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Max TrafellaMaterial

Mondraker konnte sich in den letzten Jahren einen Fixplatz im heiß umkämpften e-Bike Markt verschaffen. Besonders das Crafty, die spanische Interpretation des klassischen Enduros mit Motorunterstützung, sieht man inzwischen oft auf den heimischen Trails umherflitzen. Pünktlich mit dem Release der neuen Generation an Bosch Motoren, der Performance Line CX Gen4 Einheit, hat Mondraker die gesamte Palette ihrer Bosch-unterstützten Bikes auf den neuesten Stand gebracht.


Der neue Antrieb bringt neben einer verbesserten Software, welche es ermöglicht die verschiedenen Modi via Smartphone zu konfigurieren, auch eine überarbeitete Motoreinheit mit sich. Diese soll, trotz brachialen 85Nm Drehmoment, intuitiver und sanfter als bisher arbeiten, und dabei auch noch wesentlich leiser sein. Dazu gibt es noch eine neue Bedieneinheit, welche es möglich macht den Motor auch ohne das mitgelieferte Kiox-Display zu betreiben. Die verschiedenen Modi sowie der Akkustand werden dann über verschiedenfarbige LEDs an der Bedieneinheit angezeigt. Die wortwörtlich schwerwiegendste Neuerung ist jedoch der neu 750Wh Akku, welcher einerseits die Reichweite der Bikes, andererseits aber auch deren Gewicht nach oben schraubt. Die Entwickler von Mondraker konnten allerdings das Rahmengewicht der neuen Bikes etwas nach unten hungern, womit die 2022er Bikes am Ende nur marginal schwerer als ihre Vorgänger sind.

Für die nächste Saison kommen sowohl Level und Crafty, als auch die etwas budgetorientierten Modelle Chaser und Prime mit der neuen Antriebseinheit von Bosch. Ich konnte das neue Crafty RR bereits auf den Trails rund um das Mondraker Headquarter ausführlich testen


Crafty RR 2022

Im Stand

Mondraker kennt man schon aus sieben Kilometer Entfernung. Das Designkonzept der Spanier zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Produktpallette, und das schon seit Jahren. Die Bikes sind zeitlos und wirken schon im Stand richtig flott. Auch das neue Crafty sieht eindeutig nach einem Mondraker aus, macht aber gleich wie seine Vorgänger kein Geheimnis daraus, dass es ein e-Bike ist. Unterrohr und Tretlager sind ein wuchtiger Kontrast zum fast schon filigranen Oberrohr, der Übergang vom Oberrohr zur Sitzstrebe ist klassisch Mondraker, definitiv fesch.

Die Formsprache von Mondraker ist unverkennbar

Das Crafty ist mit Carbon- oder Alurahmen erhältlich, am Heck setzt man auf den hauseigenen Zero-Suspension-Hinterbau mit 150mm Federweg, an der Front kommen die beiden XR-Versionen mit stolzen 170mm, RR und R begnügen sich mit 160mm Federweg.

Vorne dicke Röhrl…

Als Testbike stand die Aluversion auf der Speisekarte: das Crafty RR. Bestückt mit feinsten Fahrwerkskomponenten aus dem Hause Fox, einer zuverlässigen Sram GX Eagle und heutzutage selten anzutreffenden Mavic Deemax Laufrädern rollt es daher. Einzig bei den Code R Bremsen wurde vielleicht ein bisserl gespart. Das Cockpit der hauseigenen Komponentenmarke OnOff macht einen wertigen Eindruck, abgerundet wird das Paket mit einer klassischen Maxxis DHF/DHRII Kombi, beide 2,6 Zoll breit und mit EXO+ Karkasse.

…hinten Piggyback

Geometrie

SMLXL
Seat Tube Length
Top Tube Length
Bottom Bracket Drop
Bottom Bracket Height
Chainstay Legth
Seat Tube Angle, Actual
Seat Tube Angle, Effective
Head Tube Angle
Fork Offset
Wheelbase
Head Tube Length
Reach
Stack
380 mm
605 mm
-25 mm
350 mm
455 mm
73.5°
76°
65.5°
44 mm
1225 mm
110 mm
450 mm
622 mm
420 mm
625 mm
-25 mm
350 mm
455 mm
73.5°
76°
65.5°
44 mm
1245 mm
110 mm
470 mm
622 mm
450 mm
650 mm
-25 mm
350 mm
455 mm
73.5°
76°
65.5°
44 mm
1265 mm
130 mm
490 mm
640 mm
490 mm
670 mm
-25 mm
350 mm
455 mm
73.5°
76°
65.5°
44 mm
1285 mm
130 mm
510 mm
640 mm

