Debüt im E-Bike-Racing

Michael PfuisiRennen

Burgenland Endurop 2024 Michi Pfuisi

Was macht man, wenn sich die Off-Season mit einem spontanen Endurorennen überschneidet? Man probiert mal etwas Neues aus. Für mich war es das E-Bike-Racing auf den Burgenland-Trails.


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E-Bike-Racen war für mich immer ein eher uninteressantes Thema. Einerseits weil ich kein Elektroradl besitze, andererseits weil ich der Meinung bin, dass vor allem Endurorennen mit einem normalen Radl einfach mehr Sinn machen. Die Transfers sind beim Großteil der Events sehr entspannt und auch innerhalb der Stages halten sich die Tretpassagen in Grenzen. Kurzum: Bisher für mich einfach irrelevant. Bisher. Denn vor Kurzem ist es dann doch passiert. Mein Name stand auf der Ergebnisliste im Reiter E-Bike. Aber wie, wo und vor allem warum?


Warum auf E?

Die Geschichte begann ein bisserl früher. Als gegen Ende des Sommers bekannt wurde, dass im November die Premiere des Burgenland Enduros stattfinden soll, war das eine ziemliche Überraschung. So spät noch ein Endurorennen zu fahren, wo die eigentliche Saison schon Wochen davor aus ist, steigerte meine Motivation darauf nicht gerade. Ein ewiges Hin und Her wurde dann aber mit der Idee besiegelt, dass es doch eine Gaudi wäre, mal wieder was Neues auszuprobieren. Das Burgenland ist ja ohnehin nicht das bergigste Gebiet Österreichs und das spiegelt sich auch in den Trails vor Ort wider. Allesamt lustige Wegerl, aber eher wenig steil und ziemlich tretlastig. Das Gebiet ist prädestiniert für E-Bikes. Jetzt musste nur noch ein solches her.

Mein Arbeitsgerät für das Burgenland Enduro. Elegant und verdammt lustig.

Dabei hat uns Bosch eBike Systems unter die Arme gegriffen und mir ein Radl für das Rennen zur Verfügung gestellt. Das Herzstück des Zweirads war der nigelnagelneue Bosch Performance Line CX Motor. Diesen haben wir hier schon vorgestellt. In Kombination mit dem PowerTube 600Wh Akku, kommt man nicht nur weit, sondern auch überall hinauf. An Kraft mangelt es dem Antrieb nicht.


Das Arbeitsgerät

Der größte Blickfang am Bike war aber bestimmt das schwarze Kasterl an der Gabel. Das Bosch ABS Pro für E-Mountainbikes konnte man in freier Wildbahn bisher kaum bestaunen. Es soll nicht nur ungewolltes Absteigen über das Vorderrad verhindern, sondern auch für mehr Bremstraktion sorgen.

Die Tage, die ich bisher auf einem E-Bike verbracht habe, lassen sich an zwei Händen abzählen. Viel Eingewöhnungszeit brauchte ich dennoch nicht. Das Radl fühlte sich von Anfang an, trotz grobem Setup, richtig gut an. Das kam mir sehr zu Gute, denn so konnte ich mich in den zwei Tagen mehr auf das Antriebssystem und vor allem das ABS Pro konzentrieren. Vorm ABS hatte ich im Vorfeld schon ein bisserl Respekt: Ob es so funktionieren würde, wie ich möchte? Ob es ein Eigenleben entwickeln würde? Diese Sorge war spätestens nach der ersten Ausfahrt adé. Denn von den rund 30 Auslösungen des Systems, habe ich lediglich eine merkbar wahrgenommen. Ist das ABS also eher umsonst? Um das zu testen, bin ich am nächsten Tag dann einfach eine Runde deaktiviert gefahren. Nach einem halben Trailabschnitt und fünf verbremsten Kurven holte mich nicht nur öfter das Hinterrad, sondern auch die Realität ein. Das gute Gefühl vom Vortag kam weniger von meinen schnellen Lernfähigkeiten für das Radl, sondern viel mehr vom ABS, das einiges für mich übernommen hat.


Im Rennbetrieb ganz anders…

Bosch E-Bike Cockpit
Die Unterstützungsstufen bei Bosch sind klar definiert und bieten immer ausreichend Support.

Das Rennen per se war dann aber noch einmal etwas komplett anderes und mir wurde klar, warum E-Bike-Racing ein bisserl ein komplexeres Thema ist. Die Trainingsrunde von gut 1.100 Höhenmetern absolvierten wir in gerade einmal zwei Stunden, inklusive Powerstage. Anstrengend war es dank der Unterstützung kaum, dafür umso lustiger. Meinen Nachbericht vom Burgenland Enduro mit allen Infos und Ergebnissen gibt es hier.

Der Renntag spielte sich dann aber schon ein wenig anders ab. Die Transferzeiten waren sehr entspannt, die Stages selbst aber kaum. Die flachen Stages fühlten sich oft an wie Pumptrack fahren und viele Passagen waren zu schnell für den Antrieb, der ab 25km/h regelkonform keine Unterstützung mehr bot.

Dafür gab es aber kein schöneres Gefühl, als wenn man bei einem Uphill in der Stage zu treten begann und merkte, wie der Turbo-Modus eingriff und man regelrecht nach vorne geschossen wurde. Die Uphillstage war für mich dadurch auch die lustigste des Tages. Das Wegerl war zwar nicht besonders technisch, aber recht kurvig, sodass man selten über die Grenzgeschwindigkeit kam. So macht E-Bike-Racen nicht nur Sinn, sondern auch (Typ 2) Spaß.

Am Ende des Tages reichte es dann für einen zweiten Platz. Das Siegerradl war aber das exakt gleiche Modell und auch Platz drei wurde auf dem neuen Bosch Performance Line CX Motor geholt. Wenn das kein Zeichen ist…

Das ABS Pro hat das Wochenende über eine starke Leistung geliefert. Zwar hatte ich weniger Auslösungen als auf den steileren Wegerln daheim, in manchen Situationen, wo ich mich schon über die Strecke hinaus schießen gesehen habe, rettete es mir den Lauf und einiges an Zeit. Dass so viele Profis in der E-EDR dieses System verwenden, macht seitdem für mich absolut Sinn. Vor allem am E-Bike, wo das Mehrgewicht für einen längeren Bremsweg sorgt, fühlt sich das Bremsverhalten wie bei einem normalen Radl an.

Die ABS-Statistik vom Renntag

Abschließend kann man sagen, dass E-Bike-Rennfahren ein komplett anderes Erlebnis ist. Die zusätzlichen Komponenten von Akku und Uphillpassagen verleihen dem Ganzen noch etwas mehr Komplexität. Für mich kann es das normale Rennfahren zwar nicht ersetzen, für manche Rennen stellt es aber eine Alternative dar, die ich mir auf jeden Fall in der Hinterhand behalten werde.

Burgenland Enduro E-Bike Podium
Das E-Bike Herren Podium war komplett mit dem neuen Bosch Performance Line CX Motor unterwegs.
Über den Author

Michael Pfuisi

Noch recht frisch in der Bike-Szene, aber schon vollkommen von diesem Enduro-Virus befallen. Das zeigt seine Trailpartie-Süchtelei inkl. Prolog-Erfolgen. Die Grazer Trails sind sein Heimrevier, das er immer öfter für Stages mit Zeitnehmung verlässt.

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