Im 21. Jahrhundert ist es nicht mehr nice-to-have, sondern absolute Notwendigkeit als Unternehmen den Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Das Thema Nachhaltigkeit geht auch an der Mountainbike-Branche nicht spurlos vorbei.
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Die Nachhaltigkeits-Bemühungen sind, wie in allen Sektoren, unterschiedlich ausgeprägt. Immer mehr Unternehmen hängen sich rein und überdenken wie sie wirtschaften und ihren Einfluss auf die Umwelt reduzieren können. Ebenfalls breit gestreut: Die Bereiche, in denen angepackt wird.
Wir starten mit dieser Seite eine Sammlung, die einen Überblick über die Aktivitäten in Punkto Nachhaltigkeit in der Mountainbike-Branche geben soll. Je mehr sich tut, desto umfangreicher wird diese Seite. Du weißt von einer Firma, einem Projekt, die/das sich in diesem Bereich ehrlich engagiert? Schreib uns an linestribe@lines-mag.at und wir nehmen’s in diese Übersicht mit auf.
Rahmen & Anbauteile
Trek
Der amerikanische Fahrradhersteller Trek hat Aluminium als einen der größten Faktoren seines Treibhausgasausstosses eruiert und sich ehrgeizige Ziele gesetzt, diesen Faktor zu reduzieren. Aktuell fallen pro produziertem Trek Fahrrad im Schnitt 400kg CO2-Äquivalente (CO2e) an. 2025 soll das auf 380kg pro Fahrrad sinken, bis 2030 dann auf 150kg.
Hebel dabei ist emissionsaremes Aluminium. Weil das in der Fahrradbranche recht beliebte Metall enorm energieintensiv in der Herstellung ist, stellt Trek aktuell seine Lieferkette auf recyceltes Alu oder Alu, das mit erneuerbaren Energiequellen gefertigt wird.
Der Start erfolgt beim Verkaufsschlager Trek Marlin 5 Gen 3. Die CO2e-Einsparungen durch emissionsarmes Aluminium sollen im Vergleich zum Vorgänger wie folgt sein:
- Vorbau -1,4%
- Lenker -3,9%
- Gabel -15,9%
- Felgen -10%
- Sattelstütze -3,2%
- Rahmen -19,3%
- macht in Summe -53,7% CO2e
Aktuell läuft die Umstellung auf emissionsarmes Alu. Parallel dazu gibt es bei Trek Anstrengungen in Punkto Verpackung (Plastik eliminieren), Kunststoff-Recycling (z.B. in Trinkflaschenhalter) und Wiederverwendung (Red Barn Refresh). Die Ziele und Resultate werden schön nachvollziehbar jährlich im Trek Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht.
Starling Cycles
Wo wenig ist, kann wenig kaputt werden. Starling Cycles aus Großbritannien verfolgt den Simplicity-Ansatz wie kaum eine andere Radmarke. Eingelenker aus Stahl. Stahl, weil um Häuser weniger CO2-Ausstoß als bei Carbon-Rahmen, zudem reparierbar und weltweit recyclebar. Eingelenker, weil weniger Komplexität = weniger Anfälligkeit. Auf alle Rahmen der V3-Generation gibt’s sieben Jahre Garantie, zudem sieben Jahre Crash Replacement. Unabhängig vom Kaufdatum kann man seinen Starling Cycles-Rahmen aufbereiten, neu lackieren oder reparieren lassen. Im Environmental Footprint Assessment and Policy Report kann man nachlesen, wo die britische Rahmenmanufaktur CO2 ausstößt und wo sie sich noch verbessern kann.

Eine Infografik zum Thema Mountainbike & Nachhaltigkeit findest du gedruckt in LINES Issue #33.
Bekleidung
Patagonia
Wer über nachhaltige Mountainbike-Bekleidung (generell Sportbekleidung) spricht, der kommt an Patagonia nicht vorbei. Das Unternehmen ist in allen belangen höchst ungewöhnlich. Insbesondere, weil der Eigentümer Yvon Chouinard 2022 das Unternehmen in eine Non-Profit-Organisation umwandelte und seitdem alle Gewinne, die nicht reinvestiert werden, zwei gemeinnützigen Stiftung zu Gute kommen, die sich im Kampf gegen den Klimawandel engagieren.
Die Produkte sind durch die Bank nach hohen Standards (z.B. Responsible Wol Standard) und teilweise aus Recycling-Materialien produziert. Wofür Patagonia allerdings richtig bekannt ist, weil Pionier auf diesem Gebiet: das Reparieren. Die Marke fordert ihre Kunden aktiv Bekleidung nicht wegzuschmeißen, sondern zu reparieren bzw. reparieren zu lassen. Mit der Worn Wear tourt sogar ein eigene Roadshow quer über den Kontinent, bei der Teile repariert werden. Zudem kann man seine Patagonia-Bekleidung kostenlos zur Reparatur schicken.
Selten positioniert sich eine Marke so konkret wie Patagonia. Dermaßen konkret, dass „Aktivismus“ einer der Hauptpunkte im Menü der Webseite ist. Die Amerikaner unterstüzten Non-Profit-Organisationen weltweit und produzieren selbst Filme, um Aufmerksamkeit für die globale Problematik zu schaffen.

