Hohe Wand Wiese führt Trail Tickets ein

Christoph Berger-SchauerSzene

Trailcenter Hohe Wand Wiese

Abgesehen vom Material ist Mountainbiken ein recht günstiger Sport. Wenn man nicht laufend in Bikeparks unterwegs ist oder Bergbahnen benutzt, zahlt man für die Benützung von Trails nichts. Dort wo Strecken extra für Biker gemacht werden, zeichnet sich ein Ende der Gratis-Mentalität ab. Auf den Wexl Trails zahlt man beispielsweise einen Obolus, im Trail Land Miesenbach ebenso. Heuer führt auch das Trailcenter Hohe Wand Wiese ein Trail Tickets ein. Ab Saisonstart sind Tages-, Wochenend-, Monats- und Saisonkarten käuflich zu erwerben. Als Special gibt’s die Saisonkarte plus, bei dem ein LINES Jahresabo mit dabei ist. Wienerwald Trails Mitglieder und trail4you Supporter bekommen 20% Rabatt auf die Saisonkarte. // HWW Trail Ticket

TicketErwachseneJugend (bis 16 Jahre)
Tagesticket6,00 €3,00 €
Wochenendticket12,00 €6,00 €
Monatsticket30,00 €18,00 €
Saisonkarte65,00 €35,00 €
Saisonkarte plus
Inkl. LINES Jahresabo
79,00 €49,00 €

Wir haben uns mit Trailcenter Manager Patrick Huber unterhalten, warum die Hohe Wand Wiese ein Ticket braucht und was mit den Einnahmen gemacht wird:

Patrick Huber Trailcenter Hohe Wand Wiese
Patrick Huber Trailcenter Manager Hohe Wand Wiese

Patrick, die Benützung der Trails auf der Hohen Wand Wiese wird ab 2019 etwas kosten. Warum dieser Schritt?

Wir wollen unser Angebot kontinuierlich verbessern – sowohl qualitativ, als auch quantitativ. Dies bedingt steten Einsatz im Pflege- & Streckenmanagement. Der Aufwand dahinter ist beträchtlich und kann durch einzelne Missachtungen (z.B. Befahren bei Sperre) zu erheblichen Mehraufwänden führen. Weitere Ausbaupläne in neue Streckenangebote fordern zusätzliche Investments. Somit war der Schritt für uns die (auch für uns harte, aber) logische Konsequenz um die nächsten Ziele zu erreichen.

Was spricht für ein Ticket? Hätte man den Betrieb nicht auch über Sponsoren oder Umwegrentabilität (Gastronomie) finanzieren können?

Ich versuch´s mal so zusammen zu fassen… Gute Gründe für dein Ticket

  • Du bist Teil der MTB-Entwicklung im Trailcenter
    -> wir investieren in neue MTB-Strecken für Dich
  • Dein Ticket unterstützt die Pflege & Wartung
    -> dies fördert den Streckenzustand während der Saison
  • Wir fördern die MTB-Entwicklung über die Grenzen des Trailcenters
    -> und gestalten mit deinem Beitrag das MTB-Angebot in deiner Region aktiv mit.

Zu deiner zweiten Frage…das war unser ursprünglicher Ansatz. Neben Marketingkooperationen haben wir eine Bikeschule, die Wienerwald Trailschool, aufgebaut. Die nackte Wahrheit zur Umwegrentabilität – es reicht leider nicht aus, um qualtiativ hochwertigen & nachhaltigen Trailbau sowie den notwendigen Wartungsaufwand zu finanzieren. Wir kennen und schätzen jedoch die Bereitschaft der MTB-Community, sich an der Entwicklung an spezieller MTB-Infrastruktur zu beteiligen. Das hat uns die Vergangenheit durch die gemeinsame Arbeit mit Wienerwald Trails eindrucksvoll gelehrt. Unser Angebot ist bewusst breit aufgestellt und richtet sich an eine breite Masse an Bikern jeder „Subkultur“. Da hoffen wir, dass ein kleiner finanzieller Beitrag (in der Größenordnung eines neuen Paar Reifens für ein Saisonticket) an der Weiterentwicklung im eigenen Sinne nicht auf großen Unmut stößt, sondern die Vorfreude auf kommende Trailabenteuer weckt.

