„Bitte runterkommen, hab großes Paket“, vermeldet der Herr Spediteur über die Gegensprechanlage. Es ist der größte Radlkarton, den ich in meinem ganzen Leben gesehen hab, den der Herr Spediteur aus seinem weißen Sprinter zieht. Das Conway WME 627 kommt nämlich – wie alle Radln der Marke – maximal zusammengebaut.
Lenker gerade richten, Pedale drauf und fertig. Sogar der Vorderreifen ist schon eingebaut. Das Radlmontieren dürfte dem Chefmechaniker bei Conway Spaß machen, denn aus dem Karton sind weniger Handgriffe notwendig um fahrbereit zu sein, als wenn man’s mit dem familieneigenen Golf transportiert und das Bike ist auch noch richtig penibel-fein zusammengeschraubt. Schutzfolie hier, Abdeckung da, die Lager schön gefettet.
Conway hat seit der „We Make Enduro“-Phase vor ein paar Jahren seinen langhubigen Bikes ein einheitliches, fesches Design verpasst. Das WME 627 ist da keine Ausnahme. Formtechnisch ein Hingucker, in der Farbe ein richtiger Blickfang – wie ich des Öfteren feststellen durfte.
Der Name kurz erklärt: Conway ist die Hausmarke von Hartje. WME steht, wie oben erwähnt, für „We Make Enduro“. Und das 627 ist die zweit-teuerste der vier Ausstattungsvarianten der Enduro-Linie in 27,5 Zoll (mit 2021 die teurere von drei). Parallel dazu gibt’s noch vier Modelle in 29 Zoll.
Conway WME 627
Preis | € 4.399,95 |
Federweg | 170mm |
Laufräder | 27,5 Zoll |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht | ca. 14 kg |
Garantie | 3 Jahre (Rahmen) |
Gleiche Liga | Radon Jab, Rose Pikes Peak |
WME 627 ist jetzt kein Name, der gleich Emotionen auslöst. Eher auf der technisch-kühlen Seite. Vielleicht hab ich auch darum ein bisserl gebraucht, um mit dem Conway warm zu werden. Farbe? Naja, sehr poppig. Am Ende aber geil. Storage Box unterm Tretlager? Verdammt klein – was soll da rein? Mit Tubolito-Schlauch ein Traum für Rucksack-Verweigerer wie mich. Handling? Rahmengröße Large ist ein bisserl mächtig für meine 1,74 Meter. Mit den 27,5er Laufrädern aber doch lustig.
Treuer Begleiter
So flashig das Design vom Conway WME 627 ist, so unaufgeregt ist die Geometrie. Kein länger, flacher, super-progressives Radl, sondern eine sehr solide Konstruktion. Als Highspeed-Rennmaschine ist es eher ungeeignet, dafür ist es ein treuer Begleiter vom Kaliber eines Berner Sennenhundes. Es beeindruckt durch sein Unbeeindruckt-Sein.
2020 war arm an Events, aber Gott sei Dank für mich nicht arm an Trail-Kilometern. Ich hab das Bike durch den Wienerwald gescheucht, hab ihm mehrmals alle Strecken im Bikepark Brandnertal gezeigt, es quer durch die Schweiz auf Bahnen- und Postauto-Tour mitgenommen und beim Micro-Adventure in Osttirol auf Gipfeln getragen und mit Bikepacking-Zeugs über Trails bewegt. Einmal waren Bremsbeläge zu tauschen, einmal hab ich die Schraube von der Storage Box verloren (vielleicht war der Trail zu ruppig, vielleicht hab ich sie schlecht angezogen, vielleicht war zu wenig Schraubensicherung drauf – wer weiß das schon). Das war in den fünf Monaten alles. Die Laufräder laufen gerade, der Lack schaut fast aus wie neu. Es gibt selten was Herrlicheres als ein zuverlässiges Radl.
Palmarés
Dinge, die ich mit dem Conway WME 627 angestellt hab:
- Bikepark Königsberg
- Turracher Höhe
- mehrmals Wexl Trails
- Kremstal Trails
- Stuhleck
- ein Wochenende im Bikepark Brandnertal
- Touren rund um Feldkirch
- zweimal Bahnentour Surselva, Graubünden, Schweiz
- Flims Laax Falera
- Postauto-Tour
- Passo del Sole
- Osttirol Bikepacking Micro-Adventure für LINES Issue #19
- Bikepark Großglockner
- Bikepark Lienz
- etliche Male Wienerwald
- etliche Male Trailcenter Hohe Wand Wiese
- einige Male Plabutsch & Platte
Fazit
Wem longer, slacker & co wurscht sind, wer einfach ein solides, unkompliziertes Radl haben will, der wird mit dem Conway WME 627 eine Freude haben. Qualität und Ausstattung sind super, der Zusammenbau-Grad bei Lieferung ein Wahnsinn und an die Farbe gewöhnt man sich – versprochen.
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