Simplon strauchelt

Christoph Berger-SchauerSzene

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Fotos: Friedrich Simon Kugi

Der Vorarlberger Premium-Radhersteller Simplon hat am Dienstag einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung gestellt.


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Simplon ist der zweitgrößte Fahrradproduzent Österreichs und hat mit einigen Modellen – vor allem im Carbon-Bereich – Benchmarks in der Radbranche gesetzt. Zuletzt waren sie mit ihrem Trailblazers Team und einer Bronze-Medaille bei der allerersten E-Enduro WM erfolgreich.

Technische und sportliche Erfolge helfen dem Unternehmen in Hard am Bodensee allerdings gerade nicht viel. Am Dienstag hat die Simplon Fahrrad GmbH ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt. 44,5 Millionen Euro an Verbindlichkeiten stehen 33,2 Millionen Euro an Vermögenswerten gegenüber. Durch das Sanierungsverfahren ist es möglich den Betrieb weiterhin aufrecht zu erhalten. Innerhalb von zwei Jahren sollen Gläubiger dadurch 30 Prozent ihrer Forderungen bekommen.

Schon die letzten Jahre waren für den Traditionsbetrieb nicht leicht. Drei CEOs innerhalb von eineinhalb Jahren zeugen davon. Zuerst waren es die durcheinandergewirbelten Lieferketten während der Corona-Zeit, aktuell ist es der dahingrundelnde Absatz in der Fahrradbranche generell. Alles schon an sich eine Herausforderung, aber eine besondere, wenn man seine Modelle als Baukastensystem anbietet. Da ist auch der 2023 eingeschlagene Sanierungskurs nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 155 Mitarbeiter*innen hoffen, dass ihre Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Die oben genannten technischen und sportlichen Erfolge haben dazu beigetragen, dass Simplon vor allem im Rennrad- und MTB-Ausdauerbereich eine extrem angesehene Marke ist. Das will man jetzt nutzen und versucht neue Investoren an Bord zu holen. Aktuell gehört Simplon zur Mehrheit der Sparkasse Hannover Gruppe.

Der Betrieb läuft vorerst normal weiter. Wir drücken die Daumen, dass bald wieder positivere Zeiten aufziehen.

Simplon Hecki Konstruktion

Wie Fahrräder bei Simplon entstehen und wie der zweitgrößte heimische Radproduzent werkelt, das haben wir uns beim Besuch für LINES Issue #31 angeschaut, die ab Anfang Oktober verfügbar sein wird.

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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