„Sicher das beste Setup, das ich je gehabt hab“

Christoph Berger-SchauerSzene

Peter Mihalkovits Bold

Österreichs vielleicht komplettester Mountainbiker, Peter Mihalkovits, ist 2020 bei Bold unter Vertrag. Wie’s dazu gekommen ist, welchen Deal er mit den Schweizern ausgehandelt hat und warum die aktuelle Lage besonders bitter ist erzählt er hier im Interview.


Peter, du bist 2020 für ein neues Team am Start. Wie heißt das?

Ahm… Bold Racing Pioneers, oder so irgendwie. Ich schick dir‘s dann durch. Ich weiß es jetzt nicht genau [lacht].

Bold Riders Crew Pioneers?

Bold Riders Crew Pioneers! Genau so heißt‘s.
Da sind noch vier Schweizer Juniors dabei. Die sind ziemlich locker drauf. Einen Elite-Fahrer und ein Mädel haben sie noch aus der Schweiz. Das sind die Leute die Rennfahren. Dann gibt‘s noch drei Leute, die Social Media-Zeug machen. Eigentlich ein relativ großes Team für so eine kleine Firma.

Und ein relativ junges Team.

Ein relativ junges Team und alles ziemlich coole Typen, was ich bis jetzt so mitgekriegt hab.

Hast du schon die Möglichkeit gehabt deine Teamkollegen kennen zu lernen?

Nein, das ist ziemlich bitter. Am 13. März wär das Team Meeting gewesen, wo auch das Video entstanden ist. Alles war schon fix. Ich hab schon den Autozug und Hotel gebucht gehabt. Am Tag darauf haben sie aber die Grenzen dicht gemacht, weil das Corona-Zeug angefangen hat. Ich hab dann nicht rausfahren können. Ich kenn sie jetzt nur vom Telefonieren, leider. Aber sobald das wieder alles offen ist, haben wir gesagt, dass ich rausfahr und wir gemeinsam Radlfahren gehen. Wir sind aber so ziemlich viel in Kontakt. Mit den Burschen aus dem Team schreib ich die ganze Zeit.

Wäre das „Corona-Zeugs“ nicht dazwischen gekommen, würde man Peter Mihalkovits auch in diesem Video sehen.

Wo werdet ihr als Team unterwegs sein?

Bei den europäischen EWS-Rennen. Da fahren glaub ich alle. Sonst liegt der Fokus auf dem Helveti Cup in der Schweiz, weil der von Bold gesponsert wird. Da fahren die Schweizer alle mit. Ich werd mit den Burschen das ein oder andere Rennen in der Schweiz fahren. Es ist halt jetzt schwer zu sagen ob heuer im Juni noch was geht, aber da wär zum Beispiel ein Qualifier in der Schweiz den ich gern fahren täte.

Ziemlich großes Engagement für eine kleine Marke.

Auf jeden Fall. Und unser Setup ist ziemlich geil. Wir fahren Fox, die eine der geilsten Radl-Gewandmarken ist vom Ausschauen her, für die man fahren kann. Bold Rahmen. DT Swiss ist dabei, Laufradl. RockShox-Zeug. KS, Maxxis, Synchros. Sicher das beste Setup, das ich je gehabt hab.

Corona ausgeblendet, was sind/wären deine Vorhaben heuer?

Naja, in erster Linie wollte ich – also will ich noch immer – mehr Qualifier, Europacups und Weltcups fahren. Bei der EWS habe ich mich angemeldet für Zermatt, Canazei, Petzen. Und Finale würde ich fahren, wenn ich mich qualifiziere. Weniger SloEnduros als die letzten Jahre. Wirklich Fokus auf das EWS Global Ranking, wo du bei Qualifier und Europacups Punkte sammeln kannst.

Ziel ist also für nächstes Jahr EWS-mäßig gut aufgestellt zu sein?

Genau. Für nächstes Jahr gut aufgestellt sein und heuer Top 100 im Global Ranking. Wenn ich wieder ein Qualifier-Podium oder -Sieg machen könnte, wär‘s der Wahnsinn. Das war saugeil letztes Jahr in Kalnica. Wenn ich bei den normalen EWS bei allen Top 100 fahre dann bin ich zufrieden. Top 80, Top 60 wäre halt ein Traum.

Bold Riders Crew Pioneers
Hängen gerade in der Luft, wie alle anderen auch: die Bold Riders Crew Pioneers. Foto (c) Shaperideshoot

Bold ist ja jetzt nicht die omnipräsente Marke bei uns. Magst du kurz erzählen wie die Zusammenarbeit zwischen euch entstanden ist?

Das Radl habe ich das erste Mal am GlemmRide am LINES Stand gesehen. Hat mir gleich mal getaugt vom Ausschauen her, weil‘s megaclean ist, aufgeräumt ausschaut und einfach was anderes ist. Dann habe ich im Herbst überlegt für was ich gern fahren würde, was ich machen könnte. Daraufhin hab ich Bold angeschrieben und gleich mal hat mich der Vinz [Bold-Chef] angerufen und es hat sofort gepasst. Wir waren uns ziemlich schnell einig. Er hat schon ca. gewusst was ich mache. Ihm hat getaugt was ich mach. Mir haben die Radln getaugt. Dann hab ich bald darauf mal ein Testbike bekommen, bin mit dem gefahren und wie mir das getaugt hat war‘s mehr oder weniger fix, dass ich Bold fahre.

Ein Unplugged Volume 1 hast du also recht schnell bekommen. Wie war das erste Gefühl?

