Der HOBBET #3 | Beim TÜV

Der HOBBETInside LINES

Der Hobbet

Fotos: Lex Karelly (Header), Friedrich Simon Kugi

Status Quo

In der letzten Folge wurde euch eindrucksvoll bewiesen, dass der HOBBET noch nicht zur Gänze den Gipfel seiner Leistungsfähigkeit erreicht hat. Aber wo hängt’s – Mensch oder Maschine? Allzu lange mussten die Köpfe nach der Trailpartie in Bruck an der Mur nicht zusammengesteckt werden um zu wissen, dass dem Transition Gerät wohl keine Schuld zugeschoben werden kann. Der menschliche Körper ist halt auch nur ein menschlicher Körper – in diesem Fall einer, der schon längere Zeit nicht mehr zielgerecht bewegt wurde. Der IST-Zustand soll also untersucht werden, wie es so schön heißt. Dafür eignet sich das Sportpark-Athletik Zentrum in Graz perfekt: Sportphysio, Leistungsdiagnostik, Sportpsychologie, Ernährungsberatung, Trainingsplanung – und das alles unter einem Dach! Die Jungs und Mädels trainieren Hobbysportler bis hin zu mehreren Olympoiniken. Also gerade gut genug für den HOBBET.

Ernährung kann ich, da macht mir keiner was vor! Aber so ein Leistungstest in Verbindung mit einer „Funktionsanalyse“ des Hobbet’schen Bewegungsapparats könnte doch aufschlussreich sein. Schlussendlich steht im Oktober die nächste Trailpartie ins Haus und da gilt es einen Platz in den Top 100 zu verteidigen…

Der Hobbet-3
Artgerechte Ankunft im Zentrum der Sportpark-Athletik

Tod durch Treten

Ab einem gewissen Alter macht es Sinn, die Pumpe des hauseigenen Körpers regelmäßig einer genaueren Inspektion zu unterziehen. Leistungsdiagnostik / Belastungsergometrie / Radfahren im Zuge einer Gesundenuntersuchung – wie man es auch nennen mag. Es wird weh tun! Noch mehr schmerzt es, wenn man in jungen Jahren jede Menge solcher Tests absolviert hat und die damals erreichten Watt-Werte sich irgendwo im Hinterkopf abgespeichert haben. Und noch viel mehr weh tut es dann, wenn man die erreichten Maximal Watt in Relation zum Körpergewicht setzt…


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Der Ablauf einer solchen Ergometrie mit standardisierten Bedingungen widerspricht dem Naturell eines HOBBET natürlich von Grund auf. Kein Spielraum für Ausreden am Materialsektor, störende Einflüsse von außen oder falsch eingeprägte Streckenabschnitte. Beim Treten am Stand geht es um ehrliche Leistung. Ein wahrer HOBBET versucht natürlich auch in solch ausweglosen Situation Erklärungen zu finden, die das Nicht-Erreichen der Zielvorgabe erklären können.

Der Hobbet
Da war die Welt noch in Ordnung! „Sport frei“ mit dem Sportwissenschafter meines Vertrauens

Die Vorgaben waren nicht äußerst komplex: So lange es geht mit ca. 80-90 Umdrehungen treten. Der gleichmäßige Anstieg des Widerstands ließ das Grinsen unter der Maske ziemlich schnell erstarren. Das „so lang wie es geht“ war dann doch relativ bald erreicht und der HOBBET musste seinen Laktat-getränkten Athletenkörper in Richtung Boden begeben.

Die Auswertung dieser heroischen Performance darf aus Datenschutz-Gründen an dieser Stelle nicht veröffentlicht werden. Es waren dann aber doch nicht „alle Watt“, die vom HOBBET erreicht wurden. Dafür jedoch ein paar wichtige Erkenntnisse, die im Zuge der Ergebnis-Besprechung vom Herrn Sportwissenschafter hervorgehoben wurden. Im intensiven Bereich ist gewaltig Luft nach oben, dafür ist die Grundlagenausdauer absolut ausbaufähig.


Beweg dich!

Am Standradl konnte der HOBBET also nicht wirklich überzeugen. Vielleicht kann er ja den zweiten Sportwissenschafter im Haus mit seiner von Gott gegebenen funktionellen Beweglichkeit beeindrucken. Der Gute ist in Insiderkreisen als Coach Apple bekannt. Er betreut mehrere Bundesliga-Vereine im Athletikbereich und arbeitet in seiner Folterkammer mit zahlreichen olympischen Kapazundern, wie beispielsweise der XC-Rakete Max Foidl. Nun also auch der Ritterschlag und Aufstieg in komplett neue Sphären für den MTB-begeisterten Trainer: eine Trainingseinheit mit dem HOBBET!

