From Dust till Dawn

Urban NiedermayrMaterial

ADEN Sports Powerkit Go

Die Idee von der Transformation von Bio- zu E-Bike ist bei Leibe nichts Neues. Die Herangehensweise von Aden jedoch schon. Es soll blitzschnell montiert bzw. demontiert sein und mit einem verhältnismäßig leichtem Zusatzgewicht trumpfen. Wir haben das PowerKit Go in gewohnten und ungewohnten Habitaten ohne StVO-Zulassung getestet, ganz nach dem Moto „You like it? Bike it!“


ADEN Sports Powerkit Go

Details

  • Akkuleistung: 360 Wh
  • Gesamtgewicht: 3,6 Kg
  • max. Geschwindigkeit ohne StVO: 35 km/h
  • max. Geschwindigkeit mit StVO: 25 km/h
  • Kraft: Spitzenleistung bis 700 Watt
  • Ladedauer: ca. 2 h
  • für Laufräder ab 26“
  • Preis: € 1.799.-

Montage

Die Montage fällt ziemlich leicht, auch für eher ungeübte Schrauber ist es keine Hexerei den E-Antrieb richtig zu montieren. Dank einer Art Zentrierlehre platziert man den Antriebsstrang mittig auf der Felge und befestigt ihn an den Speichen. Die 8×4 Schrauben fest zu ziehen ist mit das zeitaufwendigste der gesamten Montage. Den Motor befestigt man an der Unterseite der linken Kettenstrebe mittels Klettverschluss in Sekundenschnelle. Hat man Glück und ein geräumiges vorderes Rahmendreieck, so befestigt man den Akku mittels Halteplatte anstelle des Flaschenhalters und die Sache ist schon fast erledigt. Bei dem Testrad passt es um Haaresbreite nicht, deshalb kommt der Akku an die Unterseite des Unterrohrs. Da das Kit nicht wie ein übliches E-Bike per Pedalsensoren gesteuert wird, gibt es im Lieferumfang zwei Varianten um Gas zu geben. Einmal ein Daumengas, wie wir es vom Dropper-Remote kennen oder diejenigen von euch, die schon mal auf einem Quad gesessen sind. Oder die klassische Variante, wie wir sie von einem Motorrad kennen. Wir entscheiden uns für erstes und platzieren es zwischen Grips und Bremse. Die Kabel werden noch am Rahmen fest getaped und schon sind wir fertig mit der Montage.


Verarbeitung

Das Kit wird größtenteils in der hauseigenen Fertigungsstraße produziert und montiert und das, dem deutschen Ingenieurskunst-Klischee entsprechend, sehr hochwertig. Akku und Motor fallen sehr kompakt und formschön gestaltet aus. Lediglich die Armaturen entsprechen nicht ganz dem Rest. Die Haptik der Kunststoffteile lassen etwas zu wünschen übrig und machen den Eindruck von einem billigen Roller aus Fernost zu stammen. Sie sind für eine kompromisslose Montage noch nicht zu hundert Prozent ausgereift. Die Platzierung des Daumengass funktionierte nicht ohne die Grips zu demontieren und die gewohnte/gewollte Anordnung von Bremse-Dropper-Remote bzw. Bremse-Schaltung zu verändern. Der äußerst dicke Gashebel alla „Motostyle“ kam für mich nicht in Frage.


Auf und abseits der Trails bzw. am Weg dorthin

Bereits bei der ersten Probefahrt um den Block wird klar: es fährt sich anders als ein Fahrrad mit Tretkurbelantrieb. Zu verlockend ist der mühelose Vortrieb, schnell verzichtet man auf das Treten und genießt einzig und alleine den Fahrtwind im Haar. Was sofort auffällt, der gewohnte Sattel fühlt sich nicht richtig an. Einmal die Neigung und auch der Komfort. Es kann jetzt ruhig etwas komfortabler sein und der Wunsch nach einem Sofasattel macht sich bemerkbar. Weiters stellen wir die Sinnhaftigkeit der eh schon kurzen 165 Kurbel infrage. Generell stellen wir uns die Frage, ob es überhaupt noch einen herkömmlichen Antrieb benötigt. Aber später mehr dazu.

