Wen wählt man als Tiroler Mountainbiker*in?

Christoph Berger-SchauerSzene

Landtagswahl Tirol 2022 Mountainbike

Es gibt ganz sicher wichtigere Dinge, die den Ausschlag geben, wo man als Tiroler*in am Sonntag bei der Landtagswahl sein Kreuzerl macht. Dennoch wollten wir von den kandidierenden Parteien wissen, wie sie zum Mountainbiken stehen. Spätestens seit dem Hofwald-Trail Debakel ist der Sport zu einem Politikum geworden und – auch wenn’s nicht wahlentscheidend ist – vielleicht ist die Position einer Partei zu diesem Thema doch das Zünglein an der Waage. Hier die Antworten auf unsere drei Fragen in Reihenfolge der Beantwortung.


1) Wie steht ihre Partei zum Thema Mountainbike?

NEOS: Mountainbiken, insbesondere Downhill, ist DER aufstrebende Bergsport. Zu unserem großen Bedauern stößt diese neue Sportart aber auf viel Widerstand in der Bevölkerung und in der Politik. Diesen Widerstand wollen wir entspannen und für ein gesundes Miteinander sorgen. Unsere Perspektive: Wenn Menschen gerne Sport in der Natur ausüben, ist das von der Politik zu begrüßen und aktiv zu fördern. Zusätzlich sehen wir im Mountainbiken großes Zukunftspotenzial aus touristischer Perspektive. Whistler macht‘s vor. Porte Solei macht‘s vor. Finale Ligure macht‘s vor. Wir haben top geografische Voraussetzungen, DIE Mountainbikedestination zu werden. Nutzen wir das!

SPÖ: Politik und Sport, das heißt für viele: Ein paar ältere Herren verleihen bei Großveranstaltungen ein paar Medaillen. Dieses Bild möchten wir dringend korrigieren! Der Sport hat eine besondere, aus unserer Sicht ursozialdemokratische, gesellschaftspolitische und integrative Dimension. Das gilt für alle Sportarten. Mountainbiken in Tirol mit seiner einzigartigen Landschaft ist ein traumhaftes Erlebnis für Einheimische wie auch für Touristinnen und Touristen. Unsere Partei forciert den Ausbau von legalen, sicheren Trailstrecken. Ebenso treten wir klar für das freie Wegerecht ein. Weiters möchten wir ein Euregio-Mountainbike-Netz etablieren.

FPÖ: Wir sind eine sehr sportaffine Partei und setzen uns nicht nur für den Profisport, sondern auch für den Breitensport ein. Insofern ist natürlich auf das Mountainbiken ein Thema, dem wir uns nicht verschließen. Natürlich soll in Tirol auch Platz für diesen Sport sein.

GRÜNE: Als Grüne wollen wir sowohl den Alltagsradverkehr als effizienteste Mobilitätsform als auch das Mountainbiken verstärkt fördern. Mountainbiken ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, darauf müssen wir reagieren und die politischen Rahmenbedingungen setzen. Wir wollen deshalb sowohl das Angebot ausbauen und auch die Radmitnahme in Öffis verstärken, um Mountainbiken noch leichter zu machen.

FRITZ: Uns als Liste Fritz ist der Erhalt bzw. die Steigerung der Lebensqualität in Tirol ein Anliegen. Sport und Bewegung und damit auch der Freizeitradverkehr oder der Radsport tragen wesentlich dazu bei. Wir setzen uns daher sehr für den Natur- und Klimaschutz ein. Der verantwortungsvolle Umgang des Menschen mit der Natur steht für uns dabei im Vordergrund. Radfahren, als klimaneutrale und gesunde Sportart, gehört unterstützt und gefördert. Wir als Liste Fritz setzen uns für ein gratis Öffi-Ticket für alle Tiroler:innen ein. Dies kann auch Mountainbiker:innen zu Gute kommen, wenn Ihnen so die Anfahrt zu entlegeneren Mountainbike Trails erleichtert wird. Natürlich müsste die Ausstattung im ÖPNV angepasst werden, um so das Angebot für eine Radmitnahme zu erweitern. Als Bürgerinitiative die sich in erster Linie für das Wohl der Tiroler:innen einsetzt ist uns auch eine Sichtbarmachung der Nutzbarkeit von touristischen Angeboten vor allem für Einheimische (z.B. durch Informationskampagnen) wichtig.


2) Warum sollten Mountainbiker*innen in Tirol Ihre Partei wählen? Was würden Sie für die Sportler*innen tun?

