Mona Mitterwallner wechselt auf’s Rennrad

Christoph Berger-SchauerSzene

Mona Mitterwallner Human Powered Health Cycling

Fotos: Oskar Scarsbrook

Human Powered Health Cycling heißt der neue Arbeitgeber von Mona Mitterwallner. Sie wechselt nämlich auf’s Rennrad – bleibt aber dem Mountainbike treu.


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Nach einer wenig zufriedenstellenden Saison 2024 wird 2025 vieles neu für Mona Mitterwallner. Wir haben uns mit der Tirolerin über ihr neues Team, neue Herausforderungen und ihre Pläne unterhalten.

Für Leute mit wenig Zeit

Die dreifache MTB-Marathon Weltmeisterin, XCO-Weltcup-Siegerin und U23-XCO-Gesamtweltcup-Siegerin Mona Mitterwallner aus Silz in Tirol wechselt nach drei Jahren bei Cannondale Factory Racing zum Straßenrad-Team Human Powered Health. Die amerikanische Equipe nimmt als UCI Women’s Team an der UCI Women’s World Tour teil, also an Rennen der höchsten Kategorie. Zudem hat Mona bei einem MTB-Team unterschrieben, das sie im Februar bekannt geben wird.


Mona, Gratulation zu deinem neuen Team. Wie fühlt es sich an in diesem neuen Setup zu sein?

Danke. Und ich muss dazusagen, es ist noch gar nicht alles veröffentlicht. Im Feber kommt erst Teil zwei, weil beim Mountainbike werde ich auch noch aktiv sein. Das heißt ich hab auch bei einem Mountainbike-Team unterschrieben. Es ist megacool bei der Straße sagen zu können, ich bin in der obersten Liga, obwohl ich eigentlich noch kein Straßenrennen gefahren bin. Es ist schon eine Ehre, dass sie das Vertrauen in mich haben, dass ich auf der Straße abliefere. Sie haben quasi unterschrieben ohne zu wissen, wie ich auf der Straße fahren werde. Das ist sicher eine Variable, die ich auch noch nicht weiß. Ich hab zwar ein paar Straßenrennen gehabt in der Vergangenheit – Junior bin ich mal gefahren und dann auch in der U23, da war ich auch gut dabei, würd ich sagen. Sie wissen schon, dass ich Radlfahren kann, aber es gibt halt viele Faktoren wie das Peloton und so, die wir noch nicht wissen.

Aber ja, es ist natürlich megacool, dass es funktioniert hat, weil für mich war das der richtige Zeitpunkt nach Olympia. Und mit dem Teamwechsel von Cannondale habe ich gesagt, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dieses Ziel in Angriff zu nehmen. Das Team ist total offen. Ich hab mit mehreren Straßenteams geredet und ein anderes war beispielsweise sehr strikt, die haben mich auch nicht wirklch auf dem Mountainbike gesehen. Dieses Team hat gesagt, sie glauben, dass ich überall abliefern kann. Und das ist mir wichtig, dass mir der Raum gelassen wird, dass ich am Mountainbike alle Weltcups bestreiten darf. Dazu darf ich aber im Feber mehr sagen, aber ich werd auf zwei Radlmarken unterwegs sein.


Damit entkräftigst du unsere Befürchtungen. Wir hatten schon Angst, dass wir dich komplett an die Straße verlieren. Das ist offenbar nicht so und freut uns sehr.

Nein, auf keinen Fall. Vom Mountainbike komm ich. Aber wie gesagt, ich will die beste Radfahrerin werden und dafür muss ich, glaub ich, spartenübergreifend funktionieren. Das ist auch das Ziel. Beim Mountainbiken passiert jetzt auch viel, das möchte ich nicht verpassen. Wir haben zum Beispiel jetzt eine fixe Nummer wie bei der Formel 1 – aber nur die Weltcup-Sieger, wenn ich’s richtig verstanden hab. Das heißt, ich hab jetzt für mich schon eine Nummer ausgesucht, die ich bis zum Karriereende haben werde. Das ist immer super, wenn du so ein E-Mail kriegst: Such dir eine Nummer aus, die hast du bis zum Karriereende. Das klingt so lebensentscheidend. Drei Woche lang habe ich überlegt und am Tag der Deadline hab ich’s abgeschickt. Aber ich hab zum Glück die Nummer gekriegt, die ich wollt.

Magst du schon sagen welche Nummer du genommen hast?

59. Ich kann auch sagen warum, das hat mehrere Gründe. Erstens bin ich am 9.1. geboren. Die Fünf mag ich extrem gern. Ich bin U23-Weltmeisterin mit der Fünf geworden. Die Fünf und Neun hab ich immer gern mögen, schon seit ich ein Kind war. Das waren meine zwei Zahlen. Dann haben wir 95, 59, ich hab auch überlegt 53, weil das war meine erste U23-Weltcupnummer. Da überlegst und überlegst. Dann haben wir die Quersumme genomme von 59. 5 + 9 ist 14. Und davon ist 5 die Quersumme. Und von meinem Geburtsdatum 9.1.2002 ist auch die Quersumme 14 bzw. daraus 5. Darauf ist die Mama gekommen und sie hat gesagt: Die Nummer musst du nehmen. Deswegen ist’s die 59 geworden.