Ich bin das erste Mal wirklich auf einem 29er gesessen. Das Geile war, dass ich überhaupt keine Zeit gebraucht hab um mich daran zu gewöhnen. Ich hab mir auch nicht wirklich einen Kopf gemacht wegen Laufradlgrößen. Ich hab mir gedacht ich fahr einfach mal damit. Ich hab nicht einmal daran gedacht, dass es ein 29er ist. Es war so geil verspielt. Ich bin daheim am Geschriebenstein gefahren, was relativ enge Trails sind und ich hab mich sofort genauso drauf wohlgefühlt wie am 27,5er. Nur mit dem Vorteil dazu, dass, wenn es wirklich dahin geht – am Schöckl war ich auch ein paar Mal – dass es dann doch nochmal ruhiger herliegt. Ich find das Radl ist relativ leicht, geht gut zum Treten und der Hinterbau funktioniert bergab aber auch saugeil. Ich hab mich sofort drauf wohlgefühlt. Das Radl bin ich jetzt über den Winter gefahren. Hab auch mit dem Peter [Pingitzer] das „No Place Like Home“-Video gemacht und sollte jetzt dann für die Rennsaison mein Bike bekommen. 

Erstes Videoprojekt am Bold.

Deals werden ja meistens vertraulich behandelt, aber vielleicht kannst du einen kurzen Einblick geben, wie deiner mit Bold ausschaut.

Kann ich gern machen. Ich bin von Bold unter Vertrag als Rennfahrer, nicht als Social Media- oder Videofahrer. Das Video war jetzt nur ein Bonus von mir, der jetzt vielleicht durch die Corona-Situation nicht so unwichtig werden könnte, weil wir halt weniger Rennen fahren. Grundsätzlich läuft‘s so, dass ich das Radl von ihnen zu einem gewissen Preis bekomme. Mit jedem guten Ergebnis bei Europacup, Qualifier, Weltcup und auch SloEnduro-Rennen – da gibt‘s eine Tabelle wo das genau aufgelistet ist – mindert sich der Preis, bis er dann hoffentlich auf Null ist und dann gehört das Radl mir. Falls nicht, kann ich das Radl zurückgeben oder herauskaufen. Zusätzlich krieg ich auch Prämien für die Ergebnisse. Nicht auf das Radl bezogen, sondern Cash-Prämien für gute Ergebnisse. Da gibt‘s genauso eine Tabelle dafür. Wenn jetzt eine Saison mit vielen Rennen wäre, würde ich richtig gut aussteigen. Vor allem weil Ersatzteile, Reifen, Gewand und so alles unlimitiert und for free ist. Wenn du dich mal um das nicht mehr scheren musst, dann ist das schon ziemlich geil. Schon ein großer Schritt. Sowas hab ich noch nie gehabt.

Nochmal zurück zu Corona. Sicher eine laxe Zeit für dich: top-motiviert mit neuem Team und jetzt ist alles „on hold“. Wie überbrückst du die Isolations-Zeit?

Ich war sicher vor dem Corona-Zeug mehr motiviert als ich jetzt gerade bin. Einfach dass du nicht weißt wann es weitergeht, ist ziemlich zach zum Trainieren, find ich. Weil du einfach kein Ziel hast, auf was du hintrainieren solltest. Wenn man wissen täte, man fährt ab 1. Juli, ab 1. August oder von mir aus auch ab 1. September fix Rennen, dann wär das was anderes. Dan wüsstest du: jetzt kann ich noch ein bisserl chillen und dann fängst du wieder gscheit an zu trainieren – oder trainierst jetzt gleich gscheit. Aber so ist es schwierig.
Im Endeffekt schaue ich, dass ich das Level, das ich im Winter aufgebaut hab, halten kann. Der Winter war ja auch saugut bei uns. Du hast die ganze Zeit Radl fahren können. Ich war in Mallorca, ich war in Madeira, ich hab mich richtig fit gefühlt. Jetzt wären die ersten Rennen und ich würde eigentlich – kommt mir vor – ganz gut dastehen. Jetzt ist halt scheiße, weil‘s nicht losgeht.
Das Gute ist, dass der Luki, mein Bruder, mit mir zusammenwohnt. Mit dem trainiere ich relativ viel. Das macht das Ganze ein bisserl lustiger. Rennradlfahren. Ganz ganz gemütlich Mountainbiken. Und Skaten hab ich wieder angefangen. Gleich wie das Corona-Zeugs losgegangen ist, hab ich mir ein Board gekauft.

Abschließend: Wie geht‘s dir mit den Reaktionen auf‘s Radl?

In Österreich kennen‘s lustiger Weise die meisten. Viele die mich anreden wissen, dass es ein Bold ist. In der Lenzerheide dürften zum Beispiel Testbikes von ihnen stehen. Da habe ich sogar schon Leute getroffen, die sie sogar schon gefahren sind. Aber wenn du in Madeira unterwegs bist, oder irgendwo, wo die Marke komplett unbekannt ist, dann sind „Wo ist der Dämpfer?“ und „Ist das ein E-Bike?“ die häufigsten Fragen. Ich bin schon ein bisserl genervt davon, ehrlich gesagt. Am liebsten würd ich‘s raufschreiben und anzeichnen wo der Dämpfer ist und draufschreiben „Nein, es ist kein E-Bike“. Mit dem muss man leben wenn man Bold fährt [lacht].

Danke für’s Interview, Peter. Bleib gesund und wir drücken die Daumen, dass die Saison bald losgehen kann.

Dämpfer ist drinnen, stehend, und nein, es ist kein E-Bike. Sobald das Bold auftaucht ist eine Fragestunde Programm.
Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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