WES Gesamtsiegerin: Anna Spielmann

Michael PfuisiLesestoff, Rennen

Anna Spielmann ist seit ihrer frühen Jugend eine Fixgröße in der österreichischen XC-Szene. Seit 2022 ist sie auf dem E-Bike unterwegs und das sehr erfolgreich. Wir haben mit ihr über die letzte Saison, E-Bike Rennfahren und die Zukunft des Sports geredet.


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Hallo Anna, für alle, die die Homestory in Issue #29 nicht gelesen haben, magst du dich kurz einmal vorstellen?

Ja sicher. Ich bin die Anna Spielmann, 26 Jahre alt und komme aus Tirol. Die meisten werden mich mittlerweile von der E-EDR und der WES (World E-Bike Series), der E-Bike Cross-Country Serie kennen. Meine Wurzeln habe ich aber im normalen XC und bin in der Disziplin bis 2021 auch professionell Rennen gefahren. Dann habe ich für mich eigentlich beschlossen gehabt, es sein zu lassen. 2022 bin ich dann aus Spaß einen E-EDR Open Stopp mitgefahren und gleich Dritte geworden. Daraufhin habe ich ein Angebot vom Haibike MTB Team bekommen, die WES und den E-Enduro Weltcup für sie zu fahren. Das habe ich angenommen und bin richtig froh darüber.

„Auch mit Motor ist man eine Stunde lang am Limit.“

Nun bist du ja sehr erfolgreich in deinen Disziplinen und kennst das Rennfahren mit und ohne Motor recht gut. Wo liegen da für dich die größten Unterschiede?

Bei der WES ist das Konzept einfach. Ein Kurs wird mehrere Runden gefahren und die Erste im Ziel gewinnt. Das bedeutet auch mit Motor, dass man eine Stunde lang am absoluten Limit fährt. Der größte Unterschied für mich ist bestimmt das Gewicht vom Radl selbst. Ich habe 48 Kilo, mein E-Bike hat 26, also mehr als die Hälfte von mir. Das ist schon schwierig, da besonders bei den XC-Rennen das Gesamtgewicht einen riesigen Einfluss auf die Performance hat. Wenn also eine andere Fahrerin schwerer ist als ich, ihr Rad dafür aber 5kg leichter, kommt das aufs Gleiche. Im nächsten Jahr dürfte sich da für mich aber auch deutlich was verbessern ;).

„Das Rennen in Aletsch war für mich das perfekte E-Enduro Rennen.“

Beim E-Enduro gibt’s meiner Meinung nach aber leider noch kein ausgereiftes Konzept. Wir fahren den selben Kurs wie die nicht motorisierten Athleten auch, abgesehen von den Power-Stages. Das gleiche Rennen nur ohne Motor hat eben wenig Reiz, da bräuchte es neue Ideen wie man das E-Bike besser im Rennbetrieb einsetzen könnte. Das Rennen in Aletsch war zum Beispiel aber sehr gelungen. Die Stages waren teilweise fast halb-halb bergauf und bergab, da macht das E-MTB einfach mehr Sinn.


Du hast heuer E-XC- und E-Enduro-Rennen bestritten. Wo lag dein Fokus?

Das habe ich am Anfang der Saison auch noch nicht so ganz entschieden gehabt. Die WES hat heuer ja erst im Juni mit dem ersten Rennen begonnen. Davor hatte ich also Zeit um bei ein paar E-Enduro Weltcups an den Start zu gehen. Als ich dann aber in der E-XC Gesamtwertung sehr gute Chancen auf den Sieg hatte, verlagerte ich den Fokus eher in die Richtung, was dann aufging und sich als richtige Entscheidung herausgestellt hat.


Trotz WES Gesamtsieg war’s aber keine leichte Saison für dich, richtig?

Leider zog ich mir bei den Weltmeisterschaften in Andorra im Training eine ziemlich nervige Verletzung zu. In meinem Handgelenk hatte sich ein Ödem gebildet, das ziemlich hartnäckig war. Normalerweise ist so etwas nach zwei, drei Wochen wieder gut, doch dadurch ich keine Rennen verpassen wollte, war dauerhaftes Ruhigstellen keine Option und ich zog das über sechs Wochen lang mit. Dadurch habe ich auch die allerersten Enduro-Weltmeisterschaften in Val di Fassa verpasst. Jetzt ist alles aber wieder fit.

Der Gesamtsieg bei der WES war heuer extrem stark umkämpft.

Es rumort ja ganz schön im Rennkalender nächstes Jahr. E-Enduro Weltcups soll es keine geben. Wie schaut dein Plan für 2025 aus?

Das Thema E-Enduro ist sehr schade, aber ich hoffe, die nutzen die Zeit und arbeiten bis 2026 ein ordentliches Konzept aus und kommen dann zurück. Ich werde auf jeden Fall ein paar Open Rennen mitfahren, wenn es sich mit den WES Stopps nicht überschneidet, Termine dafür gibt’s nämlich leider noch keine. Aber ich bin richtig motiviert für die nächste Saison mit dem Team. Unterschrieben habe ich ja bis Ende 2026, das gibt mir viel Planungssicherheit.

LINES Issue #29

Ein ausführliches Interview aka Homestory mit Anna Spielmann liest man in LINES Issue #29.

Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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