NEOS: Die Szene spürt deutlich, dass die Förderung des Mountainbikesports in Tirol in jeglicher Hinsicht bisher von der Politik verabsäumt wurde. Wir NEOS setzen uns mit Mountainbiker_innen, Grundbesitzer_innen und anderen Naturnutzungsgruppen an einen Tisch und erarbeiten längst überfällige Lösungen, damit in Tirol ENDLICH mehr legale Strecken und bedarfsorientiertes Angebot für die verschiedenen Disziplinen und Anspruchsniveaus des Mountainbikesports geschaffen werden. Das alles kombiniert mit einer aufklärenden Kommunikation, damit sich Mountainbiker_innen am Berg und in den Wäldern willkommen fühlen und die Anfeindungen und Konflikte verschiedener Naturnutzer_innen beseitigt werden.

SPÖ: Unsere Partei forciert den Ausbau von legalen, sicheren Trailstrecken. Ebenso treten wir klar für das freie Wegerecht ein. Weiters möchten wir ein Euregio-Mountainbike-Netz etablieren. Im Sport grundsätzlich sehen wir folgende Projekte als wichtig an: Wir möchten an der Basis beginnen und gerade die Situation der Trainerinnen und Trainer verbessern. Das ist eine langjährige Forderung unserer Vereine und Verbände. Es kann nicht sein, dass diese tragenden Säulen im rechtlichen Graubereich unterwegs sind. Ihre wertvolle Arbeit muss uns buchstäblich etwas wert sein. Auch möchten wir bereits in den Schulen den Sport gänzlich neu verankern und entsprechend aufwerten. Es braucht mehr Infrastruktur vor und in unseren Schulen. Die Beweglichkeit und Motorik unserer Kids muss täglich gefördert werden und damit einhergehend gewinnt der Sport in unserem Land Tirol auch langfristig an Bedeutung.

FPÖ: Wir haben in unserem Wahlprogramm ein eigenes Kapitel zum Thema Sport. Wir fokussieren uns dabei nicht auf einzelne Sportarten, sondern um die Förderung des Sportes im Allgemeinen. Gerade für die Gesundheitsvorsorge ist Sport essentiell. Für uns ist Tirol ein Sportland und das soll weiter intensiviert werden. Mit der FPÖ wird es eine Förderung des Sportes schon aber der Schule geben. Eine unserer Forderungen ist etwa die tägliche Sportstunde, die auch in Kooperationen mit Sportvereinen passieren kann. Im Zuge dessen auch das Mountainbiken einzubauen, wäre sicher eine anzudenkende Idee.

GRÜNE: Als Tiroler Grüne stellen wir uns ganz klar hinter die Mountainbike-Community. Wir haben deshalb in unserem Wahlprogramm verankert, dass wir mehr legale Trails in Tirol und speziell im Zentralraum errichten wollen, insbesondere schnell erreichbare Trails für die klassische „Feierabend-Runde“. Außerdem haben wir in unserem Wahlprogramm verankert, dass wir das Mountainbike-Modell auf die Monate November und März ausdehnen wollen und uns für eine grundsätzliche Legalisierung des Radfahrens auf Forststraßen im Forstgesetz aussprechen.

FRITZ: Es ist zu wenig jedes Jahr im Tiroler Landesbudget ein paar Millionen Euro für den Ausbau von Radwegen und vereinzelt auch Trails zu reservieren. Vor allem ist es zu wenig, diese teilweise sehr überschaubaren Summen dann für Stückwerk in der Weiterentwicklung von Radwegen in Tirol zu verwenden. Es braucht einen konkreten Plan, ein konkretes Konzept, wo wir uns hinsichtlich des Mountainbike- und Radsportes in Tirol entwickeln wollen. Große Veranstaltungen, wie Crankworx oder die Rad-WM, ins Land zu holen und zu glauben, damit haben wir unsere Pflicht erfüllt und uns als Radsportland präsentiert, ist uns zu wenig. Setzen wir uns mit den engagierten Vereinen und Experten zusammen und arbeiten wir einen Entwicklungsplan für die nächsten Jahre aus, der vor allem der Trendsportart Mountainbiken gerecht wird.


3) Haben Sie die Debatte um den Hofwald-Trail in Innsbruck mitverfolgt? Wie ist Ihre Position dazu?

NEOS: Wir haben uns seit Jahren für mehr und vor allem vielseitige Downhill-Trails in Innsbruck stark gemacht. Dass nun ein neuer Trail bei den Hötting Hills gebaut werden sollte, fanden wir natürlich super!
Die rechte, populistische Pöbelei gegen die Mountainbikeszene ist für uns ein absolutes NoGo. Hier wird aktiv von der Politik versucht, Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. Die Natur ist aber ein Miteinander. Das hat auch der Bischof gewusst, dem der Weg gewidmet ist, um den sich der Nutzungskonflikt dreht. Deswegen sind wir dafür, dass der Trail weiterhin befahrbar bleibt und in Zukunft bei vielen weiteren Trails, die wir gerne in Innsbruck bauen würden, vorab alle Bedenken und Konflikte aus dem Weg geräumt werden, damit wir so eine Diskussion gar nicht erst führen müssen, sondern einfach biken und genießen können.

