Das Erwachen am Traunsee

Michael VielhaberSzene

MTB Traunsee MTB-Gipfel

Fotos: MTB Traunsee

Am 4. November fand die Veranstaltungsreihe von MTB Traunsee mit dem MTB-Gipfel in Traunkirchen ihren vorläufigen Höhepunkt. Michael Vielhaber, Kopf der Initiative, schildert was passiert ist und wie’s jetzt weitergeht.


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Wenn’s wir nicht machen, macht es keiner für uns. Das ist kein Vorwurf, sondern Ausdruck einer Notwendigkeit. Sitzen nicht (oft aus purem Zufall) bikebegeisterte Menschen an mächtigen Stellen und den richtigen Hebeln, geht in Österreich abseits der touristischen Hochburgen nur selten das Licht an fürs Mountainbiken. Am fabulösen Traunsee brodelt es, die Erwartungshaltung, dass eine Entwicklung hin zur MTB-Region möglich ist, steigt – auch weil die ehrenamtlich getriebene Initiative MTB Traunsee den Prozess transparent kommuniziert. Es geht aber nicht darum, öffentliche Stellen, den Tourismus, Grundeigentümer oder andere Stakeholder unter Druck zu setzen. Man will vielmehr Inspiration sein für jene Biker*innen, die sich vor der eigenen Haustür nicht nur über das mangelnde Angebot ärgern, sondern diesen Umstand ändern und die Zukunft gestalten wollen.


Der Stand der Dinge zwischen Gmunden und Ebensee

Es gibt nach eineinhalb Jahren MTB Traunsee noch immer keinen gebauten Laufmeter Singletrail in den Traunseegemeinden – der „50 Grad Downhill“ am Feuerkogel zählt als die (für das Gros unbezwingbare) „Dunkelschwarze“ in dieser Kategorie wirklich nicht. Alles andere sind freigegebene, meist kurze Wanderwegabschnitte, die oft bereits stark erodiert sind – durch welche Freizeitaktivität auch immer. Die Akrobaten sind gesegnet, sie nennen einer der größten Trialparks Österreichs bei der Eishalle ihr Eigen. Einen kleinen aber feinen Pumptrack gibt’s seit Kurzem im SOS-Kinderdorf Altmünster, auf der Gmundner Esplanade wird ab März 2025 ein modularer PZ-Pumptrack Fotomotive mit See und Bergen im Hintergrund ermöglichen, bei denen Claude Monet vor Neid erblassen würde. Ob des touristisch organisierten und in den 1990ern aufgesetzten MTB-Wegenetzes erblasst leider niemand mehr.

Damit das nicht so bleibt, bringen sich immer mehr Locals aktiv bei MTB Traunsee ein. Die Initiative ist dabei noch immer kein Verein, sondern eine lose Gruppe von Menschen, die sich engagieren. Ohne sie gäbe es keine Info- und Diskussionsabende, keine Workshops, keinen Gipfel – nix. Die Locals sind es, die den Motor nicht nur zusammengebaut haben, sondern dort auch literweise Sprit reinkübeln. Gewagte These, aber: Kein Outdoor-Sport in Österreich musste je so um seinen Platz kämpfen wie das Mountainbiken. Vielleicht ist das auch der Grund, warum aus ganz Österreich Unterstützung für das Projekt am Traunsee kommt. Weil von guten Geschichten alle profitieren, Lerneffekte und Vorbilder entstehen.


Der Gipfel als erstes Ziel

Es war ein langer, intensiver, zeitaufwendiger, erschöpfender Weg bis zum 4. November, als der Stiftersaal in Traunkirchen zum Schauplatz eines doch recht bedeutenden Treffens zur Zukunft des Mountainbikens in der Traunseeregion wurde. Eingeladen hatte die Mountainbike-Community in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Traunsee-Almtal zu einer halbtägigen Veranstaltung, die einen intensiven Austausch über die Herausforderungen und Perspektiven des Mountainbikens in der Region ermöglichte. Hochkarätige Gäste aus Politik, Tourismus und Interessenvertretungen bereicherten die Veranstaltung mit praxisnahen Einblicken und strategischen Diskussionen mit der Initiative MTB Traunsee.