Bevor es ans Eingemachte geht wird ein sogenannter „Functional Movement Screen“ durchgeführt. Auch im Fall des HOBBET gab dieses standardisierte Testverfahren schonungslos Aufschluss über die Beweglichkeit und Stabilität des Bewegungsapparats.

Der Hobbet-3
…Geh leck!

Der Coach sagt:

Der Herr Trainer bemühte sich nicht sonderlich, die Enttäuschung des soeben Erlebten zu vertuschen. Er betont die Wichtigkeit der Mobilität als grundlegende Säule und absolute Basis. Nur wenn wir die Gelenke so bewegen können, wie es gedacht ist, sei verletzungsfreies Training möglich. Er glaubt tatsächlich, auch beim HOBBET mangelnde Rumpfstabilität und eingeschränkte Hüftmobilität erkannt zu haben. Die zwei absolut wichtigsten Dinge für uns Radlfahrer, wie er mir versichert. Höflichkeitshalber widerspreche ich nicht und versuche in der Zwischenzeit meinen Körper wieder in eine schmerzfreie Lage zu manövrieren. Die Frage nach irgendwelchen „Super-Hero-Workouts“ verkneife ich mir dezent und erkundige mich nach Übungen, die mir weiterhelfen können.

Insgeheim hoffe ich natürlich noch immer auf ein paar herzeigbare Workouts – am besten mit etwas Eisen. Coach Apple rollt in der Zwischenzeit die Yoga Matte aus und betont, dass man vom Beweglichkeits- und Stabitraining eigentlich nie zu viel machen kann. Das mit den Gwichtln kann sich der HOBBET also abschminken.

Martin Appel

So wie man die Kette schmiert und den Luftdruck kontrolliert, so sollte man sich auch körperlich aufs Biken vorbereiten, damit es wirklich Spass macht und nichts zwickt danach!

Martin Appel aka. Coach Apple


Starter Package

Dem HOBBET wurden ein paar Übungen mitgegeben, die speziell für Zeitgenossen geeignet sein sollen, die ihre Freizeit gerne am grobstolligen Zweirad verbringen. „Hifte, Hifte, Hifte und stabiler Rumpf“. Soviel hab ich schon mal gelernt. „Die Mobility-Übungen machen täglich Sinn, vor allem nach langem Sitzen oder Stehen. Prinzipiell kann man auch die Stability-Übungen täglich machen, 2-3x wöchentlich wäre auf jeden Fall zielführend. Ziel ist immer eine saubere Ausführung und man sollte 3-4 Sätze je Übung bis zum muskulären Brennen durchführen“, meint er, der Martin.

Die Übungsbeschreibungen stammen vom Folterknecht persönlich – der Athlet fügt an dieser Stelle lediglich seine subjektiven Empfindungen hinzu.


90 / 90 Sitz

Der HOBBET-3

Übungsbeschreibung Coach Apple

Ziel: Eine geschmeidige Hüft(rotation). So geht’s: Wie der Name schon sagt 90 Grad sind einmal das entscheidende Kriterium im Sprung-, Knie- und Hüftgelenk. Mit dem Oberkörper dann soweit wie möglich nach vorne lehnen (Brustbein parallel zum Oberschenkel), wieder aufrichten und dann das hintere Knie vom Boden abheben (Sprunggelenk bleibt am Boden), das vordere Knie so lange wie möglich aktiv am Boden halten – dann auf die andere Seite die Knie umlegen und wieder mit Vorlehnen starten.

Subjektives Empfinden des HOBBET

Ziemlich ungemütliche Ausgangsposition mit akuter Krampfgefahr im Bereich des gesamten Körpers. Wenn man das Krachen in der Hüfte ignorieren kann und seinen Kadaver tatsächlich auf die andere Seite hieven konnte, heißt das noch gar nichts. Denn geht der Spaß wieder von vorne los.


Couch Stretch

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Übungsbeschreibung Coach Apple

Ziel: Dem Couchpotato entgegensteuern! Halbkniestand, Fußschaufel des hinteren Beins auf der Sitzfläche der Couch ablegen, Oberkörper fürs Nationalteamfoto aufrichten, Hüfte des hinteren Beins aktivieren und dann noch die Hüfte leicht nach vorne schieben, bis eine Dehnung der Oberschenkelvorderseite spürbar ist.