Ausstattung

  • Rahmen: Mondraker Crafty, Aluminium, 150mm Travel
  • Motor: Bosch Performance CX Gen4
  • Akku: Bosch Powertube 750Wh
  • Gabel: Fox 38 Factory Grip2, 29″, 110x15mm
  • Dämpfer: Fox Float X Factory
  • Sattelstütze: Fox Transfer Factory
  • Laufräder: Mavic E-Deemax, 30mm Innenweite
  • Antrieb: Sram GX Eagle 1×12
  • Bremsen Sram Code R
  • Cockpit: OnOff Sulfur
  • Sattel: Fizik Terra Aidon
  • Reifen: Maxxis Minion DHF/DHRII, 3C Maxxterra, EXO+

In Bewegung

Erklimmt man das blau-silberne Ross, sitzt man entspannt und locker. Der großzügige Reach fällt durch den recht steilen Sitzwinkel nicht sonderlich auf, auch der 35mm Vorbau trägt seinen Teil dazu bei. Der Hinterbau ist schön antriebsneutral, auch im Wiegetritt sackt er nicht weg. Die Geo platziert einen perfekt für entspanntes Bergaufpedalieren, und ohne Witz, man kommt sogar ohne Motorunterstützung recht passabel den Berg hoch. Schaltet man die neue Murl von Bosch jedoch erst einmal ein, geht’s dahin, und zwar ordentlich, wenn man möchte. Der Motor hat wirklich mehr als ausreichend Kraft, gibt diese je nach Modus aber auch sehr gefühlvoll frei, ohne dass es einen gleich hinten runter schnalzt. Auch die Geräuschkulisse konnte von Bosch drastisch reduziert werden, der GX Gen4 ist um einiges leiser als seine Vorgänger. Aber seit gewarnt, das kritische Ohr eines Wanderers hört trotzdem noch, dass ihr auf einem e-Bike sitzt.

Uphillflow hin oder her, irgendwann geht’s wieder bergab. Man steht schön mittig im Bike, der lange Reach des Radls gibt einem genug Freiraum. Typisch für die Bikes von Mondraker will das Crafty aber auch mit ein wenig Druck am Lenker gefahren werden. Der Hinterbau ist schön feinfühlig und harmoniert einwandfrei mit der 38er an der Front, welche die felsigen Trails im Hinterland von Alicante mit viel Selbstvertrauen wegsteckt. Trotzdem hat das Fahrwerk genügend Pop und lässt sich für ein e-Bike recht easy in die Luft bewegen.

Airtime überm Meer – pipifein

Wird es schnell und ruppig vermittelt das Crafty Sicherheit wie eine frische FFP2 Maske in der vollen S-Bahn. Man kann die Bremsen ohne schlechtes Gewissen offen lassen. Einzig die EXO+ Reifen waren bei den viele spitzen Steinen knapp am Limit, trotzdem hielten sie für die gesamte Testrunde dicht.

Steine gibts rund um Alicante mehr als genug

Die Testrunde erstreckte sich über 700hm und gute 50km Strecke. In den technischen Bergaufstückerln hat der Motor auch einmal ordentlich arbeiten müssen, bei entspannten Forststraßenuphills war der Eco-Modus für mich mehr als ausreichend. Am Ende des Tages hatte ich noch um die 60% an Akkuladung über, die Reichweite des Bikes kann sich also sehen lassen. Ist man jedoch eher auf der faulen Seite und verbringt seine Zeit hauptsächlich im Turbomodus, ist der Saft natürlich ein bisserl schneller leer. Einen Wechselakku im Rucksack zu haben hilft einem da auch nicht weiter, denn dieser ist im Rahmen fix verbaut, und kann nicht einfach auf der Tour gewechselt werden.

Aussicht passt

Fazit

Das neue Crafty macht ordentlich Spaß, schaut fesch aus und hat ordentlich Reserven. Der Preis von € 7.199,- klingt zwar erst einmal happig, dafür bekommt man jedoch einen pipifein verarbeiteten Alurahmen mit einem potenten Hinterbau, die besten Komponenten die Fox zu bieten hat und zusammen mit Laufrädern und Antrieb ein einwandfrei funktionierendes Gesamtpaket, welches einen nicht im Stich lassen wird. Der neue Motor von Bosch spielt alle Stückerl und ist angenehm leise, das Plus an Reichweite durch den größeren Akku bedeutet am Ende des Tages mehr Trails, ohne die Steckdose aufsuchen zu müssen. Alles in allem ein geiles Gesamtpaket welches vor allem Fahrer anspricht, die bergab gerne flott auf technischen und ruppigen Trails unterwegs sind!

Über den Author

Max Trafella

Gehört zu den schnellsten Enduristen Österreichs. Genießt die Zeit im obersteirischen Bergland aber mindestens genau so, wie das Racen mit Chip am Radl. Der Mann hinter dem feinsten legalen Trail Österreichs.

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