Mehr Kraft geht nicht

Michael PfuisiMaterial

Sram Maven Bremse Sattel und Scheibe

Anfang letzten Jahres stellte SRAM mit der Maven ihre bisher stärkste Bremse vor und löste somit die Code als Standardbremse für Downhill und Enduro ab. Sie soll die stärkste Bremse am Markt sein. Das sind unsere Erfahrungen.


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Brachiales Aussehen, brachiale Leistung. So könnte man die neueste Ergänzung in der Bremsen-Produktpalette von SRAM in nur einem Satz beschreiben. Wenn man aber ein wenig genauer hinschaut, ist doch mehr dahinter, als rein der große Bruder der Code zu sein. Beispielsweise der Kurswechsel was die Bremsflüssigkeit betrifft. Zwar ist die Maven nicht die erste Bremse von SRAM die nicht mehr auf DOT setzt, aber das erste Flaggschiffmodell mit Mineralöl.


Im Detail

Wie von SRAM gewohnt, gibt es auch von der Maven verschiedene Abstufungen innerhalb der Familie. Die Namensgebung folgt dabei schon der, die wir von Code Modellen gewohnt sind. Die Maven Bronze stellt das Einstiegsmodell dar und kommt im Vergleich mit den teureren Ausführungen ohne das Rädchen der Kontaktpunkteinstellung aus. Die Silver und Ultimate Modelle unterscheiden sich abgesehen vom Preis dann aber nur noch durch die verbaute Titanhardware, beispielsweise bei den Schrauben, voneinander.

Der Kostenpunkt des Ultimate Modells liegt bei 700 €, die Preise haben sich jedoch schon ordentlich eingependelt, sodass man die Bremse bei diversen Händlern um deutlich weniger Geld findet. Gewichtstechnisch macht die Bremse auch klar, dass sie sich nicht an die Cross Country-Fraktion richtet, denn mit über 700 Gramm ist sie einer der schwersten Anker am Markt.


Setup

Die Maven kommt standardmäßig mit organischen Belägen bestückt daher. Laut SRAM sollen diese für die meisten FahrerInnen die passende Option sein. Hierbei muss man anmerken, dass es bei der Bremse aber nicht mehr möglich ist, die Beläge nach oben zu entnehmen. Meiner Meinung nach stört das zwar nicht, anzumerken ist es aber trotzdem. Auch bei den Bremsscheiben lautet die Empfehlung, mit kleineren 180mm Scheiben zu starten, da man auch mit diesen schon mehr Kraft als bei anderen Modellen habe.

Montiert habe ich die Bremse schlussendlich mit 200mm Scheiben vorne und hinten und anfangs auch mit den organischen Belägen. Das Entlüften geht dank beigelegtem Entlüftungskit und Bleeding Edge-Technologie gewohnt einfach. Ich hatte sogar den Eindruck, dass der Vorgang bei der Maven einfacher und schneller von der Hand geht als noch bei Codes und sämtliche Luftbläschen rasch aus dem System sind.

Die Bremse war auf einigen Rädern und bei allen Rennen dieses Jahr im Einsatz: Probleme gab es dabei nie.

In Bewegung

Schon beim Einbremsen merkt man den deutlichen Unterschied in der Bremskraft verglichen mit der Code. Auf dem Trail wurde dies dann nochmal spürbarer und ich brauchte tatsächlich ein paar Abfahrten, um die Bremse „zu lernen“. Denn schon eine kleine Berührung der Vorderbremse auf einer nassen Wurzel reicht aus um das Radl rutschen zu sehen. Nach einem g’scheiten Radltag war ich dann aber an den gewaltigen Biss gewohnt.

SRAM Maven Loamer Action
Sobald man an die Mavens gewohnt ist, will man nicht mehr weniger. Foto: Bastian Meier

Auf die Bremse trifft dabei auch zu, was auf die meisten Teile am Radl zutrifft: Je härter und schneller man sie fährt, desto besser funktioniert sie. Der SRAM-übliche Widerstand im Leerweg ist nämlich ein wenig ausgeprägter als bei der Code und man merkt einen bremsenschleifenden Fahrstil schnell in den Händen. Fährt man die Maven aber punktiert, kann sie ihre Stärken voll und ganz ausspielen. Viel Power mit wenig Krafteinsatz sorgen in diesem Fall wiederum für nur minimalen Armpump, und das auch bei Spaghetti-Ärmeln. Abfahrten mit 1.000 Tiefenmetern am Stück scheitern somit nicht mehr an den Armen.

Und das hat sich im halben Jahr, die ich bislang die Bremse fahre, auch nicht verändert. Über den Sommer habe ich dann die organischen Beläge gegen metallische getauscht und habe auch mit verschiedenen Scheibengrößen herum probiert, bin schlussendlich aber bei 200 Millimeter vorne und hinten geblieben. Bei den Belägen könnte ich jedoch keinen klaren Favoriten hervorheben. Die metallischen Beläge brauchen etwas länger um auf Betriebstemperatur zu kommen, sind dann aber auf längeren Abfahrten wie im Bikepark verlässlicher als das organische Pendant. Diese funktionieren auch aus dem Kaltstart schon sehr gut, lassen an heißen Tagen aber nach ein paar Minuten schon an Kraft nach. Wirklich störend war dies aber nur in den seltensten Fällen. Mittlerweile hat sich meine Präferenz aber auf organische Beläge vorne und metallische hinten eingependelt. Mit der Kombo hat man das Beste aus beiden Welten und sie sorgt für ein konstantes Bremsverhalten in jeder Situation.

Trailpartie Präbichl Michi Pfuisi
In nassen Bedingungen muss man die Dosierung erst mal gewohnt werden. Foto: Markus Wessig

Haltbarkeit

Über die Haltbarkeit einer Bremse lässt sich sogar nach einem knappen Jahr schon gut was sagen. Regelmäßiges Entlüften, wie noch bei der Code, gehörte bei mir der Vergangenheit an. Der Druckpunkt blieb konstant. Selbst beim mehrmaligen Umbau auf ein anderes Radl musste ich die Spritzen nicht ansetzen, und das trotz kappen der Leitung!

Dank der Bleeding Edge-Technologie ist das Entlüften ein Kinderspiel

Die Beläge hingegen halten deutlich kürzer als bei anderen Bremsen. Die organischen musste ich bereits nach einem Monat auswechseln, die metallischen halten meiner Beobachtung nach etwa dreimal so lange, bis sie getauscht werden müssen. Macht bei mehr Bremskraft auch Sinn.


Fazit

Die SRAM Maven ist ein deutliches Upgrade zur Code, wenn man über reine Power redet und belohnt einen aggressiven Bremsstil. Wer also auf der Suche nach einer Bremse nach dem Motto „set & forget“ ist und/ oder sich mehr Kraft wünscht, macht bei der Maven nichts falsch.

Wer mehr Power möchte, ist bei der Maven bestens bedient.
Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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