Wen wählt man als Wiener Mountainbiker*in?

Christoph Berger-SchauerLesestoff

Gemeinderatswahl Wien 2025 Mountainbike

Am 27. April 2025 findet die Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahl in Wien statt. Wir haben alle wahlwerbenden Parteien um Stellungnahme ihrer Position zum Thema Mountainbike gebeten. Wahlempfehlung ist das keine (es gibt mit Sicherheit wichtigere Themen), aber für Mountainbiker*innen kann’s nicht schaden die Einstellung der Parteien zum Thema zu kennen.

Von ÖVP, GRÜNE, FPÖ, HC, SÖZ, PRO und HERZ haben wir keine Antworten erhalten (so viele Enthaltungen wie bisher in keinem anderen Bundesland). Die Anworten der anderen Parteien werden in zeitlicher Reihenfolge der Beantwortung nachfolgend aufgelistet.


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1) Wie nehmen Sie die aktuelle Situation des Mountainbike-Sports in Wien wahr und welche konkreten Maßnahmen würden Sie in Bezug auf das Mountainbiken in der nächsten Legislaturperiode treffen?  

Dr. Michael Ludwig / SPÖ (auf-/zuklappen)

Wien ist eine Stadt der Bewegung, der Natur und des Sports. Der Mountainbike-Sport hat in Wien in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Ich sehe darin nicht nur einen Trend, sondern eine dauerhafte Entwicklung hin zu mehr Bewegung im Alltag, Naturerlebnis und nachhaltiger Freizeitgestaltung. Als Stadt Wien haben wir darauf reagiert und in den vergangenen Jahren gezielt Angebote geschaffen: vom Trailcenter Hohe-Wand-Wiese über den Radmotorikpark an der Neuen Donau bis hin zu den rund 1.250 Kilometern ausgewiesener Mountainbike-Strecken im Biosphärenpark Wienerwald. Aber Freizeitnutzung und Natursport müssen Hand in Hand gehen – deshalb setzen wir auf klare Regeln, gute Beschilderung und eine enge Zusammenarbeit mit Forstbetrieben, Grundbesitzern und Nutzergruppen.
Wien zeigt: Auch in einer urbanen Umgebung ist ein hochwertiges, naturnahes Mountainbike-Angebot möglich und daran wollen wir in den nächsten Jahren weiterarbeiten.

KPÖ (auf-/zuklappen)

Als KPÖ setzen wir uns für einen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung ausgerichteten, niederschwelligen und kostenfreien bzw. möglichst günstigen Zugang zu Sporteinrichtungen ein. In Wien kann im Wienerwald noch deutlich mehr getan werden, was die explizite Ausweisung von Mountainbike-Strecken angeht. Erste Schritte wurden schon gesetzt.

NEOS (auf-/zuklappen)

NEOS begrüßen die positive Entwicklung des Mountainbike-Sports und dass immer mehr Infrastrukturen im ganzen Land entstehen. Dies zeigt die wachsende Beliebtheit dieser Sportart. Gleichzeitig sehen wir die Notwendigkeit, die bestehenden Angebote weiter auszubauen und umfassende Konzepte zu entwickeln, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Wir wollen eine Modernisierung und Transparenz in der Sportförderung, damit diese besser an das veränderte Freizeitverhalten der Bevölkerung angepasst wird. Ziel ist es, dass mehr Mittel direkt in die Infrastruktur und bei den Sportler:innen ankommen und weniger in den Strukturen versickern.


2) Wen sehen Sie in der Verantwortung um ausreichend & adäquate MTB-Infrastruktur in Wien zu schaffen?  

Dr. Michael Ludwig / SPÖ (auf-/zuklappen)

Wie in vielen Bereichen, kommt es auch hier auf eine gute Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren an. Eine enge Kooperation zwischen Stadt Wien, Bundesforsten und verschiedenen Interessensvertretungen ist essenziell, um neue Strecken und tragfähige Lösungen zu finden, die sowohl sportliche als auch ökologische Aspekte berücksichtigen.
Während die zuständigen Magistratsabteilungen – wie etwa die MA 49 (Forst- und Landwirtschaftsbetriebe) sowie die MA 42 (Stadtgärten) – betroffene Flächen verwalten und die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) große Teile des Wienerwalds bewirtschaften, braucht es Sportvereine, lokale Mountainbike-Initiativen und Umweltorganisationen als wichtige Partner:innen mit spezifischer Expertise. Die MA 49 leistet darüber hinaus auch einen wesentlichen finanziellen Beitrag zur Entwicklung und Erhaltung des Mountainbike-Streckennetzes im Wienerwald. So wurden unter anderem ein Pump Track errichtet sowie Projekte wie der Dirtpark Wienerberg oder die Heubergstätten-Initiative aktiv unterstützt.
Nicht zuletzt tragen auch die Mountainbikerinnen und Mountainbiker selbst Verantwortung. Durch einen gemeinsamen respektvollen Umgang mit Natur und Mitmenschen sowie die aktive Beteiligung an Dialogen können sie zur nachhaltigen Entwicklung der Infrastruktur beitragen.

