht unrecht zu tun, da dieser ja ohnehin nicht als Gravity-Modell vermarktet wird, habe ich kurzerhand die Klicks wieder aufs Enduro montiert und bin mit den First Degree Arcade und Dirtbike zum Pumptrack gefahren. Und dort hält der Treter was er verspricht. Wurzeln gibt’s bekanntlich auf den asphaltierten Pisten keine – und somit auch keine Probleme. Man merkt sofort, dass der Arcade dort zuhause ist.

Auch auf den Dirtjumps rund um Graz kann er ebenso seine Stärken präsentieren und lässt nie etwas zu wünschen übrig. Da kann kein Paarl Vans mehr mithalten.


Für wen ist der Schuh?

Zusammengefasst kann man sagen, dass der First Degree Arcade ein Radl Schuh ist, der genau weiß was er will und kann. Auf eher roughen Trails fühlt er sich gar nicht wohl, aber als solcher wird er auch nicht verkauft. Dafür blüht er komplett auf, wenn die Wurzeln Asphalthügeln weichen und aus Stufenkurven steile Anlieger werden. Der eine Flatschuh für alles ist er dadurch nicht, als zusätzliches Paar für den Pumptrack- oder Dirtjumpbesuch macht er aber durchaus Sinn. Bonus: Abseits vom Radl bietet er Komfort wie ein Sneaker. Über die Haltbarkeit lässt sich nach einem Monat noch wenig sagen. Bis jetzt schaut er jedoch noch immer neuwertig aus und auch die Sohle lässt keinerlei Rückschlüsse über den Benutzungszeitraum zu.

First Degree Arcade

  • moderner All Mountain, Dirt, Casual & BMX Schuh
  • erdacht in Österreich
  • speziell entwickelte Antidote Sohle
  • in vier Farben erhältlich
  • UVP: € 119,95

First Degree Hausbesuch Issue #23

Wer mehr über die Crew hinter First Degree wissen will, der liest unseren Hausbesuch in LINES Issue #23.

Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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