15K

Christoph Berger-SchauerMaterial

Trek Fuel EXe 2022

Fotos (c) Markus Frühmann

Trek hat ein neues E-Bike vorgestellt: das Fuel EXe. Die Situation ist ähnlich wie beim Launch des ersten iPhone. Ein Produkt, das so bahnbrechend innovativ sein soll, dass es neue Preis-Sphären eröffnet.


Wer bin ich?

Der Missing Link zwischen normalem Radl und E-Bike. Ein Zweirad, dass ausschaut und fährt wie ein normales Bike, aber doch permanent Rückenwind hat. Mit einem Preisschild von € 14.999,- vermutlich eines der teuersten Serienbikes, die es aktuell zu kaufen gibt.

Trek Fuel EXe 2022 Dominik Raab Anninger

Im Stand

Eines muss man erstaunt anerkennen: Das Fuel EXe schaut dermaßen wenig nach E-Bike aus, dass sich eingefleischte E-Biker wohl erst mal an den Anblick gewöhnen müssen. Das Unterrohr ist kaum dicker als bei einem Slash. Der Motor duckt sich hinterm Kettenblatt weg. Kein Display am Lenker das schon von der Weite signalisiert: Hey, ich fahr mit Strom! Der Anblick ist extrem clean. Das Fuel EXe ist objektiv ein fesches Radl.

Trek Fuel EXe 2022
Jop, das ist der ganze Motor.

Das ist auch schon das Besondere, weshalb das Trek Fuel EXe gerade in allen Bike-Medien für Tamtam sorgt. Abgesehen davon, dass es einen Elektromotor besitzt, ist es verdammt wenig E-Bike. Optisch, akustisch und gewichtstechnisch. Gerade mal 17,5 Kilo bringt es in der leichtesten Ausstattung (9.9 XTR) auf die Waage. Da spielt es in einer Liga mit etlichen Enduros – und bringt obendrein noch 50 Nm zusätzliche Antriebskraft mit.

Möglich ist dieses Leichtbaukonzept durch den HPR50 Motor von TQ. Die bayerische Firma hat Erfahrung mit Roboter-Anwendungen oder dem Mond-Rover und ist mit Kunden wie Haibike und M1 Sporttechnik am Radlsektor kein Newcomer. Alle TQ Motoren kommen ohne Antriebsriemen aus, was sie sehr kompakt macht. Der HPR50 ist die bisher kompakteste Version. Zum Laden kann der Akku recht einfach nach unten entnommen werden – muss man aber nicht. Das Fuel EXe lässt sich auch direkt befüllen. Für noch mehr Reichweite gibt’s einen Range Extender für den Flaschenhalter. Beides – herausnehmbarer Akku und Range Extender – sollten das Fuel EXe sogar flugtauglich machen.

Trek Fuel EXe 2022
Akku raus? Geht echt einfach.

Abgesehen vom Offensichtlichen – dem Leicht-E-Bike – spielt das Trek Fuel EXe 9.9 XX1 AXS alle Stückerl, die in der Bike-Branche gerade der heißeste Scheiß sind. Oil Slick Kassette, elektronische Schaltung und Sattelstütze, AirWiz Sensoren an Reifen, Dämpfer und Gabel, Carbonfelgen.

Der E-Version hat Trek übrigens etwas mehr Federweg spendiert als dem konventionellen Fuel EX. Mit Motor sind’s 150mm an der Front und 140mm am Heck statt 140/130.


In Bewegung

Eines muss man erstaunt anerkennen: Es fährt sich nicht wie ein gewöhnliches E-Bike. Ja, das geringe Gewicht hat damit sicher zu tun. Das Trek Fuel EXe ist genau „richtig“ schwer, sodass es sich extrem satt anfühlt, aber nicht träge. Das wirkt sich unglaublich positiv auf die Traktion aus. Blockierende Reifen muss man mit diesem Radl schon richtig wollen.

Trek Fuel EXe 2022 Dominik Raab Anninger
Lässt sich zirkeln wie ein normales Radl.

Es surrt auch nicht wie ein herkömmliches E-Bike. Wenn man Elektroautos „lautlose“ Mobilität bescheinigt, dann muss man das dem Fuel EXe erst recht. Maximal bei steilen Anstiegen hört man den TQ Motor leicht. Doch selbst da macht er sich so verhalten bemerkbar, dass man die Chance hat Elektro-unerkannt an Wanderern vorbeizukommen.

Neben dem fehlenden Surren ist das Bergauffahren recht erstaunlich. Und zwar in dem Sinn, dass es sich auch da nicht nach E-Bike anfühlt. Während „normale“ E-MTBs so brachial viel Kraft besitzen, dass ihre Chauffeure mit zu tiefem Sattel, breiten Knien und viel zu schwerem Gang sich die steilsten Rampen raufschießen, muss man das Fuel EXe fahren wie ein normales Bike. Über einen Anstieg im letzten Gang der elektronischen Schaltung drübernudeln? Geht vermutlich wenn man Nino Schurter heißt. Alle anderen müssen richtig schalten, wie bei einem richtigen Radl halt.

Trek Fuel EXe 2022 Dominik Raab Anninger
Stylische Einlagen sind mit knapp 18 Kilo leicht drin.