SPÖ: Wie eingangs erwähnt treten wir grundsätzlich für den Ausbau von legalen, sicheren Trailstrecken und das freie Wegerecht ein. Im konkreten Fall wurde die Planung und die Streckenführung, wie auch im Gemeinderat eingestanden, vom zuständigen Vizebürgermeister Anzengruber nicht mit allen Beteiligten rückbesprochen und potentielle Nutzungskonflikte nicht ausreichend berücksichtigt. Dieser Umstand ist nun nach einer in der Tat populistischen Kampagne eskaliert und führte zu der Sondergemeinderatssitzung. In dieser hat sich die SPÖ mit Nachdruck für eine Kompromisslösung ausgesprochen, welche auch vom Bürgermeister angeregt und unterstützt wurde, diese kam dann aber nicht zustande. So wurde dann mangels Alternativen der Rückbau (mit einer Enthaltung der SPÖ) unterstützt, wobei dieses Thema, das kann ich nur nochmals betonen, auch in der SPÖ sehr kritisch gesehen wird. Unsere Sportstadträtin Elisabeth Mayr hat sich jedenfalls dafür stark gemacht, dass neben der neuen Variante auch die alte (im Stadtsenat beschlossene) Variante des Trails erhalten bleibt. Sie hätte auch im Gemeinderat gegen Rückbau und Sperre gestimmt.

FPÖ: Der Hofwald-Trail in Innsbruck ist unglücklich gelaufen. Schuld daran hat Bürgermeister Georg Willi, der ohne Einbeziehung des Gemeinderates und ohne Einbindung der angrenzenden Bevölkerung dieses Projekt durchgedrückt hat. So stellen wir uns Politik nicht vor. Bei solchen Projekten muss ein Interessensausgleich geschaffen und möglichst alle Betroffene eingebunden werden. Das ist im konkreten Fall leider nicht passiert, weshalb das bekannte Ergebnis erfolgte. Unsere Fraktion im Innsbrucker Gemeinderat hat nach Gesprächen mit den Anrainern sich auch dagegen entschieden. Allerdings soll nun eine Alternative gefunden werden. Wenn ein geeigneter Platz gefunden wird, verschließen wir uns dem natürlich nicht.

GRÜNE: Wir befürworten die Errichtung des Hofwald-Trails. In Innsbruck gibt es schätzungsweise 15.000 Menschen die regelmäßig Mountainbiken, alleine die über 40.000 jährlichen Fahrten am Arzler-Alm-Trail sind Beleg genug, dass es in Innsbruck dringend ein größeres legales Angebot an Trails braucht. Die Argumente, die von den Gegener*innen des Trails, sdie für die Schließung des Trails gestimmt haben – also ÖVP, FPÖ, Für Innsbruck und SPÖ – vorgebracht werden, können wir nicht nachvollziehen. Wir kämpfen deshalb dafür, dass der Hofwald-Trail wieder geöffnet wird und jedenfalls so schnell wie möglich eine Alternativroute umgesetzt werden kann.

FRITZ: Da die Liste Fritz auch im Innsbrucker Gemeinderat vertreten ist, haben wir die Debatte rund um den Hofwald-Trail selbstverständlich mitverfolgt und positionieren uns wie folgt:
Der Hofwald-Trail war von Beginn an eine nicht zu Ende durchgedachte und schlecht umgesetzte Angelegenheit. Aufgrund der räumlichen Nähe und mehrerer Schnittstellen des Mountainbike-Trails mit dem Bischof-Stecher-Besinnungsweg waren Nutzungskonflikte vorherprogrammiert. Wir setzen uns für eine großräumige Verlegung des Trails ein, damit sowohl für Besucher:innen des Besinnungswegs, als auch für Mountainbiker:innen ansprechende Angebote gewahrt bzw. neu geschaffen werden können.


Von MACH MIT haben wir folgendes Statement bekommen:
Wir bedanken uns für Ihre Anfrage und das Interesse an unseren Positionen. Zu Ihren sehr konkreten und komplexen Anliegen haben wir – als recht neue Gruppierung – noch keine ausgereifte Meinung, aber unsere Plattform bietet die Möglichkeit und die Tools, um diese Positionen und Lösungen miteinander zu erarbeiten. Wir möchten keine einseitigen Stellungsnahmen zu Wahlwerbezwecken abgeben, sondern wollen die Grundlage für ein MITeinander anbieten und sein.


Von MATTLE (Tiroler Volkspartei), M F G und KPÖ haben wir keine Antwort erhalten.

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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