Wie geht ihr mir bisherigen Unterstützern, z.B. im Rahmen des trail4you Crowdfundings, um?

Unser Kernteam ist Teil der Bewegung, u.a. durch die Arbeit im Verein Wienerwald Trails – und dies seit der ersten Stunde. Somit wissen wir um die Notwendigkeit des ehrenamtlichen Einsatzes und dessen Kraft zur Realisierung neuer Wege. Natürlich haben wir auch alle das Crowdfundingprojekt unterstützt (und werden auch heuer unsere Saisonkarten lösen). Es braucht einfach treibende Kräfte, um Visionen umzusetzen. Wir sind dankbar für die vielen, denen dieser Ansatz genau so gut gefällt wie uns – und reflektieren dies wiederum durch ein Rabattsystem für alle Unterstützer unserer Arbeit (trail4you supporter, WWT-Mitglieder).

Was passiert mit den Einnahmen?

Die Einnahmen wandern vor allem in die Weiterentwicklung und den Erhalt der MTB-Strecken im Trailcenter. Ein Ausbauplan bis 2022 wurde mit unserem Grundeigentümer (Österreichische Bundesforste) abgestimmt und liegt derzeit zur Genehmigung bei der Behörde. Erste Erweiterungen des MTB-Angebots können bereits für die Saison 2019 realisiert werden.

Kann man sich bei euch jetzt als Trail Sheriff bewerben?

(lacht)…Nein, dafür können wir keine Personalkosten stemmen 😉 Es geht auch nicht drum eine Trail-Streife in den Wald zu schicken und Leute anzuhalten. Wir setzen hier auf die Community. Das hat uns in der Vergangenheit schon oft überzeugt. Unser Ticketsystem basiert auf optischen Lösungen (Bändern für Handlebar), die gut sichtbar am Bike zu befestigen sind. Das soll auch den gegenseitigen „Erziehungseffekt“ fördern und uns die Kontrolle erleichtern. Wenn wir im Rahmen unserer Trailpflege-, Trailbau-, oder Baumpflegeeinsätze unterwegs sind, oder auch mal die Lines shredden, werden wir natürlich ein Auge drauf haben. Wir setzen jedoch auf Verständnis und „freiwillige“ Unterstützungsbereitschaft. Das reflektiert sich auch in der Preisgestaltung.

Wie schätzt du die Situation für andere Gebiete ein: wird Biken kostenlos bleiben oder werden andere Regionen eurem Beispiel folgen?

Das ist ein spannendes Thema. Wobei wir eigentlich jetzt schon in den meisten Gebieten eine Art Bezahlsystem für (gebaute) Strecken sehen – allerdings spiegelt sich dies zumeist in den Preisen für Beförderungssysteme (z.B. Bergbahnen) wider. In vielen Destinationen, in denen Shuttlebetrieb vorherrscht, wird das Thema in den letzten Jahren zunehmend kontrovers diskutiert. Man hat bis dato vor allem Instandhaltungsaufwände falsch eingeschätzt, die neben dem Trailbau einen wesentlichen Kostenfaktor stellen. In Regionen wie der unsrigen, wo weder eine Bergbahnengesellschaft noch ein Tourismusverband die Basisfinanzierung für Angebote wie das Trailcenter HWW unterstützen, wird es aus meiner Sicht unumgägnlich sein spezielle MTB-Angebote zum Teil auch über MTBerInnen finanziell zu stützen. Da rede ich aber nicht vom übrigen, offiziellen MTB-Angebot, wie dies auch im Wienerwald vorzufinden ist. Somit gilt natürlich auch in dem Zusammenhang: Du hast die Wahl!

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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