Wie wird dein Programm 2025 ausschauen? Hast du schon einen Rennkalender? Wie legst du’s an?

Wir haben natürlich einen Rennkalender. Der verschiebt sich jetzt ein bissl mit meiner Verletzung [Anmerkung: Mona hat sich im Jänner zwei Bänder bei einer Skitourenabfahrt gerissen]. Eigentlich wäre ich schon in ein paar Tagen nach Spanien geflogen. Das geht jetzt natürlich nicht, leider. Aber es bleibt ja noch Zeit. Die großen Ziele sind weit verteilt über Straße und Mountainbike. Ich bin im Frühjahr vor allem auf der Straße, weil ich möchte reinkommen ins Straßenfahren. Das ist mir wichtig. Ich möche nicht zum ersten Women’s World Tour-Rennen kommen und die kleinen Fehler machen, dass zum Beispiel das Radio nicht passt. Dann bin ich eh schon beim ersten MTB-Weltcup in Brasilien dabei. Und dann geht’s schon Richtung erste Ziele. Ich möchte da aber noch keinen Druck aufbauen, dadurch dass ich jetzt verletzt und auf der Straße noch etwas unsicher bin, aber im Mai wär das Hauptziel auf der Straße. Beim Bike ist das Ziel beim Weltcup ganz oben zu stehen und das Hauptziel die Weltmeisterschaft in der Schweiz. Es ist schon sechs Stunden von mir, Crans-Montana, aber trotzdem in der Nähe. Die Schweizer(innen) sind bekanntlich recht gut, deswegen würd ich ihnen gerne mal eine Medaille wegschnappen – und zwar daheim, das wär super. [lacht]


Was ist dein Reiz auf die Straße zu wechseln? Welche Events steuerst du an?

Sicher die großen Etappenrennen, das sind die großen Ziele. Wegen der langen Anstiege. Ich bin bekanntlich jemand, der gerne Tag für Tag viele Stunden trainiert und deswegen ist so ein Event wie Vuelta oder Tour de Femmes – wobei ich dafür erst ausgewählt werden muss – reizvoll. Beim Mountainbike gibt’s nur das Cape Epic, das international anerkannt ist. Als Kind hab ich schon gesagt, dass ich die Tour de France mitfahren möchte und jetzt gibt’s seit ein paar Jahren die Tour de Femmes. Da möchte ich dabei sein bei dem was sich in dem Sport tut und ich möcht das nicht verpassen.

Zudem geht’s beim Cross Country maximal vier Minuten aufwärts. Je länger der Anstieg, desto besser normalerweise für mich. Wenn es eine Dreiviertelstunde aufwärts geht, würd es mich interessieren, wo bin ich da in der Weltspitze? Wenn ich in der Weltspitze bin, natürlich. Das ist so der Hauptreiz, ganz sicher, die langen Anstiege und die langen Tage. MTB-Marathon liegt mir und von der Belastung wird’s ähnlich sein, weil du musst dir die Kraft einteilen und am Schluss ist es nochmal wichtig die Attacke zu setzen. Das habe ich schon mehrmals bewiesen, dass ich das kann nach vier Stunden.

Wir freuen uns jetzt schon drauf!

Eben, ich auch. Deshalb war die Verletzung jetzt auch der Dämpfer. Im Dezember hab ich Magen und Darm resetet, nach den Salmonellen und Würmern letztes Jahr, damit da nichts mehr drinnen ist und hab mir im neuen Jahr gedacht: Jetzt voller Angriff! Das hat zwei Wochen gehalten, dann waren die Bänder hin. Ich bin froh, dass erst Jänner ist. Da bleibt noch genug Zeit alles aufzubauen.


Mona Mitterwallner Portrait Human Powered Health Cycling
Mona in der Teamdress des neuen Arbeitgebers.

Human Powered Health Cycling heißt dein neuer Arbeitgeber. Was erwartet dich dort? Du hast ja schon einen ersten Eindruck bekommen, richtig?

Genau, ich war mit ihnen in Spanien. Es ist komplett anders natürlich. Ich war jetzt mit drei Jungs im Team, der ganze Staff war eigentlich auch männlich. Es ist ein großer Unterschied jetzt mit 16 anderen Madln/Frauen. Sie haben mich alle total herzlich empfangen Es ist eine ganz andere Dynamik, weil es ein viel größeres Team ist, aber es war trotzdem lustig. Ein großer Unterschied ist auch, dass viel mehr zusammenhängt, wenn du eine Entscheidung triffst. Wenn du jetzt sagst ich kann das Rennen nicht fahren, dann sagt der Teammanager „Warum nicht?“, weil er muss dann jemand anderen reinschicken und das ändert von dem anderen den kompletten Reiseplan, usw. Es ist einfach ein viel größeres Gefüge und sehr gut durchorganisiert.