Vaude
Ein eindeutige Ausrichtung pro Klimaschutz verfolgt auch der deutsche Bekleidungs- und Ausrüstungshersteller VAUDE. Seit 2019 veröffentlichen sie jährich eine Klimabilanz. Die Ziele sind klar: bis 2030 50% weniger Emissionen, bis 2040 unterm Strich keine mehr. Seit 2009 wird am deutschen Firmensitz 100% Ökostrom verwendet, es gibt Miet- und Reparaturservices für die Produkte und mit der RETHINK!-Linie hat man eine Kollektion vorgestellt, die komplett aus recyceltem Polyester besteht, sodass die Teile im Kreislauf gehalten werden können.

Reifen & Schläuche
Schwalbe
2015 hat Schwalbe ein Recycling-Konzept eingeführt, bei dem alte Schläuche im Bikeshop abgegeben werden können. Zwei Millionen Schläuche sollen bereits gesammelt worden sein, was dazu führt, dass neue Standardschläuche aus rund 20% recyceltem Butyl bestehen. Durch das Recycling spart man 80% der Energie, die ansonsten für neues Butyl benötigt wird.
Bis 2030 sollen die Emissionen um 55% reduziert, 20 Millionen Schläuche recycelt und 80% recycelte und erneuerbare Materialien in allen Reifen und Schläuchen verwendet werden. Als ganz langfristiges Ziel setzt sich Schwalbe, mehr CO2 der Atmosphäre zu entziehen als zu emittieren. Ob und wie diese Ziele erreicht werden, veröffentlicht das Familienunternehmen jährlich im CSR-Bericht.
Pflege
antidot
Sein Zweirad regelmäßig zu waschen ist per se schon ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit. Je gepflegter das Bike, desto weniger Verschleiss. Den Bike Wash auf ein hohes, umweltfreundliches Level hebt antidot. Die Marke des Schmiermittel-, Korrosionsschutz- und Reiniger-Herstellers bremer & leguil aus Duisburg produziert ausschließlich nachweislich 100% biologisch abbaubare Bike-Pflegemittel. Dafür werden bis zu 90% nachwachsende Rohstoffe eingesetzt. Heißt: kein Mineralöl, keine Duft- oder Konservierungsstoffe. Die Verpackung ist ebenfalls aus recycelten Materialien und kann selbst recycelt werden. Vor allem Bikeshops schätzen außerdem die Nachfüllpackungen. Die komplette Produktpalette wird in Deutschland entwickelt und auch dort im Umkreis von 150km produziert.
Effetto Mariposa
Sehr ehrlich über Nachhaltigkeitsbemühungen spricht Effetto Mariposa. Auf der Unternehmensseite geben die Schweizer einen Einblick was funktioniert, was nicht und das z.B. biologisch abbaubar nicht gleich umweltfreundlich bzw. nachhaltig ist. Die meisten Produkte werden in Italien produziert, im Umkreis von 250km vom Sitz des Unternehmens in Lugano. Mit der Végétalex hat man eine wirklich plastikfreie Dichtmilch im Programm und mit dem Flowerpower Wax ein Hochleistungs-Schmiermittel auf Sonnenblumenkernwachs-Basis.
Verschleiß
Fasi Bike
Brems- und Schaltzüge sowie die Hüllen (Bowden) dazu produziert Fasi Bike in Deutschland.
Du kennst noch andere Firmen im Bike-Bereich, die sich ehrlich nachhaltig engagieren? Schreib uns an linestribe@lines-mag.at und wir nehmen sie in diese Übersicht mit auf.
Besten Dank an Franz für den Input!
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