Fotos: Klemens König
E-Bikes sind aus dem Sport nicht mehr wegzudenken und machen in der selben Zeit mehr Distanz möglich als das analoge Gegenstück. Doch wie viel mehr Trail-Minuten gehen sich mit meinem E-Bike, verglichen mit einem normalen Mountainbike, tatsächlich aus?
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Worum geht’s?
Als Liebhaber des Radsports in allen Rahmenformen und Reifenbreiten, habe ich auf den verschiedensten Bikes schon Kilo-, Höhen- und Trailtiefenmeter zuhauf gesammelt. In Relation am geringsten war bisher aber der Anteil an E-Bikes. Da ich relativ fit bin, habe ich einfach nie den großen Nutzen gesehen, ein solches zu besitzen. Trotzdem freute ich mich extrem, als dann das Moustache Game doch bei mir im Keller stand. Ein bisserl unsicher über den Einsatzzweck war ich noch und so nutze ich es zunächst meist nur für Trail-Instandhaltungsfahrten oder schnelle Turbo-Runden auf den Plabutsch. Bis ich die ersten g’scheiten Runden mit dem Rad gefahren bin. 1500 Höhenmeter in unter drei Stunden. Mit dem analogen Bike hätte ich gefühlt drei Trails weniger geschafft. Das brachte mich ins Grübeln: Mehr Trails in derselben Zeit oder – umgekehrt weniger Zeit für dieselbe Runde. Das ist jetzt mal nichts Neues per se, aber wie viele Trail-Minuten mehr sind denn mit einem E-Bike eigentlich genau drin?
Mountainbiken ist zweifelsohne kein Hobby, welches man zack-zack in einer einstündigen Pause mal kurz einschieben kann. Eine Hometrail-Runde braucht in den meisten Fällen einiges an Zeit, typischerweise ca. dreieinhalb Stunden bei mir, ohne allem Drumherum. Keine Luft im Reifen, leerer Akku an der Schaltung, genauso wie das Putzen, wenn man wieder mal komplett eingesaut aus dem Wald heimkommt, lasse ich jetzt mal außen vor.
Das Bike: Moustache Game 150.8
Zuerst zum Versuchsgerät. Wie bereits erwähnt, war ich mit dem Moustache Game 150.8 unterwegs. Das Rad haben wir letzten Herbst schon einmal vorgestellt. Ein stabiler Alu-Rahmen mit Fox Factory Gabel, SRAM Transmission Antrieb und dem Bosch CX Motor mit 600 Wattstunden Akku machen das E-Bike zu einem richtig guten Allrounder. Gefahren bin ich damit hauptsächlich auf den Trails rund um Graz, die mehr als genug Abwechslung bieten. Die steinige Downhillstrecke musste ebenso als Testtrail herhalten wie verblockte steile Wegerl oder ruppige Endurostrecken. Das Game machte auf allen Trails eine äußerste gute Figur. Und obwohl es das kurzhubige Game Modell mit 150mm am Heck ist, fühlte es sich wohler, je schneller und härter die Sektionen wurden. Durch den sehr niedrigen Schwerpunkt und den kurzen Kettenstreben liegt es extrem satt und fühlt sich durchgehend stabil an. Das zusätzliche Gewicht, welches das Full-Power E-Bike mit sich bringt, ist dabei nie störend, sondern trägt zu einem sicheren Fahrgefühl bei, auch wenn es mal steiler wird.
Der Hinterbau wird über den hauseigenen Magic-Dämpfer gefedert, der einen ausgezeichneten Job verrichtet. Das sensible Ansprechverhalten nimmt kleine Schläge weich auf, rauscht dafür im mittleren Federweg aber auch nicht durch, sondern vermittelt ein sehr vorhersehbares Verhalten bei größeren Schlägen oder Landungen. Die 150mm Federweg fühlen sich nach deutlich mehr an, was beim Fahren auf das Selbstbewusstsein abfärbt. Ich habe mich nach bereits wenigen Trails sehr vertraut und wohl am Moustache gefühlt, sodass ich Linien gefahren bin, die ich sonst oft nur an guten Tagen erwische. Wenn ich das Rad mit nur einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es vermutlich das „Selbstbewusstseins-Paket“.
Was sagen die Daten?
Zurück zum Effizienzversuch: Wie viel Trail-Minuten mehr pro Ausfahrt gehen sich aus? Um das (höchst wissenschaftlich) zu überprüfen, habe ich mir zwei verschiedene Runden zusammengestellt. Einmal meine Standardrunde (Runde 1) mit 1100 Höhenmetern und 32 Kilometern und eine (Runde 2) mit gut 1500 Höhenmetern und 10 Kilometern mehr. Diese bin ich jeweils mit E- und Nicht-E-Bike gefahren um die Zeit von Auf- und Abfahrten in Verhältnis zu setzen.
Runde 1 resultiert normalerweise in knapp 3 Stunden Bewegungszeit, ohne Motor wohlgemerkt. Mit dem E-Bike geht sich dieselbe Runde in zwei Stunden aus. Auch bei der längeren Route (Runde 2) spart man sich ca. ein Drittel der Zeit. Der größte Teil geht hierbei aber auf der Ebene verloren, wo durch den geringen Geschwindigkeitsunterschied keine Aussage über tatsächlich mehr Trailzeit zu treffen ist. Sinnvoller als dieselbe Distanz, ist es also den gleichen Zeitrahmen zum Vergleich zu nehmen.
Dies bedeutet bei einer dreistündigen Ausfahrt, dass ich mit meinem analogen Radl auf genau 18 Minuten Zeit am Trail bergab komme. Mit dem E-Bike auf knapp über 29 Minuten! Bei ähnlicher Runde nur mit mehr Laps schafft das E-Bike über die Hälfte mehr. In Trails sind das statt fünf sogar acht Stück.
Natürlich variiert dies stark mit Länge der Anfahrt zu den Trails und auch wie steil die Uphills sind. Steile und direkte Trail-Zubringer verbessern das Verhältnis maßgeblich.
Fazit
Das E-Bike holt in weniger Zeit also einfach viel mehr raus, wenn es einem nur um das Runter geht. Aus einer Feierabendrunde mit zwei Abfahrten wird dadurch schnell eine Runde mit ordentlich vielen Trails. Und wenn das E-Bike dann auch noch so potent und lebhaft wie das Moustache Game 150 ist, gibt’s keinen Nachteil mehr gegenüber dem normalen Radl. Ob mehr Trails fahren für jede/n Priorität 1 ist oder ob es für die Wegerl nachhaltig ist, wenn auf einmal 30-40% so viele Fahrten im Jahr stattfinden, ist dann natürlich wieder ein anderes Thema. Fix ist aber, dass das E-Bike den Anteil am Mountainbike steigert, für den ich auf’s Radl steig: die Trails.
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