Zu den Teilnehmern gehörten Spitzenvertreter der Gemeinden Altmünster, Ebensee, Gmunden und Traunkirchen, darunter drei Bürgermeister und ein Vizebürgermeister. Ebenfalls anwesend waren Entscheidungsträger der Österreichischen Bundesforste, des Landesjagdverbands, der Bergbahnen Dachstein Salzkammergut, der Landwirtschaftskammer Oberösterreich und führende Vertreter der LEADER-Büros Traunsteinregion und REGIS. Auch die Leitung des Naturparks Attersee-Traunsee sowie Touristiker der Salzkammergut Tourismus Marketing GmbH und der Ferienregion Dachstein Salzkammergut nahmen teil. Ein besonderes Highlight war die hochrangige Delegation des OÖ Tourismus, angeführt von dessen Geschäftsführer.

Der Gipfel zeichnete sich durch eine ausgesprochen konstruktive Haltung aller beteiligten Stakeholder aus, zu denen unter anderem Grundbesitzer, Jagd, Seilbahnen und Naturschutzorganisationen zählen. Im Mittelpunkt der Diskussion stand nicht der unmittelbare Vorteil für die Mountainbiker, sondern die Notwendigkeit, sich für verbesserte Rahmenbedingungen zugunsten aller betroffenen Interessengruppen einzusetzen. Als Experten standen den Veranstaltern Harald Maier (Austrian Mountainbike Institute), Karl Morgenbesser (Wexl Arena), Thorsten Schmitz (VSSÖ), Sebastian Hochgatterer (MTB Linz) und Christian Schilcher (www.in-unserer-natur.at) mit Vorträgen zur Seite.


Nächste Schritte & ein gemeinsamer Workshop

Ein zentrales Ergebnis des Gipfels war die Einigung auf die Konkretisierung der nächsten Schritte in Form eines gemeinsamen Workshops. Dieser wird von den beiden LEADER-Regionen Traunsteinregion und REGIS unterstützt, die sich klar zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Initiative und den Stakeholdern sowie unter Einbeziehung von Tourismusorganisationen bekannt haben. Ziel ist es, Ressourcen und engagierte Personen bereitzustellen, um die von der Mountainbike-Community erarbeitete Grundlage weiterzuentwickeln und umzusetzen.

MTB Traunsee MTB-Gipfel
Inputs von verschiedensten Stakeholdern. Hier im Bild: Christian Schilcher von in-unserer-natur.at.
Foto: MTB Traunsee

Das klingt jetzt erstmal nur nach starken Worten und es ist verständlich, wenn spätestens an dieser Stelle Skepsis aufkeimt. Das Treffen in Traunkirchen verdeutlichte allerdings authentisch den starken Willen aller Beteiligten, durch kooperative Ansätze das Mountainbiken in der Region zukunftsfähig zu gestalten. Die Veranstaltung setzte ein klares Zeichen der Aufbruchstimmung und stellte die Weichen für eine enge Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren in den Traunseegemeinden. Da gilt es jetzt dranzubleiben, das gewachsene Netzwerk und handelnde Akteure aus der Initiative stehen bereit.


IMBA-Ableger für Österreich? Unbedingt.

Das Wirken der organisierten Community wird für die Zukunft des Breitensports im Bikebereich essenziell sein, vor allem in stadtnahen Gebieten. Diese ist sich vom Arlberg bis zum Geschriebenstein, vom Sternstein bis zur Petzen einig: Es braucht eine starke Stimme für die Interessen der Mountainbiker:innen in Österreich. Seit Februar arbeiten deshalb kluge, kompetente, erfahrene und engagierte Köpfe daran, diesen Missing Link als Teil des Netzwerks IMBA Europe zu bauen – um künftig etwa bei der Erarbeitung der nationalen MTB-Strategie zu unterstützen und noch mehr Menschen zu ermächtigen, in den Regionen legale Angebote anzuregen, zu schaffen und zu erhalten. Das klare Ziel: in Ruhe biken!

Allerhand Infos und mehr Einblicke, wie MTB Traunsee versucht, die Mountainbike-Dinge am Traunsee ins Laufen zu kriegen, gibt’s auf der Website: www.mtbtraunsee.at

Über den Author

Michael Vielhaber

Journalist, Lehrer, Radfahrer – propagiert „work less, ride more“, schafft als Papa aber meist nur das Gegenteil. Trägt das Wadenhaar offen.

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