Du bist bekannt, dass du in Sachen Training deine eigenen Wege gehst – viele Stunden am Radl. Wird sich etwas ändern oder spielt das jetzt genau in deine Hände?

Das spielt mir zum Glück in die Hände. Mein Straßencoach findet’s total cool, wieviele Stunde ich fahr und trainieren kann. Er sagt, wir müssens nur noch in die richtige Richtung leiten mit den Intensitäten, dass ich dann beim Rennen ausgeruht bin. Da stimme ich zu und das passt alles, aber mir spielt’s auf jeden Fall in die Karten, dass meine Grundlage so gut ist. Das höre ich gerne, wenn das jemand mag.


Du bist bei einem der führenden Teams im Straßenradsport gelandet. Wie ist der Deal zustande gekommen? War es schwierig ein Team zu finden? Gib uns kurz einen Einblick.

Mein Manager hat die Kontakte hergestellt. Wir haben mit einem anderen Straßenteam noch geredet, das hat sich aber von selber aufgelöst, weil die wollten, dass ich nur noch Straße fahre. HPH hat gleich Interesse gezeigt und gesagt, wenn ich beim Mountainbike mach, was ich möchte bzw. was in den Rennkalender passt. Es ist auch die Frage, welche Rolle du in einem Team einnehmen willst. Wenn die anderen Fahrerinnen extrem stark sind, ist die Frage, ob du überhaupt mal wegfahren darfst. Human Powered Health hat gesagt, wenn sie sehen, dass ich das Potenzial hab und die Kraft und die Stärke, dann kriege ich die Chance das auch zu zeigen. Das mir ganz wichtig, dass ich die Chance krieg. Ich bin natürlich jemand, der gewinnen will. Ich versteh aber auch bei einer Sprintetappe, dass ich da Helferin bin, absolut, da habe ich nichts zu suchen da vorne. Wenn’s aber eine Kletteretappe ist und ich die Chance hätte, hätte ich gern die Möglichkeit. Deswegen ist es Human Powered Health geworden.


Und im Mountainbike? Wie schwer war’s da ein neues Team zu finden? Wie schwer war der Abschied von Cannondale?

Ich mag Abschiede generell nicht. Auch wenn sie oft gut sind. Wenn ich im Winter daheim war, dann tu ich mir auch schwer, wenn ich das erste Mal wieder nach Spanien muss. Ich hab einfach gern meine Routinen. Bei Cannondale hat es nicht mehr so funktioniert. Es hat sich im Management etwas verändert, es war für mich nicht das beste Jahr, es hat sich so viel verändert, dass ich auch nicht mehr glücklich war und das Team hat auch gesagt, sie möchten eine andere Richtung gehen. Es war der richtige Zeitpunkt, auch wenn’s schwer fällt, weil ich die Leute gern mag – meinen Coach hab ich mögen, meinen Technical Coach hab ich mögen. Wir haben eine lustige Zeit gehabt, aber es gibt überall Positives und Negatives und wenn das Negative überwiegt ist es besser zu sagen man geht. Genauso war’s halt. Ich hab in den letzten drei Jahren nie meine 110% erreicht, daran will ich überhaupt nicht Cannondale die Schuld geben, aber ich weiß wieviel in mir steckt und auch wenn Cannondale mega professionell ist, ich weiß, dass ich’s anders auch erreichen kann. Ich wollte einfach Veränderung und etwas, wo ich vielleicht auch mehr Mitsprache recht habe und da gibt’s eben ein neues Team, das im Feber veröffentlicht wird. Das klingt für mich einfach interessant, weil nicht so viele festgefahrene Strukturen sind, wo ich mich vielleicht mehr einbringen kann. Ich bin jetzt 23 und weiß ungefähr was ich will, deswegen ist die Kombination jetzt optimal, vor allem weil der Mountainbike-Sponsor keine Rennradln herstellt. Das heißt, da haben wir keinen Konkurrenzkampf. Deswegen war das eine Lösung, wie sie dir das Schicksal selten präsentiert.

Cool wenn’s so passt und wir sind mega gespannt welches MTB-Team du verkünden wirst.

Ich find die Radlmarke echt cool. Ich hab schon als Kind gesagt, irgendwie schauen die Radln cool aus, als ich 15 war, und der Papa hat auch gesagt: „Mit dem Oberrohr und so…“ Es ist aufregend, es passt.

Du machst es nicht unspannender, Mona!
Wir harren den Neuigkeiten und wünschen dir gleich alles Gute für die Saison.

Vielen Dank!


Sobald wir wissen, bei welchem Mountainbike-Team Mona Mitterwallner gelandet ist, berichten wir unverzüglich hier.

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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