Der HOBBET #2 | Endlich Rennfahrer

Der HOBBETInside LINES

Der Hobbet

Foto: Lex Karelly

Nach dem Intro wollte ich in dieser Ausgabe über die perfekte Aufbauphase, das umfangreiche Grundlagentraining gepaart mit den intensiven Intervall-Einheiten des Hobbeten erzählen. Hat leider in der Art und Weise nicht stattgefunden – deswegen gleich rein ins kalte Wasser: Corona hin – zu wenige Radlkilometer her. „Was soll schon sein wenn nix is!“


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Erster „Renneinsatz?“

Um einen ehrlichen Status Quo abzurufen hilft es nicht, seine Fabelzeiten auf Strava zu vertuschen. Nein, da gehört schon ehrliches, richtiges Racing auf den Speiseplan – oder eben der 2te Stopp der Trailpartie in Bruck an der Mur. Samstag Streckenbesichtigung und Gaude-Prolog. Sonntag dann 4 Stages inklusive 650 hm Treterei. Ein idyllisches Plätzchen um dem Rest der Welt zu zeigen, was man drauf hat. Eine solche Gelegenheit darf sich natürlich auch der HOBBET nicht entgehen lassen. Falls wider Erwarten kein Platzerl auf dem Stockerl frei sein wird, dann hat man als Edel-HOBBET natürlich schon mal jede Menge Ausreden mit im Gepäck.

Der Hobbet
Der HOBBET bei der Trailpartie.
Foto: Patrick Wasshuber

Verbale Rennvorbereitung

In seinem sozialen Umfeld muss man als HOBBET äußerst genau differenzieren. So gibt es doch kleine aber feine Unterschiede wenn man seine Mitmenschen über die bevorstehende Wochenendbeschäftigung in Kenntnis setzt. Die 3 wichtigsten Gruppierungen:

1) Arbeitskollegen

Oftmals haben diese Herrschaften relativ wenig mit grobstolligen Zweirädern zu tun. In diesem Fall ist es absolut legitim ein wenig die Heldenkeule zu schwingen. Schlussendlich handelt es sich doch um ein 2tägiges Mountainbike-Rennen, an dem man selbstverständlich teilnehmen wird! Man braucht ja auch Ziele im Leben und mit einer Startnummer am Lenker macht das Runterbolzen im Wald natürlich noch mehr Spaß.

2) Radler, die nicht an der Trailpartie teilnehmen

Als HOBBET bringt man dieser Gruppierung Verständnis entgegen. Schlussendlich muss man doch regelmäßig am Radl sitzen und vor allem fit sein, wenn man ein paar getimte Stages im Renntempo absolvieren möchte. Gegenüber diesen Zeitgenossen darf man auch ruhig sportliche Ziele äußern und ein wenig übertreiben. Gerne können Schlagworte wie „familienfreundlich“, „jedermann“, „Gaude“ in den Schilderungen verschwiegen werden. Es ist und bleibt ein Rennen mit Zeitnehmung und Startnummer!

3) Schnellere Radfahrer*innen

Bei all jenen, die richtig Radfahren können, betont man als HOBBET natürlich speziell die soziale Komponente einer solchen Zusammenkunft. Als Familienvater nutzt man die Möglichkeit, gemeinsam mit seinen Freunden 2 Tage am Bike zu verbringen. Man betont, wie selten man in letzter Zeit auf dem MTB gesessen hat und, dass man nach wie vor von der Corona-Erkrankung schwer gezeichnet ist. Dass es eine Zeitnehmung und Startnummern geben wird, nimmt man überrascht zur Kenntnis.


Samstag // Streckenbesichtigung und Gaude-Prolog

Die Beschreibung der Trailpartie lässt ja bereits vermuten, dass das Format auch für diejenigen geeignet sein soll, die sich nicht zu den absoluten Vollblut-Racern zählen. Also genau das Richtige für ein erstes „Rennluft schnuppern“. Wie es sich für einen richtigen HOBBET gehört, war das Material dafür besser vorbereitet als der darauf sitzenden Mensch. Mit dem Transition Patrol wird es wohl nur schwer möglich sein, Ausreden am Materialsektor zu suchen.

So gut es irgendwie geht versucht man, sich nicht anmerken zu lassen, dass man das erste Mal bei so einer Veranstaltung mit dabei ist. Mit dem Montieren der Startnummer steigt natürlich auch die Nervosität. Aus aerodynamischen Gründen wird sogar der heißgeliebte Vokuhila unter dem Helm versteckt. Aus Angst vor dem Hungertod werden noch schnell die 4000 kcal in Form von Clif Bars der Farbe Nach im Nierentascherl sortiert.

Der Streckenchef persönlich, Max Trafella, rät der übermotivierten Meute von einem morgendlichen Befahren der Trails ab. Zu stark sei der Regen der Vortage gewesen und in 2, 3 Stunden dürfte die Strecke nicht mehr ganz so rutschig sein. Also nochmal Beine hoch und Kalorienzufuhr bevor wir uns auf die Reise zum SchweizUNeben Trail machen.

Die Stages im Brucker Trailparadies sind bereits fix fertig ausgebandelt. Die Herangehensweise im Zuge der Streckenbesichtigung ist nicht überall dieselbe. Während die erfahreneren Artgenossen ihre Ideallinie ausprobieren, machte ich mich verzweifelt auf die Suche nach den „Stage-Ende“-Tafeln.