Im Flachen ist man im Nu am Tempolimit 35 km/h angelangt. Jedoch im Steilen sind die 250 Watt bald am Limit und man muss dann doch noch in die Pedale treten um ans Ziel bzw. zum Trailhead zu gelangen. Die 360 Wh reichen eher für eine schnelle Feierabendrunde als für eine ausgiebige Tagestour. Für längere Ausfahrten ist das gute Teil aber kompatibel mit einem Rucksack – Akku. Wer jedoch nach mehr Power ächzt, dem empfehlen wir das Powerkit Sport. Dieser Powerkit ist für ruppigere und extremere Einsatzgebiete gedacht. Das zusätzliche Gewicht am Bike fällt uns nicht sonderlich auf, Hinterrad versetzten fühlt sich wie gewohnt an. Lediglich den Akku spüren wir etwas, wenn man das Vorderrad anheben will. Was sich jedoch bemerkbar macht ist das klappern des Motors. Nach wilden Wurzel- oder Steinfelder machen wir mehrmals Pause um zu prüfen, ob noch alles so ist wie es sein soll. Des weiteren ist uns zweimal nach wilden Passagen der Keilriemen vom Zahnkranz gerutscht. Das Problem war aber Ruckzuck wieder beseitigt. Störend empfanden wir den leichten Widerstand des Antriebs. Laut Aden soll der nicht spürbar sein, wir bemerkten dennoch das beim Pedalieren einige Watt eingebüßt werden müssen.

Wie vorher schon angekündigt, stellten wir uns die Frage ob es den herkömmlichen Antrieb noch benötigt. Wenn es nach unserem Tester geht, gibt es eine klare Antwort: Nein. Inspiriert von Remy Morton pfeifen wir auf Kette und Kassette und testen das Ganze „chainless“ in der flachsten Landeshälfte Österreich. Am äußersten Rande des Marchfelds kreiselten wir für Stunden Donuts in den sandigen Boden. Das Nachrüstkit hat das Potenzial aus augenscheinlich ungeeigneten und langweiligen Gebieten nun MTB-taugliche Landkreise zu generieren. Das taugt uns!


Für wen bin ich?

Müsste ich eine Zielgruppe auswählen, dann würde ich ganz klar sagen: für Marchfeld Downhiller! Nun ist es endlich möglich auch in der flachsten Region Österreichs richtig zu ballern. Leute, die keine Hänge haben um Schwung zu holen, aber dennoch mit ihren Bigbikes Spaß haben wollen. Für all jene, die ihren alten Bikes im Sinne der Nachhaltigkeit eine zweite Chance geben und sie wieder aus dem Keller holen wollen, um eine schnelle Feierabendrunde zu machen. Wer nach einer längeren Verletzungspause bzw. Krankheit sein Comeback antreten will und sein Enduro kurzerhand zum E-Bike umbauen möchte bis zur vollendeten Regeneration. Oder für jene, die „schweissfleckfrei“ über die Hometrails in die Arbeit düsen wollen. All jene, die nach richtigem Downhill Spaß Ausschau halten sollten alternativ zum Powerkit Sport greifen.

ADEN Sports Powerkit Go
ADEN Sports Powerkit Go

Verbesserungswünsche

Die Armaturen um Gas zu geben sollten eleganter sein. Das Daumengas ist nicht ohne Kompromisse zu montieren, was Schlankeres mit einem Scharnier wäre ideal. Weiters wäre eine Bluetooth-Steuerung wünschenswert. Somit spart man sich die unschöne „Aufputz“- Kabelführung. Der zweite mitgelieferte Gashebel wird für Menschen mit kleinen Händen zu dick sein, sodass sie ihn nicht fest genug halten können.


Fazit

Das Aden PowerKit Go macht aus jedem Bike eine absolute Funbikemaschine irgendwo zwischen Pitbike und MTB. Macht im Flachen super viel Spass, ideal um Kurven und Manuals zu üben.

Über den Author

Urban Niedermayr

Ob Architekt, Bikeguide, Designer, Grafiker, Künstler, Mechaniker, Redakteur, Shaper oder Trailscout, Urban ist unser Multitool und für Alles zu haben.

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