Fotos: Daniel Niederkofler
Der erste und einzige Stopp der enduro.tirol Serie ist vergangenes Wochenende am Kronplatz über die Bühne gegangen. Was das Rennen in Südtirol denn so bieten konnte, wer die Sieger waren und mehr.
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Im Frühjahr sah es ja bekanntlich schlecht für alle enduro.tirol Fans aus. Die geplante Schaffungspause für 2024 sorgte für ein Rennvakuum im Westen des Landes. Somit schlug die Ankündigung, dass es heuer doch noch einen Stopp geben würde, gleich noch viel stärker ein. Am 21. und 22. September wird am Kronplatz in Südtirol geraced. Die Vorfreude war riesig, das zeigte sich auch in den Anmeldungen und StarterInnenzahlen, die sich nämlich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben. Und mit der adaptiven Rennklasse gab es zusätzlich eine absolute Neuheit in Europa. Doch ab jetzt mal von Anfang an.
Freitag, 20. September, 22 Uhr: Ein bisserl Fertig kam ich am Parkplatz der Seilbahn am Kronplatz an. Vier Wochen Roadtrip, die praktisch nur aus Radlfahrn bestanden, hinterlässt dann doch seine Spuren. Dass ich den gesamten Tag davor im Gardaland in Achterbahnen verbrachte, half bei meinem Zustand ebenso wenig wie die Verkühlung, die ich mir ein paar Tage zuvor eingefangen hatte. Aber da jammern eh nix hilft und ich schon ziemlich motiviert für das Rennen war, packte ich noch schnell den Montageständer und die Werkzeugkiste aus dem Auto und schraubte am Radl ein bisserl herum. Klassischer Vorrennabend halt.
Samstag, 21. September: Samstag war Trainingstag. Prolog gab es heuer keinen, deshalb war das der einzige Programmpunkt für den Tag. Das Rennen bestand aus sechs Stages, die für Kronplatz-Veteranen nichts Neues waren, für mich aber als Erstbesucher schon. Den Anfang machte für mich der Herrensteig als Stage fünf und nach ein paar Trailmetern trat der Kulturschock komplett ein. Die flachen, staubigen und flowigen Finale-Trails (die ich während dem Roadtrip genoss) hatten mit den Wegerln hier genau null Gemeinsamkeiten. Durchgehend nass, rutschige Wurzeln und Steine, und den Flow musste man erst mal wieder finden. Nach zwei weiteren Stages bin ich aber so langsam reingekommen und die Trails machten richtig Spaß. So verbrachten wir den ganzen Tag auf den Stages, weniger des trainierens zuliebe, sondern eher weil’s Radln einfach echt lustig war. Den Tag ausklingen ließen wir in alter Rennmanier mit Pastaparty und wackligen POVs von der GoPro.
Am Samstag Nachmittag fanden das Youngster Race und das adaptive Rennen statt. Der Nachwuchs trat auf drei Stages gegeneinander an, die Handbiker auf zwei. In dieser Kategorie konnte der Italiener Paolo Marzadro das Rennen für sich entscheiden. Das einmal live zu sehen war wahnsinnig beeindruckend. Ich bin gespannt wie sich dieser Sport weiterentwickelt und hoffe, dass es in Zukunft mehr Angebote wie dieses gibt.
Sonntag, 22. September und Raceday: Der späte Roll-Out um kurz nach zehn verleitete wieder einmal zum Ausschlafen und einem Slow-Morning. Nach dem Frühstück wurden noch einmal alle Schrauben am Radl provisorisch überprüft, der Reifendruck kontrolliert und dann ging’s schon los. Stage 1 war eine Variante des Andreas-Trails, der sich als eher flach und eckig beschreiben lässt. Flow konnte ich die gesamte Stage über keinen finden und hatte gefühlt in jeder Kurve einen Steher. Mit P21 war es auch mit Abstand meine schlechteste Stage des Tages. Stage zwei lief für mich ähnlich. Flache, wurzlige Kurven ließen mich fühlen, als würde ich das erste Mal auf einem Bike sitzen. Ein zirka 30 sekündiger Gegenanstieg war anscheinend aber das notwendige Warm-Up, denn danach kam ich immer mehr rein.
Stage drei, vier und fünf liefen dann ziemlich gut. Ein paar Patzer hier und da, aber im Großen und Ganzen solide Läufe auf den wohl besten Endurostages überhaupt. Man könnte zu den Bedingungen schon fast Werksboden sagen. Die Wurzeln und Steine waren größtenteils trocken und der Boden noch leicht feucht – besser kanns nicht sein.
Am Transfer von Stage fünf zu sechs ist es dann aber passiert. Das schwammige Gefühl in den Anliegern war zu stark, um es auf den losen Boden zu schieben und beim Blick auf den Hinterreifen wurde das Gefühl dann bestätigt. Luft war keine mehr drin. Beim Nachpumpen entwich alles sofort wieder durch den vier Zentimeter langen Schlitz auf der Seitenwand. Da hilft auch keine Salami mehr und Schlauch hatte ich wieder mal keinen dabei. Ich rollte also langsam weiter die Forststraße hinunter zum Start von Stage sechs in der Hoffnung, dass irgendwer mir einen Schlauch spendieren könne. Genau so ist es dann auch gekommen. Der Schlauch war schnell verbaut und ich bereit für den letzten Trail des Tages.
Luft gehalten hat der Schlauch jedoch genau für eine Kurve, dann war die Luft wieder draußen. Die Stage fuhr ich dann noch auf der Felge zuende und landete in der Tageswertung schlussendlich auf Platz 15.
Bei den Damen führte kein Weg an Hanna Steinthaler vorbei. Die amtierende Enduro Staatsmeisterin setzte sich gegen die Mitstreiterinnen durch. Bei den Herren konnte Lars Pfeifer alle anderen hinter sich lassen und gewann das Rennen. Alle Ergebnisse des Tages sowie die Bilder vom Wochenende findet ihr hier.
Mit einem fetten Grinsen im Gesicht und einem Patschen fuhr ich dann zum Auto und bald darauf auch wieder heim. Was für ein gelungenes Rennen und ein würdiger Abschluss vom Urlaub. Ich hoffe stark, dass es nächstes Jahr wieder mehr Stopps der enduro.tirol Serie geben wird. Es wird gemunkelt, dass der ein oder andere vielleicht wieder außerhalb der Tiroler Landesgrenzen stattfinden könnte.
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