Ein rutschiger und lustiger Tag im Sattel endet mit folgender Mitteilung der Garmin Uhr: „Vorgeschlagene Erholungszeit: 4 Tage“.

Viel Gatsch.
Foto: Markus Wessig

Viel Spaß.
Foto: Markus Wessig

Zum Abschluss des Tages steht noch ein Prolog auf dem Programm: Ein Gleichmäßigkeits-„Rennen“, bei dem man mit einer zweiten Person zufällig zusammengelost wird. Das Pärchen mit dem geringsten Zeitabstand gewinnt und wird für den darauffolgenden Renntag artgerecht geschmückt. Insgeheim hat sich der HOBBET für diesen Prolog natürlich Siegeschancen ausgerechnet. Bis heute haben mein Wachauer Kompagnon und ich keine Erklärung dafür, wie wir diese Wertung aus der Hand geben konnten…


Sonntag // Renntag

Die ersten morgendlichen Schritte in Richtung Kaffemaschine geben mir relativ deutlich Auskunft über den allgemeinen Fitnesszustand. Die beinahe vierstellige (!) Höhenmetersammlerei des Vortages ist noch gut spürbar. „Körner sparen“ heißt die Devise und anstatt einer morgendlichen Streckenbesichtigung konzentriere ich mich nochmal auf das Wesentliche: Carboloading in seiner reinsten Form. Natürlich kurzkettige Kohlenhydrate – bin ja kein Anfänger! Semmerl, Kuchen, Obst und was sonst noch alles im Kofferraum zu finden ist. Die restlichen Müsliriegel noch schnell ins Bauchtascherl gepackt und los geht’s wohlgenährt und gut gelaunt Richtung Startlinie.

Der HOBBET mittendrin statt nur dabei – Startaufstellung für 150 Burschen und Mädels. Chip ausfassen und los gehts.

Sturzfreiheit

Natürlich kann auch ein echter HOBBET nicht ganz ohne Ziele den Weg zur Startlinie antreten. In meinem Fall sind die obersten Gebote des Tages: Sturzfreiheit und ein pausenfreies Durchfahren der Stages. Am Weg zur ersten Stage geht mir noch das „Bist dir sicher?“ des Starters durch den Kopf, nachdem er mit seinen Handballen meinen Reifendruck kontrollierte. Spätestens bei Kurve 2 ist dann Schluss mit Denken – viel mehr bin ich konzentriert mein erstes Ziel nicht gleich über Board zu werfen. Im anschließenden 600 hm Uphill ist anschließend genügend Zeit um mit den Mitstreitern die Erlebnisse aus der ersten Stage auszutauschen. Stage 2 und 3 sind für die Gewohnheiten des HOBBET dann doch eher auf der langen Seite. Vor allem der Gegenanstieg, den 147 der 150 Teilnehmer laufend/schiebend zurückgelegt haben, lässt die Herzfrequenz in Gefilde vordringen, die man ansonsten nur von einer Herzrhythmusstörung kennt.

Atmen, ATMEN!!!

Noch 30 sec. bis zum Start der letzten Stage. Der HOBBET ist bereit nochmal alles aus seinem verwöhnten Körper herauszuholen. Leichtes Kribbeln an der Oberschenkel-Innenseite spürbar. Noch 15 sec. – anständig durchschnaufen – das leichte Kribbeln wird dezent stärker und geht in Richtung „unangenehm“. Noch 5, 4, 3, 2 – Start. Es dürfte die 2te Kurbelumdrehung gewesen sein, bei der sich das unangenehme Ziehen in einen waschechten Krampf verwandelt hat. Etwas ungläubig und beschämt versuche ich durch Variieren der Fußstellung ein Ende dieses Zustands einzuleiten. Natürlich vergeblich. In der Zwischenzeit zwingen 2 „Fastbrezn“ den HOBBET sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Wenn dich die bessere Hälfte des LINES Chefs im Wald lautstark mit einem „Atmen, ATMEN!!!“ anfeuert, dann weißt du, dass dich dein Gefühl nicht täuscht und deine Misere trotz Vollvisierhelm nach außen erkennbar sein dürfte. Nur noch ein paar Kurven bis zur absoluten Glückseligkeit. In diesem speziellen Fall war das ein Lösen des Krampfes in Verbindung mit einigen Hopfen-Malz-Getränken.


Fazit

Was soll man sagen? Die Trailpartie hat einiges versprochen und alles gehalten. Unglaubliche Trails der Do Biker, superfeine Stimmung, gemütliche Leute. Mit dem Zeitnehmungschip der Startnummer 49 dürfte irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sein – abgesehen davon eine perfekte Organisation.

Ein perfekter Tag am Radl geht zu Ende.
Foto: Patrick Wasshuber

Ausblick

Wie an diesem Wochenende eindrucksvoll gezeigt, ist der Hobbet noch nicht zur Gänze austrainiert. In den kommenden Wochen werden ein paar Experten der Szene mit ins Boot geholt, um sich für den nächsten Schlagabtausch noch intensiver vorbereiten.

Der Hobbet

Der HOBBET schafft bei seinem ersten Antreten den Sprung in die Top 100!

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Runterwappeln geht auch mit Startnummer! Der HOBBET hat neue Ziele und greift im Jahr 2022 ins Renngeschehen ein.

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