Fotos: Friedrich Simon Kugi
Der Fuse ist das Clip-Schuh-Debut von First Degree. Wie gut ist die Klick-Premiere gelungen? Ein Fazit nach mehreren Monaten mit dem Treter.
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Als First Degree den Fuse als ersten Klickschuh im Portfolio im Frühjahr dieses Jahres vorgestellt hat, haben wir uns ehrlich gefreut. Einerseits weil’s ein MTB-Schuh mit Wertschöpfung in Österreich ist (entwickelt wird in Tirol), andererseits weil die anderen Schuhe im Line-up der Kirchbichler nicht nur Kapazunder wie Rob Warner und Gabriel Wibmer begeisterten. Die Latte lag also schon vor dem Debut recht hoch.
Optik
Flite, Arcade und Kollegen stiegen volley in die oberste MTB-Schuh-Liga ein. Nichts anderes erwartete ich vom Fuse. Obwohl meine Präferenz für helle Schuhe überschaubar ist, muss man der „light grey“ Farbgebung lassen: Sie schaut prompt edel aus. Quasi: Weiße Latschen zieht man nur an, wenn man sich sicher ist nie einen Fuß vom Pedal nehmen zu müssen.
Während man den Flite unter anderem in lila-dunkelgrün erstehen kann, ist light grey die einzige Farbgebung, in der es den Fuse gibt. Den edle-Optik-Bonus kriegt man also automatisch, ob man will oder nicht. Die Form vom Fuse trägt da zusätzlich bei. Er ist kein klobiger Ziegel aus Sam Hill-Zeiten, sondern ein moderner, Skate-inspirierter Treter, den man locker auf der Rattangarnitur im Beisl nach der Radlrunde zur Schau stellen kann.
Funktion
Abgesehen von Farbe und Form ist der First Degree Fuse ein ganz formidables Schuhwerk. Das allererste Lob gebührt dem Obermaterial. Das Wildleder ist echt eine gute Wahl. Es fühlt sich wertig an und wirkt robust. Mehrere Monate inklusive Ausritte bei Schlechtwetter und Fahrten auf hantigen Strecken wie dem Petzen Thriller haben kaum Spuren hinterlassen. Lediglich dunkler Farbabrieb auf dem hellen Schuhamterial sind die einzigen Kampfspuren. Mechanisch gibt’s keine Anzeichen von Schwäche. Da dürfte immer der Reibpartner mehr Material gelassen haben als der Fuse.
Das zweite Lob geht an die vorzügliche Dämpfung. First Degree ist da eine hervorragende Balance geglückt. Den Fuse kann man getrost einen ganzen Bike-Tag tragen und verspürt auch bei der Pizza danach nicht die Spur eines „ich-muss-jetzt-mal-aus-den-Schuhen“-Gefühls. Die Füße fühlen sich aber auch nicht wie in Watte gepackt an. Man kriegt immer ausreichend Feedback, von dem, was sich auf dem Trail tut. In etwa so wie ein guter Skischuh, der nicht drückt und bei dem man spürt, wenn man Druck auf die Kanten gibt. Da dürfte First Degree ein bisserl Know-how von ihrem Deeluxe-Hauptbusiness aus dem Snowboard-Sport transferiert haben.
Das dritte Lob gebührt der Einfachheit. Der First Degree Fuse verfügt über Schuhbandl und einen Power Strap. Das hält den Fuß ausreichend fest im Schuh, ist unanfällig gegenüber Staub und Schmutz und funktioniert so zuverlässig wie ein tibetanischer Gong, weil ebenso simpel. Die integrierte Schuhbandl-Fixierung hab ich übrigens nicht genutzt, sondern die Schuhbandl einfach unter dem Power Strap eingeklemmt. Funktioniert problemlos und geht schneller als das Durchfädeln.
Wofür gibt’s kein Lob? Nicht viel. Die Premiere ist ziemlich gelungen. Es sind Kleinigkeiten, die am Fuse Luft nach oben bieten. Da wär der oben erwähnte Power Strap. Der ist evtl. eine Spur zu lang. Bei meinem (eher schmalen) Fuß zieh ich ihn so weit zu, dass ein paar Zentimeter den Fahrtwind abseits vom Kletterverschluss-Halt genießen können. Aber: Besser ein zu langer als zu kurzer Strap. Dick(ere) Füße werden’s vermutlich danken. Ein anderer Punkt ist der Kanal für das Pedal Cleat. Der ist recht tief geraten. Bei meiner ursprünglichen Pin-Höhe auf Crankbrothers Mallet war ein Einklicken gar nicht möglich. Die funktioniert mit anderen Schuhen wunderbar. Abhilfe ist schnell geschaffen, wenn man 1-2 Distanzen (in jedem Mallet-Packerl dabei) unter die Cleats schraubt. Sollte First Degree den Fuse einmal updaten wollen, dann wär ein weniger tiefer Cleat-Kanal aber einer der wenigen Punkte, die man angehen sollte.
Fazit
Der First Degree Fuse ist für Klickpedal-Fahrer eine Empfehlung. Der MTB-Schuh aus Österreich ist schick, simpel, durchdacht und wirkt als ob er einen auf vielen Radltouren begleiten würde.
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