KPÖ (auf-/zuklappen)

Weil Sport für alle zugänglich sein muss, sollte Sport-Infrastruktur soweit wie möglich durch die öffentliche Hand finanziert und zur Verfügung gestellt werden. Wir hoffen also nicht auf profitorientiert Sport-Infrastruktur durch Firmen, sondern sehen die Stadt und die Bezirke in der Verantwortung.

NEOS (auf-/zuklappen)

Die Schaffung guter Sport-Infrastruktur kann nur im Zusammenspiel zwischen der Stadt, engagierten Vereinen und Sportinstitutionen gelingen. Nur so können Lösungen umgesetzt werden, die den lokalen Gegebenheiten und Bedürfnissen der Wiener:innen am besten gerecht werden.


3) Das Trailcenter Wien ist einzigartig in Europa und wurde letztes Jahr im Rahmen des IMBA Europe Summits besucht & gelobt. Die Infrastruktur (Lift) ist jedoch in die Jahre gekommen und weder eine öffentliche Anbindung noch ein Radweg dorthin verfügbar. Werden sie sich dafür einsetzen, die Situation dieser Naherholungseinrichtung zu verbessern?  

Dr. Michael Ludwig / SPÖ (auf-/zuklappen)

Das Trailcenter Wien ist ein großartiges Aushängeschild für den Mountainbike-Sport in unserer Stadt und wurde zu Recht international gelobt. Es bietet ein einzigartiges Angebot für Mountainbikerinnen und Mountainbiker aller Kompetenzstufen und trägt wesentlich zur Förderung dieses Sports in Wien bei. Dementsprechend sind wir als Stadt Wien auch bestrebt, den Mountainbike-Sport in der Region weiter zu fördern.

KPÖ (auf-/zuklappen)

Das Trailcenter ist ein gutes Beispiel, wie ursprüngliche Wintersport-Strukturen auch für den Radsport genutzt werden können. Wir sprechen uns stark dafür aus, entlang der Mauerbachstraße einen breiten Radweg zu errichten. Das würde auch dem Radrennsport zugutekommen. In Sachen Öffis können wir uns vorstellen, die Linie 450 besser für den Radtransport anzupassen oder auch den 49B fallweise zu einer echten Buslinie zu adaptieren.

NEOS (auf-/zuklappen)

Wir forcieren die Sanierungsoffensive für stadteigene Sportanlagen weiter und setzen uns auch aktiv dafür ein, die Situation für Einrichtungen wie das Trailcenter Wien zu verbessern. Denn NEOS ist klar: Sport benötigt Platz – drinnen wie draußen. Wir stellen sicher, dass es in der Stadt ausreichend und hochwertigen Raum gibt.


4) Vielfach werden mehr Pumptracks gefordert. Wien verfügt aktuell über 2, Ljubljana beispielsweise über 7. Was halten sie von einem 1-Pumptrack-pro-Bezirk-Projekt?  

Dr. Michael Ludwig / SPÖ (auf-/zuklappen)

Wir haben den steigenden Bedarf an Pumptracks in Wien erkannt und bereits Schritte unternommen, um diesem gerecht zu werden. So wurde 2020 neben dem Radmotorikpark der Pumptrack Kaisermühlendamm eröffnet und im Sommer 2024 folgte der Pumptrack Tangentenpark im neu gestalteten Tangentenpark mit sieben Steilkurven und mehreren Sprungmöglichkeiten.
Die Umsetzung solcher Projekte erfordert sorgfältige Planung, Berücksichtigung von Standortfaktoren und durchdachte Budgetierung in der Wiener Stadtentwicklung. Um das beste Angebot für alle Wienerinnen und Wiener zu schaffen – seien es Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Sportlerinnen und Sportler – loten wir immer eine Vielfalt an Möglichkeiten aus. Mein Ziel ist es, eine inklusive und lebenswerte Stadt für alle in Wien zu gestalten.

KPÖ (auf-/zuklappen)

Als KPÖ befürworten wir niederschwellige und kostenlos zur Verfügung stehende Sportangebote. Das gilt für Calisthenics-Parks, Skateparks und auch Pumptracks. Es wird vermutlich schwierig werden, in innerstädtischen Bezirken Platz für Pumptracks zu finden, aber wir sehen Möglichkeiten in Floridsdorf, in Hernals (Marswiese) und bei weiteren Stadtentwicklungsgebieten in der Donaustadt sowie in Liesing.

NEOS (auf-/zuklappen)

Wir stehen Pumptracks sehr aufgeschlossen gegenüber und haben in der Vergangenheit die Umsetzung von Pumptrack-Anlagen gemeinsam mit der Bevölkerung schon in mehreren Bezirken, z. B. in Döbling oder Hietzing gefordert. Wichtig ist, dass der konkrete Bedarf bei einer Umsetzung auch tatsächlich besteht und die Möglichkeit für ein derartiges Angebot im Bezirk gegeben ist.


Es gibt natürlich viel wichtigere Themen als das Mountainbiken und die sollten deine Wahlentscheidung natürlich maßgeblich prägen. Bitte beachte das bei der Abgabe deiner Stimme.

Über den Author

Christoph Berger-Schauer

Dicke Schlappen, schmale Reifen, bergauf, bergab – ist für alles zu begeistern, nur flach darf es nicht sein. Unbekehrbarer Fahrrad-Afficionado, seit einiger Zeit vom Enduro-Virus befallen. Schreibt nieder, was andere nicht in Worte fassen können.

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