Subjektives Empfinden des HOBBET

Couch ist normalerweise eine meiner Spezialdisziplinen. Das „stell dir vor, deine Fusschaufel liegt auf einer Couch auf“ half da nur bedingt weiter. Dehnung der Oberschenkelvorderseite wurde von stechendem Schmerz des aufliegenden Knies aber sowas von übertrumpft. Für den HOBBET und alle weiteren „Knie-MiMiMi´s“ eignet sich eine weiche Unterlage.


Tod im Vierfußstand

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Übungsbeschreibung Coach Apple

Ziel: Rund-um-Wohlfühl-Paket! Oft unterschätzt, aber richtig ausgeführt eine sprichwörtliche „Ganzkörperübung“. Im Vierfüßlerstand starten – Arme unter den Schultern, Knie unter der Hüfte, Rücken in neutraler Position. Dann diagonal einen Arm und ein Bein vom Boden lösen und parallel zum Boden ausstrecken. Rücken bleibt dabei stabil und verändert seine Position nicht. Wer ein „Update“ braucht – Knie leicht vom Boden heben (Schienbeine parallel zum Boden), Bewegungsausführung bleibt gleich.

Subjektives Empfinden des HOBBET

Die Ausgangsposition erinnert an das Ende der Happy Hour in meiner Standkneipe. Von all den durchgeführten Übungen war bei dieser einen kein schallendes Gelächter aus dem Hintergrund zu vernehmen. Somit dürft der HOBBET beim Vierfußstand absolut brilliert haben.


Dynamische Standwaage

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Übungsbeschreibung Coach Apple

Ziel: Gleichgewicht und eine starke hintere Kette. Aufrechter Stand, Oberkörper nach vorne lehnen, Rücken bleibt neutral. Standbein leicht beugen, Schwungbein Knie zu den Händen. Arme und Schwungbein werden gleichzeitig gestreckt, Standbein und Rücken bleiben unverändert.

Subjektives Empfinden des HOBBET

Ein echter HOBBET zuckt bei dem Wort „Waage“ natürlich mal anständig zusammen. Die Übung hat sich bis zur Durchsicht des entstandenen Bildmaterials recht solide angefühlt. Die spürbare Waagrechte ist mit einem HOBBETN-Whip zu vergleichen, bei dem man das Hinterradl gefühlt so weit von sich wegschleudert wie der Kaiser Peter. In Wahrheit brauchst an Winkelmesser um überhaupt irgendwas zu erkennen…


Dead Bug

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Übungsbeschreibung Coach Apple

Ziel: Rumpf ist Trumpf. In Rückenlage Arme nach oben strecken, Beine mit ca. 90 Grad in der Hüfte und Knie anwinkeln. Durch Aktivierung der Rumpfmuskulatur den Rücken am Boden „fixieren“ und dann diagonal im Wechsel Arme/Beine ausstrecken bis kurz vor Bodenkontakt

Subjektives Empfinden des HOBBET

Nach einigen Durchgängen wird die rechts-links Schwäche ausgemerzt und es läuft eigentlich recht harmonisch ab. Bis sich die Plauze plötzlich komplett verspannt und man Mühe hat, die komplexen Bewegungsvorgaben (Arm und Bein ausstrecken) auszuführen. Nachdem tote Käfer eher nicht mehr so lebendig aufhupfen, dauert es auch in meinem Fall einige Zeit den Hobbet’schen Körper wieder aufzurichten


Fazit

Einige spannende neue Erkenntnisse, die hoffentlich auch den zukünftigen Alltag des HOBBET bereichern werden. Mobilisierte Hüfte hin, stabilisierter Rumpf her: Es gibt nach wie vor eine einzige Übung, die für absolut alle Sportarten der grundlegendste aller Grundsteine zu sein scheint: Bizeps Curls!!!

Der HOBBET-3
Bizeps regelt – auch im Radsport

Ausblick

In den nächsten Wochen wird nun fleißig geturnt und in die Pedale getreten. Nachdem wir dieses Mal den Fokus auf den Mensch gelegt haben wird in der nächsten Folge die Maschine im Mittelpunkt stehen.

Über den Author

Der HOBBET

Runterwappeln geht auch mit Startnummer! Der HOBBET hat neue Ziele und greift im Jahr 2022 ins Renngeschehen ein.

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