Für „nudeln“ hat der TQ Motor zu wenig Schmalz. Was aber kein Nachteil ist. Die Kraft kommt kontrollierbarer, fast schon natürlich. So als hätte man im Winter wirklich seine Hausaufgaben auf der Rolle gemacht. Übernatürliche Strava-Zeiten darf man sich mit diesem Vehikel nicht erwarten. Das könnte Fans von viel Drehmoment enttäuschen. Leute, die normale Bikes mögen, werden’s hingegen vermutlich als sehr angenehm empfinden.

Trek Fuel EXe 2022 Dominik Raab Anninger
Das Fuel EXe liegt richtig satt, ohne zu schieben.

Der TQ-Motor offeriert drei Unterstützungsstufen, wobei es kein „Aus“ gibt. Außer man schaltet das Bike komplett ab. Dann lässt sich die 9.9 XX1 AXS-Version aber auch nicht mehr schalten, was wiederum wenig Sinn macht. Geschwindigkeit, Akkustand & Co werden über das im Oberrohr fesch integrierte Display angezeigt. Den Grad der Unterstützung (und die Schiebehilfe, wer’s braucht) wechselt man per unauffälligem Schalter am Lenker. Mit halbwegs ambitionierter Fahrweise, vielen Trails, steilen Rampen und einem Mix aus allen drei Fahrmodi holt man rund 1.000 Höhenmeter aus dem Akku raus. Vollladen geht erstaunlich flott.

Trek Fuel EXe 2022 Dominik Raab Anninger
Fährt sich mehr wie ein normales Radl, als wie ein E-Bike.

Preis & Leistung

15K! Mit der High-end Version des Trek Fuel EXe kann man getreu dem „How to be a mountain biker„-Credo (Bike muss teurer als das Auto sein) leben und sich dennoch eine anständige Karre leisten. Das Preiszetterl von 14.999 Euro fährt (zumindest bei uns) ständig im Kopf mit. Beim Zurücklassen im Auto. 15K. Bei der unübersichtlichen Kreuzung in der Stadt. 15K. Bei der ersten ungewollten Bodenprobe. 15K! Sollte ein Bike, das über Stock und Stein malträrtiert wird wirklich so viel wert sein oder ist das schon ein Sammlerstück? Für 15K kriegt man dann alles, was gerade in der Bike-Branche als fancy angesehen wird. Der Fuel EXe-Einstieg klappt aber auch schon um’s halbe Geld. Halt mit weniger Bling-bling.


Geometrie

Recht ausgewogen. Das Trek Fuel EXe fühlt sich vertraut an wenn man sich draufsetzt. Im Vergleich zum normalen Fuel EX ist es eine Spur länger und flacher.

Mino Link LowWheelsizeSeattube LengthReachStackEffective ToptubeMeasured ToptubeChainstay LengthHeadtube AngleHeadtube LengthSaddle Height at Effective Seattube AngleEffective Seattube AngleActual Seattube AngleBottom Bracket DropBottom Bracket HeightStandoverWheelbaseFront CenterFork Axle-to-CrownFork OffsetTrailTravel RearTravel Front
Small29380427,2620,2573,3569,2440,064,710066576,768,738,5338,5737,01188,6751,356344129,2140,0150
Medium29410452,2629,3600,5593,0440,064,711070076,769,238,5338,5736,91217,9780,556344129,2140,0150
Large29435482,3629,4630,5615,6440,064,811077076,870,338,6338,4736,81247,9810,556344129,2140,0150
Extra Large29470507,3638,5657,6641,6440,064,812080076,870,838,6338,4756,81277,1839,756344129,1140,0150
Mino Link HighWheelsizeSeattube LengthReachStackEffective ToptubeMeasured ToptubeChainstay LengthHeadtube AngleHeadtube LengthSaddle Height at Effective Seattube AngleEffective Seattube AngleActual Seattube AngleBottom Bracket DropBottom Bracket HeightStandoverWheelbaseFront CenterFork Axle-to-CrownFork OffsetTrailTravel RearTravel Front
Small29380432,7616,3572,2567,2438,465,310066577,369,331,7345,3742,81187,9751,356344125,3142,0150
Medium29410457,7625,3599,2591,0438,465,211070077,269,731,7345,3742,91217,1780,556344125,4142,0150
Large29435487,6625,3629,2613,8438,465,211077077,270,731,6345,4742,91247,1810,556344125,4142,0150
Extra Large29470512,6634,3656,3639,8438,465,212080077,271,231,6345,4763,01276,3839,756344125,5142,0150

Trek Fuel EXe 2022

Wer will mich?

Leute, die 2007 zu den iPhone-Pionieren gehörten. Menschen, die genervt sind vom Motorsurren und Wanderer beeindrucken wollen.


Trek Fuel EXe MJ 2022

Preisvon € 6.499,- bis € 14.999,-
Federweg150mm vorne, 140mm hinten
Laufräder29 Zoll
RahmenmaterialCarbon
Gewichtca. 17,5 bis 20 kg
Garantielebenslang (Rahmen & Carbon-Laufräder)
Gleiche Liga:Orbea Rise, NOX HeLIUM, S-WORKS Turbo Levo SL

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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