Neue Anker unter schwerer Belastung

Martin PichlerMaterial

TRP Bremsen Test

Fotos: Klemens König

#100kgberggams

Der Hashtag ist Programm. Unter diesem Pseudonym kennt man mich im Netz. Aus diesen vormals durchtrainierten und bikeoptimierten 100 kg sind mittlerweile durch diverse Verletzungen, geringerer Trainingsintensität und anderen kulinarischen Genüssen des Lebens, schon mal 112 kg Systemgewicht geworden (Helm, Kleidung, „Kniewärmer“ und Schuhe – ohne Bart wahrscheinlich 109 kg…). Der Fokus meines Trainings liegt nun mehr am Trailspaß als am Abspulen von zahlreichen Höhenmetern.

Also nun zum Thema: Was benötigt ein 110 Kilogramm schwerer Endurist, der sich auch gerne mal für Abfahrten in die umliegenden Bikeparks begibt?

  • Wäre der Wechsel ins immer größer werdende Lager der E-Biker angebracht? Nein Danke – im Bereich meiner unteren Extremität befinden sich zwei Motoren, die bei anderen Menschen auch Oberschenkel genannt werden! Laut dem Motto: „Verdiene dir verdammt noch mal deine Abfahrten!“ werde ich auch in Zukunft motorbefreit rauftreten.
  • Wäre es für mich ich ratsam ein Bike zusammenzustellen, dass den Gewichtsfetisch so mancher Cross-Country Fahrer nachahmt und die magische Grenze der 12 kg unterschreitet?

Alles unsinnig!!! Ein Mittelklasse-Fahrer aus der Grazer Bikeszene benötigt vor allem eines um die durchaus EWS-würdigen Trails in unserer Area zu meistern – richtige ANKER!!!

So ein gewichtiges Duo, wie es mein Santa Cruz Megatower C und meine Wenigkeit ist, gehören, zeitnah, dosiert und vor allem zuverlässig gebremst!


Die Anker sind da!

Am 12ten April war es soweit. Ein Paket aus Vaterstetten – Deutschland erreichte meine Bikegarage. Absender war eine gewissse Firma TEKTRO/TRP. Inhalt: ein Set DH-R EVO Grey Bremsen. Diese Kollegen machten es sich für die kommenden Monate zur Aufgabe mein massiges System bei rasanten Abfahrten in Schach zu halten!

Sowohl mein Vorderrad, als auch das hintere Laufrad wurden mit 220mm Durchmesser und sage und schreibe 2,3 mm dicken Bremsscheiben ausgestattet. Zudem stellten sie mir ein Vierkolbensystem in Verbindung mit ergonomisch gefrästen Bremshebeln zur Verfügung. Gemeinsam mit den neuen, dünneren und steiferen 5mm Bremsleitungen soll dadurch eine effektive Bremsleistung gewährleistet werden. Die Bremsen, die es schaffen, die Herren Fairclough, Gwin und Trummer zum Stehen zu bringen, sollten auch bei mir gut aufgehoben sein.


Rauf damit und rein ins Gedachs

Angefangen hat alles mit der Montage, welche durchaus unkompliziert verlief. Nach einer kurzen Entlüftung konnte ich schon die ersten Parkplatzrunden drehen. Dabei fiel als Erstes die angenehme Haptik der Bremshebel auf – nicht zu groß und nicht zu klein. Die mit Vertiefungen und Löchern ausgestatteten Hebel führen zu einer echt stimmigen Druckpunktkontrolle der Bremsen. Absolut positiv auch die werkzeuglose Reichweiteneinstellung.

Also ab ins Gelände! Die erste Ausfahrt am Hometrail, knapp 400hm bergab, verlief mehr als zufriedenstellend. Gut zu dosieren und wenn man richtig zupackt, wirft man die Anker aus! Sehr kraftvoll und trotzdem geschmeidig führen dich die Bremsen den Trail hinunter. Die ersten Ausfahrten bei eher trockenen Verhältnissen waren absolut überzeugend!


Der 3-Wetter-Taft der Bremswelt

Wie war die Performance im Park und bei nassen Verhältnissen? Auch nach 5 Stunden Bikepark-Spaß – die Bremse hält. Kein spürbarer Bremskraftverlust oder nerviges Quietschen. Einzig der eigene Körper, der die Grenzen aufweist. Auch bei richtigem Sauwetter, ja auch das gibt es im südlichen Graz, konnten die Bremsen überzeugen! Nach mehreren Tagen im Regen und Gatsch zeigte die Bremse ihre Verlässlichkeit und vor allem auch Haltbarkeit! Das nervige Wechseln der Bremspads verschob sich mehrere Abfahrtskilometer nach hinten, auch das abermalige Entlüften der Bremsanlage war nicht von Nöten. Egal ob Hitze, Regen oder Staub: die Bremse hält. Sozusagen der 3-Wetter-Taft der Bremsanlagen.


Fazit

Alles in allem hat mich die Bremsanlage von TRP absolut überzeugt. Die einzigen „Schwachpunkte“ sind die fehlende

Alles in allem hat mich die Bremsanlage von TRP absolut überzeugt. Die einzigen „Schwachpunkte“ sind die fehlende Möglichkeit der Anpassung des Pad-Kontakts und das „höhere Gewicht“. Das muss man an dieser Stelle aber ein wenig relativieren. Grundsätzlich liegt das Gewicht der TRP Bremsanlage absolut im Soll – also unter dem einer Shimano Saint oder einer Hayes Dominion. Das mehr an Gewicht steckt in den beiden 2,3 mm breiten Bremsscheiben (223mm vorne / 203mm hinten). Im Vergleich zu „normalen“ Bremsscheiben muss man somit zusätzliche 131g in Kauf nehmen – das sind in etwa so viel wie 2 Cliffbar Müsli Riegel und relativiert sich bei einem gesamten Systemgewicht von 112kg doch relativ schnell. Für alle, bei denen Fahrspaß und zuverlässige Kontrolle über dem eigenen BMI liegt sind die 131 Gramm in die größeren und stärkeren Bremsscheiben eine absolut sinnvolle Investition.

Mit der TRP DHR EVO habt ihr einen treuen Begleiter gefunden!

TRP Bremsen Test
Bergauf bleibt es auch mit der TRP DHR EVO zach

Technische Details

Geschmiedeter, CNC-bearbeiteter und polierter Bremsgriff und Bremssattel
Ergonomisches, gefrästes Hebeldesign für perfekten Grip auf dem Trail
4 Kolben
Werkzeugfreie Griffweiteneinstellung
Hybrid-Bremskolben für optimale Wärmeableitung
Druckfeste, 5 mm Hydraulikleitung
Bremsmontage: Postmount (IS über Adapter)
Bremsleitungslänge: 1900 mm VR & HR
Nur mit 2.3 mm dicken Bremsscheiben zu verwenden
Bremsbeläge: blau – organisch, kupfer – metallisch, rot –metallisch/organisch
Gewicht laut Hersteller: 620g
Über den Author

Martin Pichler

Selbst sein dreistelliges Systemgewicht lässt ihn nicht an der ursprünglichsten Form des unmotorisierten Zweiradfahrens zweifeln. Kein Gipfel ist zu hoch und kein Trail zu steil für die 100kgberggams!

Artikel teilen